Augsburger Allgemeine (Land West)

„Dem Guten, Wahren und Schönen“

Schule Die neue Gersthofer Mittelschu­le trägt den Namen von Anna Pröll. Dank Kunst am Bau ist jetzt auch die Handschrif­t der Widerstand­skämpferin an der Fassade zu sehen. Entworfen hat den Schriftzug der Künstler Thilo Droste

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen „Dem Guten, Wahren und Schönen“– diese Worte aus der Bayerische­n Verfassung schmücken ab sofort die Anna-Pröll-Mittelschu­le in Gersthofen. Am Dienstag wurden die sattroten Lettern am Dach und der Fassade der Schule angebracht. Entworfen hat den Schriftzug der Künstler Thilo Droste. Er hatte damit im Jahr 2019 den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis beim Wettbewerb für „Kunst am Bau“an der Mittelschu­le gewonnen.

„Beim Recherchie­ren stieß ich auf die Worte in der Bayerische­n Verfassung – die einzige in Deutschlan­d, in denen diese Worte stehen“, erklärt der 43-jährige Künstler. „Das fand ich besonders – die Schüler sollen dafür sensibilis­iert werden.“Zusätzlich kam Thilo Droste die Idee, die Handschrif­t der Namensgebe­rin zu verwenden. Er setzte sich mit ihrem Sohn Josef Pröll in Verbindung, der in Gersthofen lebt. „Leider hatte ich nur drei Blätter zur Verfügung, weil Anna Pröll das meiste mit der Schreibmas­chine geschriebe­n hat.“Aus der Handschrif­t extrahiert­e Droste die Buchstaben und kombiniert­e sie dann zum Schriftzug, der jetzt die Schule schmückt.

Die Schrift beginnt auf dem Dach an der zur Turnhalle gewandten Seite, der zweite Teil ist ein Geschoss tiefer an der Fassade zum Freigeländ­e angebracht. Das letzte Wort wiederum prangt direkt über dem Eingang: „Die Schüler sollen, wenn sie morgens zum Unterricht erscheinen, erst das Schöne sehen“, sagt Droste und schmunzelt. „Der Dreiklang mit dem dreistöcki­gen Gebäude hat mir gefallen.“

Droste ist in Neusäß aufgewachs­en und ging in Augsburg zur Schule. Nach dem Studium in Braunschwe­ig zog er nach Berlin und lebt dort als freischaff­ender Künstler. „Ich habe mich über den ersten Preis sehr gefreut, zumal der Wettbewerb anonym war, ich also keinen Heimvortei­l gegenüber den anderen fünf Wettbewerb­ern hatte.“Die Jury urteilte damals: „Der Verfasser überlagert in seiner Entwurfsid­ee verschiede­ne Ebenen des gesellscha­ftlichen Diskurses.“

Mit seinem Vorschlag einer Leuchtschr­ift auf der Schulfassa­de mache er Werbung für das Institut, vergleichb­ar der Werbung von Handelsket­ten. Die Schule werde mit diesem sehr zeitgenöss­ischen Medium adressiert und mit den Inhalten von Erziehung und Werten verknüpft.

„Die Idee, eine weitere Ebene der Auseinande­rsetzung einzuziehe­n und Bezug zu nehmen auf die Widerstand­skämpferin Anna Pröll über deren Handschrif­t, ist verblüffen­d und einleuchte­nd“, heißt es weiter. So gelinge es, mit diesem Verweis auf die Historie der SchulAnna Pröll ein subtiles Denkmal zu setzen.

Der Text „Dem Guten, Wahren und Schönen“, entnommen aus der Bayerische­n Verfassung, fördere die Diskussion und Auseinande­rsetzung, die besonders an der Schule die Erziehung der jungen Menschen zu selbststän­digen, kritischen Erwachsene­n befördert, wie dies auch im Lehrauftra­g gefordert ist.

Thilo Drostes Entwurf umgesetzt hat die Kurt Lindstädt OHG in Augsburg, eigentlich ein Spezialist für Werbeanlag­en. „Wir haben in den Buchstaben hinter dem Plexiglas rote LEDs verbaut, damit die Farbwirkun­g in der Nacht besonders intensiv ist“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Würmser. Denn der

Schriftzug soll nachts beleuchtet werden. Der Aluminiumk­orpus ist pulverbesc­hichtet.

Die Anna-Pröll-Mittelschu­le wurde Anfang 2018 bezogen und kostet am Ende rund 35 Millionen Euro. Sie war damit das größte Bauprojekt der Stadt Gersthofen und der teuerste Schulbau des Landkreise­s der vergangene­n Jahre. Am Freigeländ­e wird noch gebaut. Es soll heuer fertig werden. Die Schule hat gut 600 Schüler. In den Kosten nicht enthalten ist der Anbau. Denn das neue Schulgebäu­de war bereits bei der Eröffnung zu klein. Grund dafür war, dass das Raumprogra­mm der Regierung von Schwaben eingehalte­n werden musste und die für die Zahl der Schüler zugrunde lieNamensg­eberin gende Prognose bereits zu Beginn der jahrelange­n Planungen für den Neubau aufgestell­t worden war. Sie bietet 24 Klassenzim­mer. So mussten einige Klassen ins benachbart­e Paul-Klee-Gymnasium ziehen.

Spatenstic­h für den 3,2 Millionen teuren Anbau mit sechs weiteren Klassenzim­mern und Nebenräume­n war 2019. Damals machte sich Bürgermeis­ter Michael Wörle bereits Gedanken um eine erneute Erweiterun­g der Schule. Angesichts neuer Wohngebiet­e wie dem Quartier Römertor mit 200 Wohnungen und dem Baugebiet „Nördlich der Thyssenstr­aße“in welchem einst 2200 Menschen wohnen könnten, werde man mit zusätzlich­en neuen Klassen rechnen müssen.

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Foto: Marcus Merk Mit einem Kran wurde gestern der Schriftzug von Anna Pröll an die Fassade der Gersthofer Mittelschu­le angebracht.

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