Augsburger Allgemeine (Land West)
Ärger um CoronaRegeln im Supermarkt
Gesundheit Wegen des Infektionsschutzes darf sich in den Geschäften nur eine bestimmte Anzahl Kunden aufhalten. Doch immer wieder berichten Augsburger, dass die Bestimmungen nicht eingehalten werden. Was die Stadt dazu sagt
Petra Neugebauer aus Pfersee ist verärgert. Als sie vor einigen Tagen bei einem Discounter einkaufen war, habe dort – trotz geltender Corona-Regeln – dichtes Gedränge geherrscht. „Die Kunden stauten sich vor den Regalen, es wurde gedrängelt, fast nirgendwo war der Abstand einzuhalten. Das ist angesichts der aktuellen Lage so nicht vertretbar“, sagt sie im Gespräch. Auch andere Leser haben sich in den letzten Tagen an unsere Redaktion gewandt und solche Szenen beschrieben. Vor allem an den Wochenenden sei dies zu beobachten.
Eigentlich sollten überfüllte Supermärkte leicht zu verhindern sein, denn die meisten Betreiber greifen zu einem einfachen Trick: Vor den Geschäften stehen nur so viele Einkaufswagen oder Körbe, wie Kunden in den Laden dürfen. Sind alle Tragehilfen vergriffen, müssen Kunden warten. Doch nicht überall scheint dieser Kniff reibungslos zu funktionieren. „Offenbar missachten manche Kunden die Vorgaben“, sagt Petra Neugebauer.
So habe sie zuletzt immer wieder Familien beobachtet, die zu viert waren, aber nur einen Wagen genutzt hätten. Auf diesem Weg würden sich zu manchen Zeitpunkten mehr Menschen in den Märkten aufhalten als zugelassen, zieht sie ihr Fazit. Dazu habe sie zunehmend den Eindruck, manche Augsburger würden aus Mangel an Alternativen Supermärkte zum Bummeln nutzen. Auch Sylwia Lech, bei Verdi als Gewerkschaftssekretärin für den Handel zuständig, kennt solche Beobachtungen: „So etwas erzählen Mitarbeiter aus Märkten, in denen auch Kleidung, Schuhe oder Spielwaren angeboten werden“.
Grundsätzlich findet die Gewerkschafterin aber, dass die Corona-Regeln in den Märkten gut eingehalten werden. „Ich habe schon den Eindruck, dass die Handelsketten viel Wert darauf legen, dass sich alle nach den Vorgaben richten.“Lidl und Edeka beispielsweise informieren auf Anfrage, dass an einzelnen Kundenbetreuer oder Kundenampeln für das Zutrittsmanagement eingesetzt würden – bei Lidl beispielsweise in der Augsburger Filiale in der Heinrich-vonBuz-Straße. Zudem würde das Personal dafür sensibilisiert, Kunden auf die Einhaltung der Bestimmungen hinzuweisen – so wie es auch Leserin Petra Neugebauer bei ihrem Besuch des Discounters vor Ort eingefordert hatte.
Doch Sylwia Lech nennt an dieser Stelle ein Problem: „Die Mitarbeiter und Filialleiter übernehmen diese Aufgabe durchaus, aber nicht immer kommt die gewünschte Reaktion. Die Kunden werden in solchen Fällen teils richtig pampig und unangenehm.“Manch einer würde die Bitten auch schlichtweg ignorieren.
Dass es zu Stoßzeiten und bei besonders beliebten Filialen zu höherem Kundenaufkommen kommen
will keiner der Beteiligten abstreiten. Dies betreffe jedoch nur bestimmte Zeitfenster und man könne auch währenddessen alle Regeln einhalten. Dies spiegeln neben Edeka und Lidl auch Filialleiter anderer Häuser wider. Stephan Gesell von Rewe Gesell in der Jakoberwallstraße sagt: „Bei uns sind die Kunden vernünftig, zu voll wird es daher nicht“.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Stadt Augsburg, die die Einhaltung der Corona-Regeln zu überprüfen hat. Zwar räumt der zuständige Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) ein, dass eine Kontrolle wegen der sich ständig wechselnden Anzahl an Personen in den Märkten und teils mehreren Einund Ausgängen schwierig sei, dennoch kommt er zu dem Ergebnis: „Die regelmäßig stattfindenden stichprobenartigen Kontrollen zeiStandorten gen, dass die Hygienekonzepte in den Supermärkten eingehalten werden. Es wurden zuletzt keine Verstöße wegen überfüllter Supermärkte festgestellt.“Die Zahl der Beschwerden bei der Stadt zu diesem Thema bewege sich im niedrigen Bereich.
Meist ginge es um die Nichteinhaltung von Abstandsregelungen, beispielsweise an der Kasse. Dies zu kontrollieren, sei jedoch sehr schwierig, da sich solche Situationen meist sehr schnell wieder von selbst auflösen. „Genau aus diesem Grund gibt es aber die FFP2-Maskenpflicht, deren Beachtung wir sehr streng kontrollieren. Die allermeisten Kundinnen und Kunden lassen laut unseren Beobachtungen Vorsicht walten und halten sich bestmöglich an den Mindestabstand“, resümiert Pintsch.
Diesen Eindruck teilt auch Verdikann,
Gewerkschaftssekretärin Sylwia Lech. Dennoch appelliert sie in diesem Zusammenhang erneut an die Kunden: „Halten Sie sich bitte an die Regeln, nehmen Sie pro Person einen Wagen oder Korb, gehen Sie wenn möglich nur alleine einkaufen und überlegen Sie nicht erst an den Regalen, was die nächsten Tage gekocht werden soll“. Das entspanne die Lage und sei auch eine Entlastung für die Beschäftigten, die teils an ihre Belastungsgrenze kämen.
Zu Beschwerden, warum das Verkaufspersonal in den Geschäften keine FFP2-Masken trage, sagt Lech: „Das ist nicht vorgeschrieben und kann auch nicht verlangt werden.“Den ganzen Tag über eine solche Maske zu tragen, sei nicht zumutbar. Das Personal würde auf OP-Masken ausweichen. Diese seien selbstverständlich korrekt zu tragen.