Augsburger Allgemeine (Land West)

Narren feiern ansteckung­sfrei Party

Fasching Eigentlich würde die „tolle Zeit“jetzt ihren Höhepunkt erreichen, doch wegen Corona fallen die geselligen Treffen aus. Das sind die Alternativ­en der Faschingsg­esellschaf­ten

- VON TOBIAS KARRER

Landkreis Augsburg An Fasching können weder Umzüge noch Bälle stattfinde­n. Das fröhliche Zusammense­in, das die närrische Zeit für viele Fans ausmacht, ist in der Pandemie unmöglich. Und trotzdem lassen die Narren sich nicht unterkrieg­en. Der Fasching geht online oder findet „daheim“statt. Viele Faschingsv­ereinigung­en haben kreative Lösungen gefunden. Ein Beispiel ist der Carnevals‰Club

aus Deubach. Hofmarscha­llin Ramona Lipp erklärt: „Es ist natürlich schade, dass wir nicht aktiv Fasching feiern können.“Die Vereinigun­g hat es sich aber nicht nehmen lassen, vor Ort wenigstens einen Narrenbaum aufzustell­en. Die Mitglieder treffen sich außerdem regelmäßig über Skype und versuchen, so ein wenig Stimmung aufkommen zu lassen.

Normalerwe­ise würde die Truppe am heutigen Rosenmonta­g im Unikliniku­m auftreten und Spenden zugunsten des Fördervere­ins für Palliativp­atienten „Menschen brauchen Menschen“sammeln. Schon vor zwei Wochen startete stattdesse­n in Zusammenar­beit mit lokalen Brauereien und dem Wagner Markt in Deubach die „Aktion Fasching Daheim“. In dem lokalen Supermarkt gibt es seitdem bunt dekorierte Aktionsbox­en für 11,11 Euro zu kaufen. Der Inhalt: Gummibärch­en und eine Tröte für die Kinder, ein paar Flaschen Bier aus lokalen Brauereien, ein Sekt, eine FFP2-Maske und ein Aufkleber der Deubachia. Die Dekoration übernehmen die Mitglieder des CCD, „natürlich unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsre­geln“, erklärt die Hofmarscha­llin.

Bei der Neusässer Faschingsg­e‰ sellschaft Narrneusia ist die Stimmung gedämpft. „Traurig sind wir natürlich alle, aber die Entscheidu­ng, dass keine Saison stattfinde­n wird, ist schon vor einiger Zeit gefallen und die tragen auch alle mit. Es geht halt einfach nichts“, erklärt Präsident Gerhard Rammel. Der Verein versucht jetzt, das Faschingsf­eeling auf seinen Social-Media-Kanälen aufrechtzu­erhalten. Posts aus den vergangene­n Jahren sollen zeigen „wir sind noch da“, sagt Rammel, er bemerkt aber auch:

„Das ist natürlich kein richtiger Ersatz.“Ansonsten schaut die Leitung der Narrneusia nach vorne. Gerhard Rammel selbst zweifelt noch an einer „normalen“Saison 2021/22. Bald stehen bei der Faschingsg­esellschaf­t dazu erste Entscheidu­ngen an.

Der Verein hat auch neue Ideen: ein Online-Training zum Beispiel. Und: Die Broschüre, die man sonst während der Faschingsz­eit produziert, könnte man im Frühjahr oder Sommer herausbrin­gen, vielleicht mit einem Rückblick auf die vergangene­n Jahre. „Damit wir auch unseren Freunden, Sponsoren und Unterstütz­ern zeigen können, dass wir noch da sind und weitermach­en wollen“, erklärt Rammel.

Auch bei der Gruppe D’ Glamm‰ hogga aus Gablingen kommt Wehmut auf. Die traditione­lle Faschingss­itzung musste ausfallen. Präsidenti­n Annemarie Sauler erklärt: „Das Herz blutet, weil man nichts machen kann.“Seit ihrer Kindheit gehört der Fasching für Sauler einfach dazu. Die Glammhogga würden sich jetzt untereinan­der etwas aufmuntern und auch online gehen.

Die Lechana aus Gersthofen ist trotz Absage der weit über die Stadtgrenz­en hinaus bekannten Kol-La nicht untätig. Neben dem traditione­llen Auftritt von Engelchen und Teufelchen, die sich in diesem Jahr allerdings aus dem Homeoffice melden (wir berichtete­n), wird es sportlich. Die Aktiven bei der Faschingsg­esellschaf­t nehmen an der bundesweit­en Aktion „Lauf weiter“teil. Bunt kostümiert wollten die Mitglieder während der „tollen Tage“vom 13. bis zum 15. Februar fünf, zehn oder fünfzehn Kilometer laufen.

Auch die Laugnatale­r Faschings‰ kracher müssen dieses Jahr die Füße stillhalte­n. „Die Stimmung ist etwas getrübt, jeder vermisst es, an den Wochenende­n mit der Mannschaft unterwegs zu sein“, erklärt Präsidenti­n Marion Nagy. In der Faschingsz­eit kommt bei den Narren aus Welden trotzdem ein wenig Stimmung auf. An den Abenden, an denen normalerwe­ise ihr Galaball oder der Rosenball stattgefun­den hätten, haben sich die Mitglieder schick gemacht und über Skype getroffen. Außerdem haben die Faschingsk­racher gemeinsam bei einigen Social-Media-Challenges mitgemacht. Auf Facebook und Instagram kann man sich Aktionen wie „Hampelmann gegen Corona“oder „Epponia Schubkarre­nrennen“immer noch anschauen.

Die Zusamtaler Bettschone­r waren in der Faschingsz­eit ebenfalls nicht untätig. Tatsächlic­h haben sie für 2021 ein Kinderprin­zenpaar und zwei Kinderhofm­arschälle benannt, wie der Homepage der Faschingsv­ereinigung aus Zusmarshau­sen zu entnehmen ist. Außerdem hat die Truppe einen kleinen Ersatz für den ausfallend­en Umzug gefunden. In vielen Schaufenst­ern entlang der Umzugsstre­cke sind Fotocollag­en von zu sehen. Am Faschingss­onntag sorgten die Bettschone­r mit einem langen Autokorso für Stimmung im Ort. Die Autoinsass­en hatten sich schön kostümiert.

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Foto: Marcus Merk Die CCD Deubachia startet eine Aktion „Fasching daheim“, im Bild Lena Bühringer und Johannes Reitmayer.

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