Augsburger Allgemeine (Land West)
Weg frei für Graffiti
Die Grünen-Fraktion beantragt einen öffentlichen Platz in Neusäß als Raum für kreative Jugendliche. Der kommt – aber anders, als gedacht
der Stadt diplomatisch ausgedrückt. Für „solches“, nämlich optisch Ansprechendes auf dafür genehmigten Flächen, soll es nun Platz in der Stadt geben. Dazu gekommen ist es nun durch einen entsprechenden Antrag der Fraktion der Grünen im Stadtrat.
Für stellvertretende Fraktionssprecherin Ursula Schwinge-Haines steht fest: Sachbeschädigung durch Graffiti ist nicht hinnehmbar. „Aber es scheint den Jugendlichen ein Bedürfnis zu sein, sich künstlerisch ausdrücken zu können“, zieht sie eine Folgerung daraus, dass auch in Neusäß immer wieder mehr oder weniger künstlerisch wertvolle Wandgemälde, meist aufgesprüht aus Farbdosen, an der einen oder anderen Stelle auftauchen. Nur konsequent wäre es deshalb, würde die Stadt den Jugendlichen Flächen bereitstellen, auf denen sie sich auf diese Art und Weise ausdrücken können, ohne dabei etwas Illegales zu tun. Und zwar am besten nicht im hintersten, unscheinbaren Eck der Stadt, „sondern da, wo es auch wahrgenommen wird. Das wäre auch ein Zeichen an die Jugend“, so Schwinge-Haines.
Bei Bürgermeister und Verwaltung kam die Idee gar nicht so schlecht an. Allerdings soll sie nun auf eine Art und Weise umgesetzt werden, die die Grünen so nicht unbedingt gedacht hatten. Denn während deren Vorschlag vor allem darauf abzielte, einfach öffentliche Flächen den Jugendlichen zur Verfügung
zu stellen, sollen Sprayaktionen in Neusäß nun doch eher organisiert stattfinden, etwa im Rahmen des Ferienprogramms. „Wir haben genügend graue Flächen vorrätig“, verspricht Stadtbaumeister Dietmar Krenz. Zusätzlich soll auch mit den Energieversorgern Kontakt aufgenommen werden, ob etwa deren Verteilerhäuschen oder Gebäude in die Aktion eingebunden werden können.
Die Flächen könnten dann, wie eine Tafel, auch immer wieder neu besprayt werden, etwa einmal im Jahr. Beispiele für solche Aktionen gibt es nicht nur am Hockeyplatz in Diedorf, manchmal werden auch die Schulen aktiv. So gibt es eine solche Fläche für legales Graffiti bereits am Stromverteilerhäuschen des Schulzentrums in Neusäß und in der Bahnunterführung in Diedorf, wo die Schülerinnen und Schüler des Schmuttertal-Gymnasiums mit ihrem Kunsterzieher tätig geworden sind.
Was für den Bürgermeister allerdings nicht infrage kommt, ist, die „Dinge einfach so laufen zu lassen“, sprich, nicht einzugreifen, wenn illegale Graffiti auf Stromverteilerkästen, Bahnunterführungen oder öffentlichen Gebäuden auftauchen. Das werde weiterhin strafrechtlich verfolgt. Immer wieder würden E-Mails und Anrufe die Verwaltung erreichen, dem Einhalt zu gebieten. Und das solle in Neusäß auch so bleiben. In der jetzigen Form hat der Ausschuss dem Antrag aber ohne Gegenstimme zugestimmt.
Genügend graue Flächen vorrätig im ganzen Stadtgebiet