Augsburger Allgemeine (Land West)
Städtische Mitarbeiter haben trotz Corona faschingsfrei
An Feiern ist nicht zu denken. Warum die Stadt trotzdem an der Tradition des Faschingsdienstags festhält
Der Fasching in Augsburg ist schon in normalen Jahren eine eher ruhige Angelegenheit. Es gibt Faschingsvereine, die tapfer ein Programm und auch Bälle organisieren. Doch so richtig will der Funke der Fröhlichkeit auf die Mehrheit der Augsburger nicht überspringen. Verkleidete Faschingsnarren verirren sich während der „tollen Tage“nur vereinzelt in die Stadt. Dennoch ist es traditionell so, dass bei Behörden und teils auch bei Firmen der Nachmittag des Faschingsdienstags frei ist. Dieses Jahr wäre das zwar noch weniger nötig als sonst – immerhin ist quasi alles, was Spaß macht, wegen Corona verboten. Doch bei der Stadt Augsburg und auch bei manchen privaten Geschäften hält man an der Tradition des freien Dienstagnachmittags fest.
Alle Beschäftigten, die nicht aus irgendwelchen Gründen dringend am Arbeitsplatz sein müssen, bekommen frei. Betroffen davon ist unter anderem der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS). Die Müllabfuhr fährt regulär. Es werden also echte Müllmänner sein, die man in den Straßen antrifft. Und nicht etwa ganz hartnäckige Faschingsnarren. Am Dienstag sind die Wertstoffhöfe und das Kundencenter des AWS aber nur bis 12 Uhr geöffnet. Auch andere städtische Dienststellen sind nachmittags zu. Hat bei der Stadt einfach nur jemand vergessen, dass dieses Jahr alles anders ist?
Nein. Frank Pintsch (CSU), der für Ordnung und Personal zuständige Referent in der Augsburger Stadtregierung sagt, die Faschingstradition werde ganz bewusst hochgehalten. Er sagt auf Anfrage: „Seitens der Stadtspitze wurde entschieden, die übliche Regelung mit einer Dienstbefreiung am Nachmittag des Faschingsdienstags beizubehalten.“Er begründet das nicht mit dem Faschingsvirus – sondern mit dem Coronavirus. Die Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie führten dazu, dass viele Dienststellen der Stadt unter „enormen Herausforderungen“arbeiten, so Ordnungsreferent Pintsch. Und so lautet die frohe Botschaft: „Wir möchten allen Kolleginnen und Kollegen mit der Beibehaltung der üblichen Regelung unsere Wertschätzung für ihren Einsatz zum Ausdruck bringen, dies auch in gegenseitiger Abstimmung mit anderen Städten.“
Auch der Augsburger Stadtmarkt, der schon vielen Stürmen der Zeit getrotzt hat, trotzt dem diesjährigen Faschings-Aus. Hier ist am Dienstag ebenfalls schon um 13 Uhr Schluss. Am Aschermittwoch öffnen die Stände dann pünktlich um sieben Uhr wieder. Der Absatz von Rollmöpsen, angeblich ja ein Wundermittel gegen partybedingte Kopfschmerzen, dürfte auf dem Stadtmarkt aber sehr überschaubar ausfällen. Viel Kehraus ist nicht drin in diesem Jahr.
● 7TageInzidenz: 59,7 (Neuinfektionen pro 100.000 Ein wohner in 7 Tagen)
● aktuell positiv Getestete: 471
● Todesfälle bisher: 303
● CoronaPatienten auf Intensiv station: 26 (davon 9 beatmet)
● Intensivbetten frei: 23