Augsburger Allgemeine (Land West)
Behandlung von MukovisidosePatienten scheint gesichert
Krankheit Nach langem Tauziehen werden die Erwachsenen jetzt im Augsburger Uniklinikum behandelt. Zuletzt hatte sich Bayerns Gesundheitsminister eingeschaltet. Welche Lösung es nun gibt
Noch zu Weihnachten fürchteten Augsburger Mukoviszidose-Patienten um ihre Behandlung, weil die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) der langjährigen Betreuung durch das Josefinum einen Riegel vorgeschoben hatte. Jetzt ist in die Angelegenheit aber Bewegung gekommen. Nach Berichten von Betroffenen hat das Universitätsklinikum Augsburg (UKA) die Behandlung aufgenommen. Die Sache war zuletzt auf dem Schreibtisch von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gelandet, der auch das Wissenschaftsministerium eingeschaltet hatte.
Über Jahre mussten in Augsburg Erwachsene, die an der Erbkrankheit Mukoviszidose leiden, um ihre Behandlung bangen. Hintergrund ist, dass es für die Krankheit bislang keine gewachsenen Behandlungsstrukuren gibt. Die Krankheit führte früher in jungen Jahren zum Tod – erst durch Fortschritte in der Medizin gibt es in der Zwischenzeit auch erwachsene MukoviszidosePatienten.
Bis zum Ende des vergangenen Jahres betreute eine spezialisierte Kinderärztin am Josefinum ihre Patienten bis ins Erwachsenenalter hinein. Notwendig war dafür eine sogenannte „persönliche Ermächtigung“durch die KVB, die jetzt nicht mehr erteilt wurde.
Die KVB argumentierte, dass aufgrund rechtlicher Vorgaben die betroffene Kinderärztin nicht dauerhaft Erwachsene behandeln könne. Die weitere Versorgung der Patienten habe in spezialisierten Kliniken und pneumologischen Praxen zu erfolgen. Das Problem in Augsburg war, dass aufgrund von Finanzierungsfragen zunächst strittig war, ob das UKA die Behandlung übernehmen würde. Niedergelassene Ärzte schieden – auch nach Aussage der KVB – aufgrund der Komplexität der Krankheit und der extrem teuren Behandlung aus.
Jetzt hat sich Gesundheitsminister Holetschek zu Wort gemeldet. Der Augsburger Landtagsabgeordnete Harald Güller (SPD) hatte im Dezember einen Brandbrief an die damalige Ministerin Melanie Huml (CSU) geschrieben, um die Behandder Mukoviszidose-Kranken sicherzustellen.
In seinem Schreiben an den Landtagskollegen Güller schreibt Holetschek, dass das Vorgehen der KVB grundsätzlich den gesetzlichen Erfordernissen entsprach. Auch wenn die Weiterbehandlung junger Patienten durch Kinderärzte während des Übergangs in die Erwachsenenmedizin möglich sei, bestehe doch grundsätzlicher Konsens darüber, dass das Ziel dieser Weiterbehandlung eben nur eine Überleitung in die Erwachsenenmedizin und nicht die unbegrenzte Weiterbehandlung in der Kinder- und Jugendmedizin sein könne. Holetschek weist darauf hin, dass das Auslaufen der diesbezüglichen Ermächtigung der Ärztin weder unvermittelt noch unvorhersehbar eingetreten sei. Insofern wäre ein Vorbereiten auf die sich abzeichnende Änderung bereits auch schon lange vor Weihnachten 2020 möglich gewesen, kritisiert der Minister.
Für die Behandlung in der Hochschulambulanz des Universitätsklinikums Augsburg sei nach den gellung tenden Bestimmungen eine Überweisung der betroffenen Patienten durch einen niedergelassenen Facharzt notwendig. Diese sei dann aber bis zu vier Quartale lang gültig, sofern es sich dabei um dieselbe Erkrankung handle. Damit sei nach Ansicht der KVB vorbehaltlich einer Überweisung durch einen niedergelassenen Facharzt die Möglichkeit einer Versorgung von erwachsenen Mukoviszidose-Patienten durch das UKA auch tatsächlich gegeben, so Holetschek.
Die KVB habe seinen Mitarbeitern
versichert, dass sie Patienten aus der Region Augsburg gerne bei der Vermittlung eines kurzfristigen Termins bei einem Facharzt unterstütze, damit diese dort die notwendigen Überweisungen erhalten können, so der Minister weiter.
In der Praxis scheint das zu klappen, wie Mukoviszidose-Patientin Sara Grappasonno berichtet. Sie habe Anfang des Jahres schnell einen Termin in einer pneumologischen Praxis in Augsburg bekommen. Allerdings habe man ihr erklärt, dass sie alle drei Monate in der Praxis erscheinen müsse und nicht wie vom Ministerium angegeben jährlich. Auch dass sie dort jedesmal eine pneumologische Untersuchung über sich ergehen lassen müsse, will der Patientin nicht einleuchten. „Ich habe das Gefühl, dass da die niedergelassenen Ärzte auch noch etwas verdienen sollen“, so Grappasonno.
Von der Behandlung im Uniklinikum ist sie sehr angetan. Sie sei beim ersten Besuch umfassend untersucht worden – künftig solle es für die Mukoviszidose-Patienten dort neben der Behandlung jährliche Gesundheitschecks geben. Auch dass sämtliche Untersuchungen jetzt im UKA stattfinden können, lobt die Patientin. Mukoviszidose ist eine Multiorganerkrankung, die eine Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen erforderlich macht. „Wenn alles so bleibt, hat sich unsere Situation endlich zum Positiven entwickelt“, ist Sara Grappasonno nun vorsichtig optimistisch.