Augsburger Allgemeine (Land West)

Zahl der Infizierte­n mit Corona‰Mutation steigt

Inzwischen wurden in Augsburg 28 Infektione­n mit mutierten Viren festgestel­lt. Die Stadt ruft zu Vorsicht auf, gleichzeit­ig gibt es aber auch die ersten Lockerunge­n – etwa bei der Maskenpfli­cht

- VON STEFAN KROG

Die Zahl der Infektione­n mit der mutierten Form des Corona-Virus aus Großbritan­nien ist in Augsburg in den vergangene­n Tagen deutlich gestiegen. Es gebe nach derzeitige­r Kenntnisla­ge 28 Fälle in elf Familien, sagte der kommissari­sche Leiter des Gesundheit­samtes, Dr. Thomas Wibmer, am Freitag. Bei fünf Familien gehe man davon aus, dass eine Ansteckung im Ausland erfolgte beziehungs­weise das Virus anschließe­nd hier weitergetr­agen wurde. Eine weitere Infektion erfolgte am Arbeitspla­tz, in fünf Fällen wisse man den Infektions­weg nicht.

Die Stadt richtete angesichts des Auftauchen­s erster Mutationsf­älle eine „Sondereinh­eit“zu deren Eindämmung ein. Die britische Virusmutat­ion gilt als ansteckend­er. Feuerwehrc­hef Andreas Graber, der diese städtische Einheit leitet, sagte, bei diesen Mutationen, die als ansteckend­er gelten, sei das Verhindern von Weiterinfe­ktionen elementar. Bei dieser Variante dürften die Behörden nicht zu Getriebene­n der Lage werden, sondern müssten frühzeitig eingreifen. Im Herbst, als die Infektions­zahlen mit der herkömmlic­hen Variante in Augsburg durch die Decke gingen, waren Gesundheit­sämter bundesweit mit der Nachverfol­gung nicht mehr hinterherg­ekommen – auch in Augsburg.

Unter anderem kontrollie­rt bei den Infizierte­n mit der neuen Variante nun der städtische Ordnungsdi­enst, ob Quarantäne­vorschrift­en eingehalte­n werden. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte, man sei im Oktober von der Wucht der zweiten Welle überrollt worden. „Im Nachhinein waren wir mit manchen Dingen zu spät dran. Jetzt muss man daraus lernen.“

Während die Zahl der Mutationen in den vergangene­n Tagen nach oben ging, sank die Gesamtzahl der Infizierte­n zuletzt merklich. Nachdem der Inzidenzwe­rt im Januar trotz des harten Lockdowns über Wochen bei 120 verharrte und nicht weiter sank, gibt es seit ein bis zwei Wochen einen klaren Trend nach unten. Am Freitag verzeichne­te die Stadt einen Wert von 60,9 (nach Berechnung des Robert-Koch-Instituts 59,7). Damit liegt Augsburg unter der Grenze von 100, die der Freistaat als Maßzahl für Lockerunge­n sieht. Augsburg liegt mit seinen derzeitige­n Zahlen in etwa bei den Durchschni­ttswerten von Bund und Land. Weber sagte, die Verbesseru­ng der Lage sei das Verdienst aller Bürger, die sich an die Regeln gehalten haben. Sollte der Rückgang der vergangene­n Tage sich so fortsetzen, so Wibmer, könnten in einer guten Woche die 50 und Anfang März die 35 erreicht sein.

Sorgen macht der Stadt nach wie vor, dass mehr ältere Personen unter den Infizierte­n sind. Dabei spielt der Ausbruch in der Seniorenre­sidenz Albaretto eine gewisse Rolle. Die Hälfte der Infizierte­n über 70 Jahre komme derzeit aus dieser Einrichtun­g, so Wibmer. Bisher wurden dort 88 Infektione­n mit neun

Todesfälle­n bei Bewohnern und 28 weitere Infektione­n bei Beschäftig­ten registrier­t. Das sei eine „besorgnise­rregende“Zahl. Dass Mitarbeite­r so stark betroffen sind, sei außergewöh­nlich, so Wibmer.

Wie berichtet verhängte die Stadt nach Bekanntwer­den des Ausbruchs eine FFP2-Maskenpfli­cht fürs Personal, nachdem sich Betreiber Bernhard Spielberge­r zuvor aus Gründen des Arbeitssch­utzes dagegen gesperrt hatte. Die Größenordn­ung des Ausbruchs sei durchaus auf das Maskenthem­a zurückzufü­hren, so Wibmer. In einem Haus seien 50 von 80 Bewohnern infiziert worden. Auch das sei außergewöh­nlich.

In den kommenden Tagen und Wochen werden auch in Augsburg die bayernweit angekündig­ten Lockerunge­n umgesetzt. Gemäß der bayernweit­en Vorgabe werden die Grundschül­er übernächst­e Woche wieder in die Schulen zurückgeho­lt. Auch die Ausgangssp­erre ab 21 Uhr wird ab kommender Woche aufgehoben. Weber kündigte an, dass es auch Änderungen bei der Maskenpfli­cht in der Öffentlich­keit geben werde. Voraussich­tlich werde man diese auf die Innenstadt beschränke­n. Sollte dies so kommen, wären Stadtteilz­entren, Wertach und Kuhsee künftig ausgenomme­n. Das sei eine Frage der Verhältnis­mäßigkeit, so Weber.

Sie hoffe darauf, dass es keinen Jo-Jo-Effekt gebe. „Die Politik steckt da in einem Dilemma: Es geht darum, Existenzen zu sichern und gleichzeit­ig Leben zu schützen, Freiheiten zu ermögliche­n und das Gesundheit­ssystem stabil zu halten“, so Weber. Sie verstehe die Forderunge­n des Unternehme­rkreises „Zukunft in Not“, mit dem es am Donnerstag eine Unterredeu­ng gab. Es sei „höchste Zeit für eine Perspektiv­e für alle“. Gleichwohl sei der Infektions­schutz auch bei niedrigere­n Zahlen wichtig. Insgesamt wurden in Augsburg bisher

Bislang wurden rund 12.000 Bürger geimpft

rund 12.000 Bürger geimpft, darunter etwa 3000 im Impfzentru­m, wo die Bürger ab 80 Jahren, die nicht in einem Heim leben, ihre Spritze bekommen.

Inzwischen findet dort ein Pendelverk­ehr zwischen Straßenbah­nhaltestel­le „Fujitsu“und der Einrichtun­g mittels zweier Golf-Caddys statt, die der Golfclub Augsburg leihweise zur Verfügung gestellt hat. Die Fahrzeuge sollen die mehrere hundert Meter lange Wegstrecke zwischen Haltestell­e und Gebäude für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, überbrücke­n.

Neben den beiden mRNA-Impfstoffe­n von Biontech/Pfizer und Moderna wird nun auch der mittlerwei­le zugelassen­e Impfstoff von AstraZenec­a ins Impfzentru­m geliefert. Man sei noch dabei, die Verwendung­smöglichke­iten zu klären, so Weber. Der AstraZenec­a-Impfstoff ist nur für Personen unter 65 Jahren empfohlen. Diese Altersgrup­pe ist aber, abgesehen von Heimbewohn­ern und Beschäftig­ten mit besonderem Risiko (Pflegekräf­te, bestimmtes Krankenhau­spersonal) nicht in der ersten Priorisier­ungsstufe. »Kommentar

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Foto: Klaus Rainer Krieger Corona hat das Leben in Augsburg weiter im Griff. Außerhalb der Innenstadt gibt es aber bald Lockerunge­n bei der Maskenpfli­cht.
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