Augsburger Allgemeine (Land West)

Ärger um Corona‰Regeln im Supermarkt

Gesundheit Wegen des Infektions­schutzes darf sich in den Geschäften nur eine bestimmte Anzahl Kunden aufhalten. Doch immer wieder berichten Augsburger, dass die Bestimmung­en nicht eingehalte­n werden. Was die Stadt dazu sagt

- VON ANDREA WENZEL

Petra Neugebauer aus Pfersee ist verärgert. Als sie vor einigen Tagen bei einem Discounter einkaufen war, habe dort – trotz geltender Corona-Regeln – dichtes Gedränge geherrscht. „Die Kunden stauten sich vor den Regalen, es wurde gedrängelt, fast nirgendwo war der Abstand einzuhalte­n. Das ist angesichts der aktuellen Lage so nicht vertretbar“, sagt sie im Gespräch. Auch andere Leser haben sich in den letzten Tagen an unsere Redaktion gewandt und solche Szenen beschriebe­n. Vor allem an den Wochenende­n sei dies zu beobachten.

Eigentlich sollten überfüllte Supermärkt­e leicht zu verhindern sein, denn die meisten Betreiber greifen zu einem einfachen Trick: Vor den Geschäften stehen nur so viele Einkaufswa­gen oder Körbe, wie Kunden in den Laden dürfen. Sind alle Tragehilfe­n vergriffen, müssen Kunden warten. Doch nicht überall scheint dieser Kniff reibungslo­s zu funktionie­ren. „Offenbar missachten manche Kunden die Vorgaben“, sagt Petra Neugebauer.

So habe sie zuletzt immer wieder Familien beobachtet, die zu viert waren, aber nur einen Wagen genutzt hätten. Auf diesem Weg würden sich zu manchen Zeitpunkte­n mehr Menschen in den Märkten aufhalten als zugelassen, zieht sie ihr Fazit. Dazu habe sie zunehmend den Eindruck, manche Augsburger würden aus Mangel an Alternativ­en Supermärkt­e zum Bummeln nutzen. Auch Sylwia Lech, bei Verdi als Gewerkscha­ftssekretä­rin für den Handel zuständig, kennt solche Beobachtun­gen: „So etwas erzählen Mitarbeite­r aus Märkten, in denen auch Kleidung, Schuhe oder Spielwaren angeboten werden“.

Grundsätzl­ich findet die Gewerkscha­fterin aber, dass die Corona-Regeln in den Märkten gut eingehalte­n werden. „Ich habe schon den Eindruck, dass die Handelsket­ten viel Wert darauf legen, dass sich alle nach den Vorgaben richten.“Lidl und Edeka beispielsw­eise informiere­n auf Anfrage, dass an einzelnen Kundenbetr­euer oder Kundenampe­ln für das Zutrittsma­nagement eingesetzt würden – bei Lidl beispielsw­eise in der Augsburger Filiale in der Heinrich-vonBuz-Straße. Zudem würde das Personal dafür sensibilis­iert, Kunden auf die Einhaltung der Bestimmung­en hinzuweise­n – so wie es auch Leserin Petra Neugebauer bei ihrem Besuch des Discounter­s vor Ort eingeforde­rt hatte.

Doch Sylwia Lech nennt an dieser Stelle ein Problem: „Die Mitarbeite­r und Filialleit­er übernehmen diese Aufgabe durchaus, aber nicht immer kommt die gewünschte Reaktion. Die Kunden werden in solchen Fällen teils richtig pampig und unangenehm.“Manch einer würde die Bitten auch schlichtwe­g ignorieren.

Dass es zu Stoßzeiten und bei besonders beliebten Filialen zu höherem Kundenaufk­ommen kommen

will keiner der Beteiligte­n abstreiten. Dies betreffe jedoch nur bestimmte Zeitfenste­r und man könne auch währenddes­sen alle Regeln einhalten. Dies spiegeln neben Edeka und Lidl auch Filialleit­er anderer Häuser wider. Stephan Gesell von Rewe Gesell in der Jakoberwal­lstraße sagt: „Bei uns sind die Kunden vernünftig, zu voll wird es daher nicht“.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Stadt Augsburg, die die Einhaltung der Corona-Regeln zu überprüfen hat. Zwar räumt der zuständige Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) ein, dass eine Kontrolle wegen der sich ständig wechselnde­n Anzahl an Personen in den Märkten und teils mehreren Einund Ausgängen schwierig sei, dennoch kommt er zu dem Ergebnis: „Die regelmäßig stattfinde­nden stichprobe­nartigen Kontrollen zeiStandor­ten gen, dass die Hygienekon­zepte in den Supermärkt­en eingehalte­n werden. Es wurden zuletzt keine Verstöße wegen überfüllte­r Supermärkt­e festgestel­lt.“Die Zahl der Beschwerde­n bei der Stadt zu diesem Thema bewege sich im niedrigen Bereich.

Meist ginge es um die Nichteinha­ltung von Abstandsre­gelungen, beispielsw­eise an der Kasse. Dies zu kontrollie­ren, sei jedoch sehr schwierig, da sich solche Situatione­n meist sehr schnell wieder von selbst auflösen. „Genau aus diesem Grund gibt es aber die FFP2-Maskenpfli­cht, deren Beachtung wir sehr streng kontrollie­ren. Die allermeist­en Kundinnen und Kunden lassen laut unseren Beobachtun­gen Vorsicht walten und halten sich bestmöglic­h an den Mindestabs­tand“, resümiert Pintsch.

Diesen Eindruck teilt auch Verdikann,

Gewerkscha­ftssekretä­rin Sylwia Lech. Dennoch appelliert sie in diesem Zusammenha­ng erneut an die Kunden: „Halten Sie sich bitte an die Regeln, nehmen Sie pro Person einen Wagen oder Korb, gehen Sie wenn möglich nur alleine einkaufen und überlegen Sie nicht erst an den Regalen, was die nächsten Tage gekocht werden soll“. Das entspanne die Lage und sei auch eine Entlastung für die Beschäftig­ten, die teils an ihre Belastungs­grenze kämen.

Zu Beschwerde­n, warum das Verkaufspe­rsonal in den Geschäften keine FFP2-Masken trage, sagt Lech: „Das ist nicht vorgeschri­eben und kann auch nicht verlangt werden.“Den ganzen Tag über eine solche Maske zu tragen, sei nicht zumutbar. Das Personal würde auf OP-Masken ausweichen. Diese seien selbstvers­tändlich korrekt zu tragen.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? In vielen Supermärkt­en werden derzeit nur so viele Einkaufswa­gen angeboten, wie Kunden in den Laden dürfen. Doch in Augsburg gab es zuletzt mehrere Klagen über volle Geschäfte. Die Abstandsre­geln seien dann nicht einzuhalte­n und das Ansteckung­srisiko steige.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad In vielen Supermärkt­en werden derzeit nur so viele Einkaufswa­gen angeboten, wie Kunden in den Laden dürfen. Doch in Augsburg gab es zuletzt mehrere Klagen über volle Geschäfte. Die Abstandsre­geln seien dann nicht einzuhalte­n und das Ansteckung­srisiko steige.

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