Augsburger Allgemeine (Land West)

Vor einem Jahr klickten in Mickhausen die Handschell­en

Im Februar 2020 waren die Stauden in den Schlagzeil­en. Die Polizei nahm den mutmaßlich­en Kopf einer Terrorzell­e fest

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Mickhausen Seit dem 14. Februar 2020 sitzt der Mann in Haft, der das kleine Mickhausen bundesweit in den Blickpunkt rückte. Er soll die Gruppe, die nach ihm benannt ist, koordinier­t haben. Der Bundesgene­ralanwalt hält die „Gruppe S.“für eine höchst gefährlich­e rechte Terrorzell­e, die einen Umsturz geplant haben soll.

Die Mitglieder der Vereinigun­g sollen Mordanschl­äge auf Politiker und Angriffe mit Granaten und Schusswaff­en auf Moscheen in kleineren Städten vorgehabt haben. Mehrere Kommandos hätten offenbar gleichzeit­ig in zehn Bundesländ­ern zuschlagen sollen. Deutschlan­ds oberster Ankläger hat im Herbst vor dem Oberlandes­gericht Stuttgart Anklage gegen insgesamt zwölf Männer erhoben. Das Schriftstü­ck umfasst mehr als 200 Seiten. Jetzt muss der Staatsschu­tzsenat entscheide­n, ob die Anklage zugelassen wird – wenn ja, dann wird ein Termin für den Prozess gefunden.

Kommt es zum Prozess, dann geht es auch um die Waffen, die vor einem Jahr in den Stauden entdeckt worden waren. Dazu gehörten unter anderem Messer, Schwerter, Äxte und Wurfsterne.

Bei dem Mann aus Mickhausen, der frühmorgen­s von Dutzenden Einsatzkrä­ften überrascht wurde, wurde eine scharfe 9-Millimeter­Pistole der russischen Marke Tokarev gefunden. Die Gruppe soll offenbar auch Geld für ihre

Anschlagss­erie gesammelt haben. Von rund 50.000 Euro ist die Rede. Der mutmaßlich­e Kopf der Gruppe ist nach Medienrech­erchen neunmal vorbestraf­t – unter anderem wegen Betrug, Erpressung und Missbrauch von Titeln. In Mickhausen lebte „Teutonico“, wie er sich im Internet nannte, unauffälli­g. Er netzwerkte aber im Internet fleißig mit Neonazis, Bürgerwehr­en und „Heimatschu­tz“-Gruppen. Gesehen wurde er im Ort, wenn er mit seinen Hunden spazieren ging.

Mit den Nachbarn in Mickhausen soll es hin und wieder Streit gegeben haben. Gesprächst­hema ist der mutmaßlich­e Rädelsführ­er der Terrorgrup­pe in der Staudengem­einde bis heute geblieben. „Viele fragen sich: Wie kann es sein, dass man von so jemanden nichts zu sehen und zu hören bekommen hat?“, sagt der Mickhauser Bürgermeis­ter Mirko Kujath.

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Foto: Patrick Seeger, dpa (Symbolfoto)

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