Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Standardsc­hwäche des FCA

Analyse Die Augsburger haben in dieser Saison erst drei Tore nach ruhenden Bällen erzielt, dabei spielen Standards eine große Rolle im Training. Und es gibt mittlerwei­le zwei gute Schützen

- VON MARCO SCHEINHOF

Felix Uduokhai hatte ein seltenes Glücksgefü­hl in dieser Saison. Es war am zweiten Spieltag, also noch zu einer Zeit, als sich Deutschlan­d zwischenze­itlich etwas von der Corona-Pandemie erholt hatte und sogar Zuschauer in der WWK-Arena waren. Gegen Borussia Dortmund drückte der Innenverte­idiger des FC Augsburg den Ball mit dem Kopf über die Torlinie – nach einem Freistoß. Das 1:0 beim späteren 2:0-Erfolg war eines von bisher nur drei Toren nach Standardsi­tuationen für den FCA in dieser Spielzeit. Das bisher letzte gelang Daniel Caligiuri am Freitagabe­nd beim 1:2 in Leipzig durch einen Strafstoß.

Standardsi­tuationen spielen im Fußball eine große Rolle. Noch vor zwei Jahren unter Manuel Baum waren die Augsburger in der Statistik der Treffer nach Standardsi­tuationen an der Ligaspitze. Nun liegen sie mit nur drei Toren und acht Gegentreff­ern nach ruhenden Bällen auf Rang 14. Dabei sind Standards gerade für Teams wie den FCA ganz entscheide­nd. Mit nur einer Aktion kann fehlende Durchschla­gskraft in der Offensive ausgeglich­en werden. Gerade in Spielen wie am Freitag in Leipzig hätten sich die Augsburger Verantwort­lichen mehr Gefahr nach ruhenden Bällen erhofft. „In solchen Spielen muss man aus den wenigen Chancen mehr machen“, sagte Manager Stefan Reuter, „wir hatten einige Standardsi­tuationen, da muss mehr rumkommen.“

Eigentlich sind die Voraussetz­ungen für Gefahr bei ruhenden Bällen gegeben. „Wir haben gute Schützen und gute Spieler in der Mitte“, sagte Reuter. Die großen Innenverte­idiger Felix Uduokhai und Reece Oxford zum Beispiel. Und neben Daniel Caligiuri, der bislang die Vielzahl an Standardsi­tuationen ausführte, nun auch Laszlo Benes, der vor zwei Wochen per Ausleihe von Borussia Mönchengla­dbach zum FCA gekommen war. Caligiuri ist Rechtsfüße­r, Benes hat seine Stärken im linken Bein, es gibt also durchaus Variations­möglichkei­ten. „Mit Laszlo haben wir einen zusätzlich­en Spieler, der die Bälle gut spielen kann. Natürlich erhoffen wir uns davon etwas“, sagte Heiko Herrlich. Der FCA-Trainer weiß natürlich um die Schwäche bei Standardsi­tuationen in dieser Saison. „Teilweise haben wir die Möglichkei­ten kläglich vergeben“, sagte Herrlich. Alfred Finnbogaso­n zum Beispiel verschoss gegen den FC Bayern München einen Strafstoß, am Ende hieß es 0:1 gegen den Rekordmeis­ter.

Gegen Leipzig zeigte sich in der Schlusspha­se, dass bei Standardsi­tuationen durchaus Gefahr für das gegnerisch­e Tor entstehen kann. In der Nachspielz­eit verlängert­e André Hahn den Ball mit dem Kopf nach einem Eckball von Mads Pedersen vorne am Pfosten, hinten lauerte Florian Niederlech­ner. Dumm nur, dass Jeffrey Gouweleeuw vor ihm im Weg und auch noch im Abseits stand. „Da hat man gesehen, was möglich ist, wenn die Bälle gut kommen“, sagte Reuter, der grundsätzl­ich forderte: „Es muss mehr Überzeugun­g in die Bälle rein. Standardsi­tuationen sind ein Mittel, aus dem wir mehr Ertrag schlagen müssen. Es ist ein großes Manko, dass uns in dieser Saison noch kein Tor nach einer Ecke gelungen ist.“Dabei werde viel Trainingsa­rbeit in die Standardsi­tuationen investiert, wie der FCA-Manager bestätigte: „Wir werden weiter daran arbeiten.“Permanent werde es trainiert, sagte Heiko Herrlich.

Die Harmlosigk­eit bei ruhenden Bällen beschäftig­t natürlich auch den Trainer. Vor allem in Phasen, in denen spielerisc­he Harmlosigk­eiten zu beobachten gibt, wären einfache Tore umso wichtiger. Im Herausspie­len von Möglichkei­ten liegt der FCA im Hinterfeld der Liga. Im Schnitt schießen die Augsburger acht mal pro Partie auf das gegnerisch­e Tor, eine Bilanz, die zum Beispiel auch Aufsteiger Arminia Bielefeld aufweist. Schlusslic­ht FC Schalke 04 ist mit zehn Versuchen pro Partie sogar besser, der Ligadurchs­chnitt liegt bei zwölf. Wenn sich dann auch noch Standardsi­tuationen durch Ungefährli­chkeit auszeichne­n, wird es umso schwerer, Punkte einzufahre­n. Der FCA erlebt das gerade: Aus den vergangene­n sieben Spielen gab es sechs Niederlage­n.

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Foto: Witters Daniel Caligiuri (links) und Laszlo Benes führen die meisten Standardsi­tuationen beim FC Augsburg aus. Richtig viel kommt dabei aber nicht rum.

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