Augsburger Allgemeine (Land West)
Schnelles Internet für Gessertshausen?
Firmen wollen Glasfaser-Netz ausbauen. Der Bürgermeister spricht von einem Glücksfall. Die Entscheidung steht aber noch aus
Gessertshausen Die Deutsche Glasfaser (DG) und M-Net möchten auch in Gessertshausen das Glasfasernetz ausbauen. Derzeit starten die Kooperationspartner eine Ausbauoffensive in ganz Bayerisch Schwaben. Peter Reisinger, DGRegionalleiter Bayern, erläuterte den Gemeinderäten die Notwendigkeit einer modernen Internetversorgung mit Glasfasern im Gemeindegebiet. Sollte der Gemeinderat dem Konzept zustimmen, würde man zunächst die Wegenutzungsvereinbarung unterzeichnen, anschließend innerhalb von zwölf Wochen alle Bewohner Gessertshausens über die Angebote der DG informieren. Dies geschähe durch Marketing, ein Infomobil oder coronabedingt digitale Informationsabende. Sollten sich anschließend mindestens 40 Prozent der gemeindlichen Haushalte für einen Vertrag mit der DG entscheiden, würde mit der Bauphase begonnen werden. Alle Bewohner Gessertshausens würden ausreichend über die Angebote informiert werden, versichert Reisinger.
Hoffnungsvoll sei er, dass bei einer Zustimmung des Gemeinderats im Herbst dieses Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte, abgeschlossen wäre das Projekt laut Reisinger spätestens Ende 2022. Zunächst würde ein Verteilerknotenpunkt aufgestellt und angeschlossen werden, anschließend würde die DG die Leitungen in den dafür vorgesehenen Straßen verlegen. Im Gegensatz zu den deutlich hitzeempfindlicheren Kupferkabeln verliefen die Glasfasern lediglich 40 Zentimeter unter der Erde, es sei somit ein geringerer Bauaufwand gegeben. Durch die Inbetriebnahme von Unterverteilerstationen müssten zudem nur ausgewählte Straßen aufgerissen werden. Von diesen verliefen die Glasfasern direkt in die jeweiligen Haushalte.
Besonders wichtig für das finanziell angeschlagene Gessertshausen: Sowohl die Gemeinde als auch deren Bewohner trügen für die Bauarbeiten und das Anschließen der Glasfasernetze keinerlei Kosten. Hierfür kämen die DG und deren Kooperationspartner M-Net eigenwirtschaftlich auf, zuzüglich des Förderprogramms des bayerischen Staates.
Kosten fielen jedoch für Interessierte an, die sich noch nicht in den nächsten Monaten für einen Glasfaseranschluss entschieden, sondern zu einem späteren Zeitpunkt. In den ersten zwölf Monaten gäbe es des Weiteren eine reduzierte Grundgebühr für die Neukunden. Sollten diese noch in einem alten Vertrag befindlich sein, begänne der Vertrag mit der DG und M-Net nach Ablauf des alten, so Reisinger.
Ein „Glücksfall“sei das Herantreten der DG an die Gemeinde gewesen, erklärt Bürgermeister Jürgen Mögele (CSU) auf Nachfrage unserer Zeitung. Derzeit habe die DG den gesamten westlichen Landkreis ins Visier genommen, von Langweid bis nach Diedorf. Gessertshausen setze sich seit langer Zeit mit der Thematik derInternetversorgung auseinander. Vor Jahren habe man es geschafft, 95 Prozent des Gemeindegebiets immerhin mit 30 Megabit pro Sekunde zu versorgen. Alles in allem sei die Internetversorgung in der Gemeinde auch auf einem guten Niveau. Es gebe jedoch „weiße Flecken“, bei denen es kritisch sei. Dazu gehörten unter anderem das Kloster Oberschönenfeld oder der Engelshof, so Mögele.
Deshalb habe der Gemeinderat vor etwa zwei Jahren über den von der Bayerischen Staatsregierung ausgelobten „Höfebonus“diskutiert. Damit sollen auch dünn besiedelte Gebiete vorrangig Glasfaseranschlüsse erhalten. Damals habe man die Idee jedoch nicht weiterverfolgt, hätte sich der Eigenanteil für die Gemeinde doch auf 700.000 Euro belaufen. Es sei unklar gewesen, ob die Höfe die bessere Internetversorgung benötigt hätten, deshalb habe man die Entscheidung hintangestellt. Zwar sei unklar, ob die „weißen Flecken“zukünftig durch die DG abgedeckt werden würden, das sei eine Frage der Profitabilität. Wenn beispielsweise jemand vom Kloster Oberschönenfeld aufschlüge, sei dies aber kein Problem, sagt Mögele.
Hinzu sei einst das Wissen gekommen, dass der bayerische Staat das Gigabit-Verfahrenplane, wovon ebenfalls kleinere Gemeinden hätten profitieren sollen. Aber auch hier sei der Eigenanteil der Gemeinde im hohen sechsstelligen Bereich gelegen, und von den Anbietern wie der Telekom sei nicht viel gekommen. Deshalb sei es umso erfreulicher, dass sich mit der DG eine neue Option herausgebildet habe, so der Bürgermeister. Nun haben die Gemeinderäte knapp drei Wochen Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Eine Entscheidung fällt Anfang März.