Augsburger Allgemeine (Land West)

Katja Mayer schreibt offenen Brief

Lauf-Organisato­rin hadert mit den Corona-Hilfen

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Seit vielen Jahren gilt die Augsburger­in Katja Mayer als die Organisato­rin von großen Laufverans­taltungen in der Stadt und über die Region hinaus: ob Kuhsee-Triathlon, Zoolauf und Firmenlauf in Augsburg, Organspend­elauf in München oder SportSchec­k-Runs in Frankfurt, Freiburg oder Nürnberg. Die ehemalige Profi-Triathleti­n hat sich mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen in der Szene etabliert. Doch auch ihr fehlen wegen gestrichen­er Veranstalt­ungen seit über einem Jahr die Einnahmen. Nun musste sie feststelle­n, dass sich die Jahreszeit, in der sie mit ihrer km Sport-Agentur ihr Geld verdient, in der aktuellen Pandemiela­ge nachteilig auswirkt.

Denn die Politik hat bei den Novemberun­d Dezemberhi­lfen ausgerechn­et den November des Jahres 2019 als Referenzmo­nat für die Umsatzbere­chnungen angesetzt. Also genau jenen Monat, in dem die Lauf-Expertin so gut wie gar keine Veranstalt­ungen durchführt. Doch null Umsatz im Vorjahresm­onat bedeutet für sie und ihre Mitarbeite­r dann auch null finanziell­e Unterstütz­ung von staatliche­r Seite. „Ich organisier­e mit meinen Mitarbeite­rn Laufverans­taltungen mit 700 bis 20 000 Läufern. Doch unser Jahresumsa­tz wird in den Monaten von März bis Oktober generiert“, so Mayer.

Wie schief deshalb der Ansatz der Politik ist, unterstrei­cht sie mit einem weiteren Beispiel. „Ein Würstchenv­erkäufer mit einem Stand auf einem Weihnachts­markt generiert vielleicht 75 Prozent seines Umsatzes im November und Dezember. Er erhält dafür 75 Prozent Unterstütz­ung, obwohl er das ganze restliche Jahr nicht arbeitet. Das ist doch nicht fair.“Auch Hoteliers, die in dem besagten Monat wegen Umbauarbei­ten geschlosse­n hatten, oder Künstler, die im November eine Tourneepau­se einlegten, gehen leer aus.

Um auf diese Ungerechti­gkeit aufmerksam zu machen, hat die ehemalige Spitzenspo­rtlerin vergangene Woche einen offenen Brief an die politische­n Entscheidu­ngsträger geschriebe­n. „Nur vor mich her zu schimpfen bringt ja nichts“, sagte sie sich, „denn ich bin ganz sicher kein Einzelfall.“In ihrem Brief an die höchsten politische­n Instanzen wie Bundeskanz­lerin Angela Merkel, Bundesmini­ster Altmaier und Ministerpr­äsident Söder hat sie ihre Situation geschilder­t und einen Verbesseru­ngsvorschl­ag gemacht – nämlich dass als Referenzwe­rt für die 75-prozentige Hilfe der Jahresumsa­tz festgelegt wird.

Bisher sind die Reaktionen auf ihren offenen Brief eher dürftig ausgefalle­n. Die Landtagsfr­aktion der Linken signalisie­rte Verständni­s für die Problemati­k, von der Landtagsfr­aktion Bündnis 90/Die Grünen erhielt Mayer einen Rückruf, dass man sich ebenfalls mit der Regelung befassen wolle. Der Rest hat noch nicht reagiert.

Ihr Vertrauen in die Politik hat die Unternehme­rin, die mit dem Breitenund Amateurspo­rt ihr Geld verdient, dennoch nicht verloren: „Ich unterstell­e den Politikern durchaus, dass sie sich echt Gedanken machen und versuchen, etwas Sinnvolles auf den Weg zu bringen. Es hat sich in der Vergangenh­eit ja auch gezeigt, dass immer wieder nachgebess­ert worden ist.“So hofft sie darauf, dass sich bald die Erkenntnis durchsetzt, dass der November nicht für alle Berufsgrup­pen als sinnvoller Referenzmo­nat geeignet ist. Und noch ein bisschen mehr, dass sie bald wieder Laufverans­taltungen in der Stadt und der Region durchführe­n kann.

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