Augsburger Allgemeine (Land West)
Zahl der Infizierten mit CoronaMutation steigt
Inzwischen wurden in Augsburg 28 Infektionen mit mutierten Viren festgestellt. Die Stadt ruft zu Vorsicht auf, gleichzeitig gibt es aber auch die ersten Lockerungen – etwa bei der Maskenpflicht
Die Zahl der Infektionen mit der mutierten Form des Corona-Virus aus Großbritannien ist in Augsburg in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Es gebe nach derzeitiger Kenntnislage 28 Fälle in elf Familien, sagte der kommissarische Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Thomas Wibmer, am Freitag. Bei fünf Familien gehe man davon aus, dass eine Ansteckung im Ausland erfolgte beziehungsweise das Virus anschließend hier weitergetragen wurde. Eine weitere Infektion erfolgte am Arbeitsplatz, in fünf Fällen wisse man den Infektionsweg nicht.
Die Stadt richtete angesichts des Auftauchens erster Mutationsfälle eine „Sondereinheit“zu deren Eindämmung ein. Die britische Virusmutation gilt als ansteckender. Feuerwehrchef Andreas Graber, der diese städtische Einheit leitet, sagte, bei diesen Mutationen, die als ansteckender gelten, sei das Verhindern von Weiterinfektionen elementar. Bei dieser Variante dürften die Behörden nicht zu Getriebenen der Lage werden, sondern müssten frühzeitig eingreifen. Im Herbst, als die Infektionszahlen mit der herkömmlichen Variante in Augsburg durch die Decke gingen, waren Gesundheitsämter bundesweit mit der Nachverfolgung nicht mehr hinterhergekommen – auch in Augsburg.
Unter anderem kontrolliert bei den Infizierten mit der neuen Variante nun der städtische Ordnungsdienst, ob Quarantänevorschriften eingehalten werden. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, man sei im Oktober von der Wucht der zweiten Welle überrollt worden. „Im Nachhinein waren wir mit manchen Dingen zu spät dran. Jetzt muss man daraus lernen.“
Während die Zahl der Mutationen in den vergangenen Tagen nach oben ging, sank die Gesamtzahl der Infizierten zuletzt merklich. Nachdem der Inzidenzwert im Januar trotz des harten Lockdowns über Wochen bei 120 verharrte und nicht weiter sank, gibt es seit ein bis zwei Wochen einen klaren Trend nach unten. Am Freitag verzeichnete die Stadt einen Wert von 60,9 (nach Berechnung des Robert-Koch-Instituts 59,7). Damit liegt Augsburg unter der Grenze von 100, die der Freistaat als Maßzahl für Lockerungen sieht. Augsburg liegt mit seinen derzeitigen Zahlen in etwa bei den Durchschnittswerten von Bund und Land. Weber sagte, die Verbesserung der Lage sei das Verdienst aller Bürger, die sich an die Regeln gehalten haben. Sollte der Rückgang der vergangenen Tage sich so fortsetzen, so Wibmer, könnten in einer guten Woche die 50 und Anfang März die 35 erreicht sein.
Sorgen macht der Stadt nach wie vor, dass mehr ältere Personen unter den Infizierten sind. Dabei spielt der Ausbruch in der Seniorenresidenz Albaretto eine gewisse Rolle. Die Hälfte der Infizierten über 70 Jahre komme derzeit aus dieser Einrichtung, so Wibmer. Bisher wurden dort 88 Infektionen mit neun
Todesfällen bei Bewohnern und 28 weitere Infektionen bei Beschäftigten registriert. Das sei eine „besorgniserregende“Zahl. Dass Mitarbeiter so stark betroffen sind, sei außergewöhnlich, so Wibmer.
Wie berichtet verhängte die Stadt nach Bekanntwerden des Ausbruchs eine FFP2-Maskenpflicht fürs Personal, nachdem sich Betreiber Bernhard Spielberger zuvor aus Gründen des Arbeitsschutzes dagegen gesperrt hatte. Die Größenordnung des Ausbruchs sei durchaus auf das Maskenthema zurückzuführen, so Wibmer. In einem Haus seien 50 von 80 Bewohnern infiziert worden. Auch das sei außergewöhnlich.
In den kommenden Tagen und Wochen werden auch in Augsburg die bayernweit angekündigten Lockerungen umgesetzt. Gemäß der bayernweiten Vorgabe werden die Grundschüler übernächste Woche wieder in die Schulen zurückgeholt. Auch die Ausgangssperre ab 21 Uhr wird ab kommender Woche aufgehoben. Weber kündigte an, dass es auch Änderungen bei der Maskenpflicht in der Öffentlichkeit geben werde. Voraussichtlich werde man diese auf die Innenstadt beschränken. Sollte dies so kommen, wären Stadtteilzentren, Wertach und Kuhsee künftig ausgenommen. Das sei eine Frage der Verhältnismäßigkeit, so Weber.
Sie hoffe darauf, dass es keinen Jo-Jo-Effekt gebe. „Die Politik steckt da in einem Dilemma: Es geht darum, Existenzen zu sichern und gleichzeitig Leben zu schützen, Freiheiten zu ermöglichen und das Gesundheitssystem stabil zu halten“, so Weber. Sie verstehe die Forderungen des Unternehmerkreises „Zukunft in Not“, mit dem es am Donnerstag eine Unterredeung gab. Es sei „höchste Zeit für eine Perspektive für alle“. Gleichwohl sei der Infektionsschutz auch bei niedrigeren Zahlen wichtig. Insgesamt wurden in Augsburg bisher
Bislang wurden rund 12.000 Bürger geimpft
rund 12.000 Bürger geimpft, darunter etwa 3000 im Impfzentrum, wo die Bürger ab 80 Jahren, die nicht in einem Heim leben, ihre Spritze bekommen.
Inzwischen findet dort ein Pendelverkehr zwischen Straßenbahnhaltestelle „Fujitsu“und der Einrichtung mittels zweier Golf-Caddys statt, die der Golfclub Augsburg leihweise zur Verfügung gestellt hat. Die Fahrzeuge sollen die mehrere hundert Meter lange Wegstrecke zwischen Haltestelle und Gebäude für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, überbrücken.
Neben den beiden mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna wird nun auch der mittlerweile zugelassene Impfstoff von AstraZeneca ins Impfzentrum geliefert. Man sei noch dabei, die Verwendungsmöglichkeiten zu klären, so Weber. Der AstraZeneca-Impfstoff ist nur für Personen unter 65 Jahren empfohlen. Diese Altersgruppe ist aber, abgesehen von Heimbewohnern und Beschäftigten mit besonderem Risiko (Pflegekräfte, bestimmtes Krankenhauspersonal) nicht in der ersten Priorisierungsstufe. »Kommentar
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