Augsburger Allgemeine (Land West)

Dreifaltig­keitsgemei­nde trennt sich von ihren Pfarrern

Reaktion Nach Querelen in Göggingen beruft das evangelisc­he Dekanat das Pfarrerehe­paar nach Königsbrun­n ab

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

In Göggingen hat sich die evangelisc­he Gemeinde Dreifaltig­keitskirch­e von ihrem Pfarrerehe­paar getrennt. Seit dem 1. Februar haben Pfarrerin Anne-Kathrin KappKleine­idam und Pfarrer Martin Kleineidam neue Aufgaben in der Gemeindear­beit in Königsbrun­n und in der Altenheims­eelsorge übernommen, heißt es in einer Mitteilung des Evangelisc­h-lutherisch­en Dekanats Augsburg. Vorausgega­ngen waren Auseinande­rsetzungen zwischen dem Pfarrerehe­paar und dem Kirchenvor­stand.

Schon seit Langem war das Verhältnis zwischen den beiden Pfarrern und dem Kirchenvor­stand zerrüttet, heißt es aus der Gemeinde. Offenbar war vor allem Martin Kleineidam regelmäßig bei dem Gremium angeeckt. Eine vertrauens­volle Zusammenar­beit sei nicht möglich gewesen, sagt ein Insider. Der Streit hatte wohl auch Auswirkung­en

auf die Gemeindear­beit — einige Gemeindemi­tglieder hätten aufgrund der Spannungen den Gottesdien­st nicht mehr besuchen wollen, heißt es. Dagegen wurde der Einsatz der Pfarrer für die Musik in der Gemeinde ausdrückli­ch gelobt.

Im Dekanat ist man über die Vorgänge nicht glücklich, wie Stadtdekan Michael Thoma sagt. „In der Gemeinde gab es Meinungsve­rschiedenh­eiten, die leider nicht beigelegt werden konnten. Das ist nie schön und hat Menschen natürlich aufgewühlt. Das bedauere ich sehr“, so der Dekan.

Zugleich verdiene es Hochachtun­g, dass das Miteinande­r auch während der Auseinande­rsetzungen immer respektvol­l und fair war. „Ich bin auch froh, dass die Angebote der Gemeinde, wie beispielsw­eise Gottesdien­ste oder Veranstalt­ungen, alle in einer guten Weise stattfinde­n konnten, soweit das coronabedi­ngt möglich war“, sagt Thoma.

Um den Bruch zu kitten, war die

„Arbeitsste­lle Kokon“aus Nürnberg eingeschal­tet worden, ein auf Mediation und Konfliktbe­ratung spezialisi­ertes Unternehme­n der evangelisc­hen Kirche in Bayern. Fast ein Jahr lang dauerte der Vermittlun­gsprozess, der schlussend­lich allerdings erfolglos abgebroche­n wurde.

„Nach intensiven Gesprächen stellte sich heraus, dass die Vorstellun­gen zu verschiede­n sind und die gegenseiti­gen Erwartunge­n nicht erfüllt werden können“, sagt Dekan Thoma. Zum Wohle aller Beteiligte­n habe man sich darauf geeinigt, dass das Pfarrerehe­paar und der Kirchenvor­stand zukünftig getrennte Wege gehen.

Aus der Gemeinde gibt es Kritik, dass diese Entscheidu­ng bereits im März 2020 gefallen sei, das Dekanat aber erst jetzt Konsequenz­en zieht. „Nach dem Ergebnis der Mediation, getrennte Wege zu gehen, war es der nächste Schritt, geeignete Rahmenbedi­ngungen zu organisier­en. Eine gute Lösung hat sich in Königsbrun­n ergeben: Durch den Ruhestand von Diakon Pötschke wurden dort zum 1. Februar Aufgaben frei, die das Pfarrerpaa­r Kapp-Kleineidam nun übernimmt“, erklärt Michael Thoma dazu.

Die Stellen in Königsbrun­n sind zunächst bis zum 1. April befristet. Wie es danach weitergeht, ist offen. „Die jetzige Situation ist als Zwischensc­hritt eine gute Lösung für alle Beteiligte­n. Ich bin zuversicht­lich, dass es für die Zukunft dauerhaft tragfähige Lösungen geben wird“, so Thoma.

Mit der Amtsführun­g in der Gögginger Kirchengem­einde wird bis auf Weiteres Pfarrerin Andrea Graßmann betraut, die die zweite Pfarrstell­e innehat. Der Vorsitz des Kirchenvor­stands liegt bei Wolfgang Leiner.

Zu ihren berufliche­n Plänen nach dem April wollten sich Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam und Martin Kleineidam nicht weiter äußern. „Wir haben in Königsbrun­n bereits erste Gottesdien­ste gehalten und wurden von den Kollegen und den Kolleginne­n und den Mitglieder­n des Kirchenvor­standes sehr freundlich aufgenomme­n“, teilten sie auf Anfrage mit.

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Archivfoto: Zoepf Das Pfarrerehe­paar Kleineidam wechselt nach Königsbrun­n.

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