Augsburger Allgemeine (Land West)
Familien werden massiv benachteiligt
Zur Situation von Familien mit Grund schulkindern im Lockdown:
Wir sind eine Familie mit drei Grundschulkindern. Alle drei gehen normalerweise nach der Schule in den Hort. Jetzt im Lockdown betreuen mein Mann und ich sie abwechselnd. Beide müssen wir das Homeschooling mit unseren Arbeitsverpflichtungen unter einen Hut bringen. Wie in vielen anderen Familien ist diese anhaltende Doppelbelastung sehr anstrengend für uns alle. Doch damit nicht genug: obwohl wir unsere Kinder zuhause betreuen, müssen wir den vollen Betrag für die Hortbetreuung bezahlen (monatlich 615,75 Euro). Ob und in welchem Umfang die Beiträge zurückerstattet werden ist völlig ungewiss, da die Kosten für Einrichtungen von freien Trägern vom Freistaat nicht vollständig und auch erst später ersetzt werden. Das ist für uns und viele anderen Familien eine erhebliche finanzielle Belastung, auch weil wir aktuell berufliche Einbußen haben. Ebenso werden Eltern, die ihre Kinder nur teilweise in die Notbetreuung schicken, mit dem vollen Betrag belastet - sobald das Kind an mehr als fünf Tagen im Monat die Einrichtung besucht. Ich finde es mehr als irritierend, dass sich Familien, die sich solidarisch verhalten und ihre Kinder soweit es geht zu Hause betreuen, um Kontakte zu reduzieren - wie es die Stadt Augsburg und der Freistaat Bayern ausdrücklich fordern - finanziell bestraft werden. Da liegt die Versuchung, die Kinder eben doch in die Notbetreuung zu schicken, um wieder voll arbeiten zu können, doch leider sehr nahe.
Sophie Proske, Augsburg