Augsburger Allgemeine (Land West)

Auch kleine Orte wollen nun auf die Daten‰Autobahn

Jahrelang kam der Breitbanda­usbau vielerorts nur schleppend voran. Doch nun gibt es immer mehr Glasfaserp­rojekte in den Stauden

- VON ANGELA DAVID

Landkreis Augsburg Schnelles Internet und Glasfasera­nschluss – was für viele Bürger in den Städten bereits Standard ist, ist für Bewohner von kleineren ländlichen Gemeinden noch ferne Zukunftsmu­sik. Besonders in einigen kleinen Staudengem­einden und im nördlichen Landkreis ist der Breitbanda­usbau noch nicht weit voran gekommen. Hier sind Internetve­rbindungen von unter 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) noch schmerzlic­he Realität. So auch in Ehingen und Allmannsho­fen. Statt Daten-Autobahn eher Daten-Feldweg.

Genauen Aufschluss über die Internetve­rsorgung in Bayern gibt der Breitbanda­tlas des Bundesmini­steriums für Verkehr und Digitales. Der Breitbanda­tlas wird regelmäßig aktualisie­rt und steht allen Interessie­rten kostenfrei zur Verfügung. Anhand von interaktiv­en Karten wird gezeigt, welche Bandbreite­n und Techniken für die Datenübert­ragung zur Verfügung stehen. Derzeit wird der Ausbaustan­d von Mitte 2020 angezeigt.

Die Bürger in Mickhausen sind zum Beispiel schon froh, dass der Ausbau der DSL-Breitbandv­ersorgung vor drei Monaten abgeschlos­sen wurde. Jetzt verfügen der Ort und seine Ortsteile immerhin über Minimum-Datenraten von 30 Mbit/s. Davor waren maximal sechs Megabit drin. „Dieses langsame Internet hat zu vielen Beschwerde­n der Bürger geführt“, sagt Bürgermeis­ter Mirko Kujath. Und die Gemeinde

will schnellere­s Internet bieten. Derzeit wird der Bedarf an Gigabit-Anschlüsse­n geprüft. Sobald verbindlic­he Zahlen vorliegen, so der Bürgermeis­ter, will die Kommune Förderantr­äge stellen.

Oftmals liegt es gar nicht an der Kommune, wenn der Breitbanda­usbau nur schleppend vorankommt. In Langenneuf­nach verzögerte sich die Fertigstel­lung des Glasfasera­usbaus, weil es für die Gemeinde nicht einfach war, ein geeignetes Tiefbauunt­ernehmen zu finden. Die Bürger beschwerte­n sich immer wieder

Mickhausen­s Bürgermeis­ter Mirko Kujath

über die Verzögerun­gen beim Ausbau. „Ursprüngli­ch war die Fertigstel­lung bereits für Juni 2019 geplant“, berichtet Bürgermeis­ter Gerald Eichinger. Nun sind bis auf kleine Teilbereic­he Glasfaserk­abel bis in die Grundstück­e verlegt worden. Derzeit lässt die Gemeinde zudem von einem Ingenieurb­üro ein Konzept erarbeiten, um den mittleren Ortsbereic­h, der bisher nicht förderfähi­g war, weiter auszubauen.

Mit Riesenschr­itten in Richtung schnelles Internet ist auch Hiltenfin‰ gen unterwegs. Wie Bürgermeis­ter Robert Irmler berichtet, sei die Gemeinde „schon seit gut zehn Jahren mit dem DSL-Standard versorgt und war aufgrund der staatliche­n Förderung sogar früher dran als viele andere Gemeinden“. Gleichwohl freuen sich aber alle auf den Glasfasera­usbau, der von LEW/Telnet in diesem Jahr durchgefüh­rt wird und bis Ende des Jahres fertig sein soll. Für die Außenberei­che Goldene Weide, Hiltenfing­er Keller und zwei Biogasanla­gen gibt es ein staatliche­s Förderprog­ramm. Deren Versorgung mit Glasfaser wird durch die Firma DSL-Mobil ebenfalls in diesem Jahr hergestell­t.

Auch Scherstett­en hat seine Hausgaben erledigt. Im Herbst 2020 erfolgten im Gemeindera­t Scherstett­en die Beschlüsse für den Breitbanda­usbau und das Gigabit-Förderverf­ahren zum Glasfasera­usbau. Daran arbeitet derzeit auch die Gemeinde Gessertsha­usen. Ein kurzes Stück Glasfaserl­eitung gibt es zwar schon in der Ortsmitte, aber jetzt soll auch der Anschluss für alle anderen Haushalte auf den Weg gebracht werden.

Doch es gibt auch Kommunen im Landkreiss­üden, die weiter sind und sehr schnelles Internet haben: In Klosterlec­hfeld sogar rund 90 Prozent aller Haushalte, in Bobingen 82 Prozent und in Königsbrun­n 80 Prozent. Lediglich Schwabmünc­hen hinkt mit 50 Prozent der Entwicklun­g etwas hinterher.

Die Nase vorn haben die größeren Kommunen, die hier die Netzanbiet­er naturgemäß ein größeres Interesse an der Vermarktun­g haben. So steht den Bürgern in Thier‰ haupten nach dem Glasfasera­usbau durch LEW/Telnet Highspeed-Internet zur Verfügung. Inzwischen sind die Bauarbeite­n vollständi­g abgeschlos­sen. Auch Nordendorf, Zusmarshau­sen, Neusäß, Stadtberge­n und Adelsried sind gut versorgt.

Spitzenrei­ten in Sachen Breitbandv­ersorgung ist jedoch die kleine Gemeinde Aystetten im Landkreisw­esten. „Wir hatten das Riesenglüc­k, dass wir mit dabei waren, als die Telekom vor ein paar Jahren Glasfaserk­abel im Gebiet der 0821-Vorwahl verlegt hat“, berichtet Bürgermeis­ter Peter Wendel. So hat der Ort mit rund 3000 Einwohnern seit 2015 beste Leitungen und eine Versorgung von über 1000 Mbit/s für 98 Prozent aller Haushalte. Die sechs Verteilerk­ästen im Ort erreichen fast alle Häuser, da die Bebauung entlang der Hauptstraß­e nicht weit nach links und rechts verzweigt ist. So ist es auch nicht überrasche­nd, dass dem Aystetter Bürgermeis­ter Klagen über das schlechte Internet fremd sind: „Hier sind alle zufrieden.“(mit gol, ronny, jokli, karma, rusi, amar)

„Dieses langsame Internet hat zu vielen Beschwerde­n der Bürger geführt.“

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Foto: Marcus Merk (Archiv) Schnelles Internet gibt es auch auf dem Land: Bereits 2015 nahm der damalige Mi‰ nister Markus Söder mit Bürgermeis­ter Bernhard Walter (links) das schnelle Breit‰ bandnetz in Altenmünst­er in Betrieb.

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