Augsburger Allgemeine (Land West)
Katja Mayer schreibt offenen Brief
Lauf-Organisatorin hadert mit den Corona-Hilfen
Seit vielen Jahren gilt die Augsburgerin Katja Mayer als die Organisatorin von großen Laufveranstaltungen in der Stadt und über die Region hinaus: ob Kuhsee-Triathlon, Zoolauf und Firmenlauf in Augsburg, Organspendelauf in München oder SportScheck-Runs in Frankfurt, Freiburg oder Nürnberg. Die ehemalige Profi-Triathletin hat sich mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen in der Szene etabliert. Doch auch ihr fehlen wegen gestrichener Veranstaltungen seit über einem Jahr die Einnahmen. Nun musste sie feststellen, dass sich die Jahreszeit, in der sie mit ihrer km Sport-Agentur ihr Geld verdient, in der aktuellen Pandemielage nachteilig auswirkt.
Denn die Politik hat bei den Novemberund Dezemberhilfen ausgerechnet den November des Jahres 2019 als Referenzmonat für die Umsatzberechnungen angesetzt. Also genau jenen Monat, in dem die Lauf-Expertin so gut wie gar keine Veranstaltungen durchführt. Doch null Umsatz im Vorjahresmonat bedeutet für sie und ihre Mitarbeiter dann auch null finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite. „Ich organisiere mit meinen Mitarbeitern Laufveranstaltungen mit 700 bis 20 000 Läufern. Doch unser Jahresumsatz wird in den Monaten von März bis Oktober generiert“, so Mayer.
Wie schief deshalb der Ansatz der Politik ist, unterstreicht sie mit einem weiteren Beispiel. „Ein Würstchenverkäufer mit einem Stand auf einem Weihnachtsmarkt generiert vielleicht 75 Prozent seines Umsatzes im November und Dezember. Er erhält dafür 75 Prozent Unterstützung, obwohl er das ganze restliche Jahr nicht arbeitet. Das ist doch nicht fair.“Auch Hoteliers, die in dem besagten Monat wegen Umbauarbeiten geschlossen hatten, oder Künstler, die im November eine Tourneepause einlegten, gehen leer aus.
Um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, hat die ehemalige Spitzensportlerin vergangene Woche einen offenen Brief an die politischen Entscheidungsträger geschrieben. „Nur vor mich her zu schimpfen bringt ja nichts“, sagte sie sich, „denn ich bin ganz sicher kein Einzelfall.“In ihrem Brief an die höchsten politischen Instanzen wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesminister Altmaier und Ministerpräsident Söder hat sie ihre Situation geschildert und einen Verbesserungsvorschlag gemacht – nämlich dass als Referenzwert für die 75-prozentige Hilfe der Jahresumsatz festgelegt wird.
Bisher sind die Reaktionen auf ihren offenen Brief eher dürftig ausgefallen. Die Landtagsfraktion der Linken signalisierte Verständnis für die Problematik, von der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erhielt Mayer einen Rückruf, dass man sich ebenfalls mit der Regelung befassen wolle. Der Rest hat noch nicht reagiert.
Ihr Vertrauen in die Politik hat die Unternehmerin, die mit dem Breitenund Amateursport ihr Geld verdient, dennoch nicht verloren: „Ich unterstelle den Politikern durchaus, dass sie sich echt Gedanken machen und versuchen, etwas Sinnvolles auf den Weg zu bringen. Es hat sich in der Vergangenheit ja auch gezeigt, dass immer wieder nachgebessert worden ist.“So hofft sie darauf, dass sich bald die Erkenntnis durchsetzt, dass der November nicht für alle Berufsgruppen als sinnvoller Referenzmonat geeignet ist. Und noch ein bisschen mehr, dass sie bald wieder Laufveranstaltungen in der Stadt und der Region durchführen kann.