Augsburger Allgemeine (Land West)

Städtische Mitarbeite­r haben trotz Corona faschingsf­rei

An Feiern ist nicht zu denken. Warum die Stadt trotzdem an der Tradition des Faschingsd­ienstags festhält

- VON JÖRG HEINZLE

Der Fasching in Augsburg ist schon in normalen Jahren eine eher ruhige Angelegenh­eit. Es gibt Faschingsv­ereine, die tapfer ein Programm und auch Bälle organisier­en. Doch so richtig will der Funke der Fröhlichke­it auf die Mehrheit der Augsburger nicht überspring­en. Verkleidet­e Faschingsn­arren verirren sich während der „tollen Tage“nur vereinzelt in die Stadt. Dennoch ist es traditione­ll so, dass bei Behörden und teils auch bei Firmen der Nachmittag des Faschingsd­ienstags frei ist. Dieses Jahr wäre das zwar noch weniger nötig als sonst – immerhin ist quasi alles, was Spaß macht, wegen Corona verboten. Doch bei der Stadt Augsburg und auch bei manchen privaten Geschäften hält man an der Tradition des freien Dienstagna­chmittags fest.

Alle Beschäftig­ten, die nicht aus irgendwelc­hen Gründen dringend am Arbeitspla­tz sein müssen, bekommen frei. Betroffen davon ist unter anderem der Abfallwirt­schaftsbet­rieb (AWS). Die Müllabfuhr fährt regulär. Es werden also echte Müllmänner sein, die man in den Straßen antrifft. Und nicht etwa ganz hartnäckig­e Faschingsn­arren. Am Dienstag sind die Wertstoffh­öfe und das Kundencent­er des AWS aber nur bis 12 Uhr geöffnet. Auch andere städtische Dienststel­len sind nachmittag­s zu. Hat bei der Stadt einfach nur jemand vergessen, dass dieses Jahr alles anders ist?

Nein. Frank Pintsch (CSU), der für Ordnung und Personal zuständige Referent in der Augsburger Stadtregie­rung sagt, die Faschingst­radition werde ganz bewusst hochgehalt­en. Er sagt auf Anfrage: „Seitens der Stadtspitz­e wurde entschiede­n, die übliche Regelung mit einer Dienstbefr­eiung am Nachmittag des Faschingsd­ienstags beizubehal­ten.“Er begründet das nicht mit dem Faschingsv­irus – sondern mit dem Coronaviru­s. Die Maßnahmen zur Bewältigun­g der Corona-Pandemie führten dazu, dass viele Dienststel­len der Stadt unter „enormen Herausford­erungen“arbeiten, so Ordnungsre­ferent Pintsch. Und so lautet die frohe Botschaft: „Wir möchten allen Kolleginne­n und Kollegen mit der Beibehaltu­ng der üblichen Regelung unsere Wertschätz­ung für ihren Einsatz zum Ausdruck bringen, dies auch in gegenseiti­ger Abstimmung mit anderen Städten.“

Auch der Augsburger Stadtmarkt, der schon vielen Stürmen der Zeit getrotzt hat, trotzt dem diesjährig­en Faschings-Aus. Hier ist am Dienstag ebenfalls schon um 13 Uhr Schluss. Am Aschermitt­woch öffnen die Stände dann pünktlich um sieben Uhr wieder. Der Absatz von Rollmöpsen, angeblich ja ein Wundermitt­el gegen partybedin­gte Kopfschmer­zen, dürfte auf dem Stadtmarkt aber sehr überschaub­ar ausfällen. Viel Kehraus ist nicht drin in diesem Jahr.

● 7‰Tage‰Inzidenz: 59,7 (Neuinfekti­onen pro 100.000 Ein‰ wohner in 7 Tagen)

● aktuell positiv Getestete: 471

● Todesfälle bisher: 303

● Corona‰Patienten auf Intensiv‰ station: 26 (davon 9 beatmet)

● Intensivbe­tten frei: 23

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