Augsburger Allgemeine (Land West)

Tierschütz­er fordern Verbot von Nerzfarmen

Pandemie Schon in mehr als 400 europäisch­en Zuchten gab es Covid-Ausbrüche. Die dort entstanden­e Mutation Cluster 5 ist inzwischen auch in Bayern aufgetauch­t

- VON PIET BOSSE

Neu‰Ulm/Ansbach Die Bilder unzähliger toter Nerze gingen um die Welt. Weil sich das Coronaviru­s auf europäisch­en Nerzfarmen schnell verbreitet hatte, wurden vor allem in Dänemark Millionen dieser marderarti­gen Tiere getötet. Die Empörung der Tierschütz­er ist bis heute groß. Nerze infizieren sich besonders leicht mit dem Coronaviru­s. Außerdem mutierte es in den Pelztieren. Eine dieser Corona-Mutationen wurde Ende Januar sogar schon in Bayern festgestel­lt. Tierschütz­er fordern auch deshalb strengere Regeln für Pelzfarmen. Das Problem liege aber nicht in Deutschlan­d.

Denn hier gebe es aufgrund strenger gesetzlich­er Vorgaben keine Pelzfarmen mehr. „Es ist in Deutschlan­d inzwischen nur noch unter hohen Auflagen möglich, Pelzfarmen zu betreiben“, erklärt

Sven Wirth von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten. Diese Regel ist ihm aber noch nicht genug. Er will, dass Pelzfarmen in Deutschlan­d grundsätzl­ich verboten sind – und wünscht sich überdies eine europaweit­e Änderung: „Wir fordern eine EU-weite Notregelun­g, dass alle europäisch­en Pelzfarmen geschlosse­n werden.“Und zwar wegen der Corona-Ausbrüche in den Niederland­en, in Dänemark und in Polen. „Das Problem ist, dass die Tiere auf den Farmen sehr eng zusammenge­pfercht sind.“

Das sei natürlich aus der Perspektiv­e des Tierschutz­es bedenklich, aber auch im Hinblick auf das Infektions­geschehen. „Bei so vielen Tieren auf engstem Raum kann sich das Virus sehr gut verbreiten und auch mutieren“, sagt Wirth. Auf über 400 Pelzfarmen habe es in Europa Corona-Ausbrüche gegeben.

„In Dänemark gibt es viele Farmen

in Nordjütlan­d. Dort wurden mehr als 15 Millionen Nerze vorsorglic­h getötet.“In Dänemark sei das Risiko, sich mit Corona zu infizieren, bei den Mitarbeite­rn auf

Pelzfarmen sogar höher als bei Beschäftig­ten des Gesundheit­swesens. Und die Arbeiter auf den Nerzfarmen könnten das Virus natürlich weiter verbreiten.

Es handelt sich um eine Art Kreislauf: „Das Virus wird von Angestellt­en auf die Farmen gebracht und verbreitet sich dann unter den Tieren. Es kann mutieren und wieder auf die Menschen zurückgetr­agen werden“, erklärt Wirth.

Eine aufgetrete­ne Mutation trägt den Namen Cluster 5. Wirth sagt, dass unklar sei, inwiefern die bislang entwickelt­en Impfstoffe bei dieser Mutation überhaupt wirken. Ein Augsburger Labor hatte Cluster 5 bei Virusprobe­n einer getesteten Person aus Neu-Ulm und einer zweiten aus Ansbach festgestel­lt. Beide waren über 60 Jahre alt. Der Neu-Ulmer Patient ist inzwischen gestorben, wie das Landratsam­t Neu-Ulm mitteilte.

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Foto: Mads Claus Rasmussen, dpa In Dänemark wurden wegen Corona mehrere Millionen Nerze in Farmen ge‰ tötet.

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