Augsburger Allgemeine (Land West)
Bobingen braucht das Bad
der CSU erklärte, dass solche Investitionen gut überdacht sein müssten. Und im Moment einfach nicht die richtige Zeit dafür sei. Vor allem vor dem Hintergrund der unklaren finanziellen Lage der Stadt durch die Einbußen im Hinblick auf die Corona-Auswirkungen. Außerdem wisse zum jetzigen Zeitpunkt niemand, wie sich die Einnahmen einer solchen Freizeiteinrichtung entwickeln würden. Denn es könnte auch noch längere Zeit Einschränkungen bezüglich Besucherzahlen, aufwendiger Hygienekonzepte und teurer technischer Veränderungen geben. Daher solle man das Projekt verschieben, führte der CSU-Fraktionsvorsitzende aus.
Auch Grünen-Stadtrat Lukas Geirhos sah das ähnlich. „Wir müssen unser Augenmerk auf die Pflichtaufgaben der Stadt richten. Diese zu erfüllen ist schon nicht einfach“, sagte er. Man müsse sich einen Handlungsspielraum für kommende Aufgaben erhalten. Rainer Naumann von den Freien Wählern nannte es verantwortungslos, wenn man zum gegenwärtigen Zeitpunkt solche Schulden anhäufen würde. Die FBU, in Person von Franz Handschuh, wies noch mal darauf hin, dass man sich von Anfang an eine abgespeckte Planung gewünscht hatte.
Das nun offen zutage tretende Finanzloch wäre absolut zu erwarten gewesen. Handschuh fürchtete allerdings, dass die jetzt geplante Verschiebung des Projektes letztlich nichts anderes sei als eine Beerdigung auf Raten. Daher solle seiner Meinung nach noch einmal über eine günstigere Variante beraten werden. Am Ende der Debatte stimmte der Finanzausschuss gegen die Stimmen von SPD und FBU für eine Verschiebung des Projektes auf unbestimmte Zeit. Die Bestätigung des Beschlusses im Stadtrat dürfte damit nur noch eine Formsache sein.
Während es mit einem neuen Bad in Bobingen auf unbestimmte Zeit nichts wird, laufen in Schwabmünchen die Planungen für ein neues
Hallenbad: Für das Hallenbad, das zwischen Dreifachturnhalle und Stadthalle entstehen soll, wurde vor einem Monat der Bauantrag beim Landratsamt eingereicht. Das Bad soll rund 16 Millionen Euro kosten. Den Wunsch nach einem eigenen Schwimmbad gibt es seit 40 Jahren. Im Gegensatz zum Bobinger Ganzjahresbad hat es keine besonderen Attraktionen, sondern ist rein aufs Schwimmen ausgerichtet. 180 Sportklassen sollen das Lehrschwimmbad einmal nutzen. Das hat die Regierung von Schwaben in einem entsprechenden Bescheid im Juli 2019 so festgestellt. Die 3500 Schüler kommen aus der Stadt und dem Umland.
Es ist kein Geheimnis: Ein Schwimmbad ist ein Draufzahlgeschäft. Das wird es auch bleiben. Und Corona macht die Situation nicht einfacher. Im Gegenteil: Das Minus wird wachsen. Ein Bad nur als Zuschussbetrieb zu sehen und auf einen Kostenfaktor zu reduzieren, ist grundverkehrt. Denn so ein Schwimmbad ist viel mehr als nur eine Rechnung auf Papier.
In so einer Freizeiteinrichtung stecken unzählige Emotionen, die Badegäste dort erleben: Spaß im Wasser, wohltuende Bewegung, ausgelassene Stunden mit Familie und Freunden, der Geruch von Chlor und Pommes bei einer besonderen Geräuschkulisse. Soll das alles eines Tages nur noch Erinnerung sein? Nein, bitte nicht.
Ein Spaßbad bedeutet Attraktivität. Es ist Werbung für eine Stadt, die sich trotzdem fragen muss: Wie viel Schwimmbad kann sie sich eigentlich leisten? Und wie viel will sie sich in Zukunft noch leisten? Auch wenn die Pläne für einen Neubau auf Eis liegen, bleibt der Badespaß erhalten. Aber was ist, wenn plötzlich eine kostspielige Reparatur ansteht und der Betrieb ruhen muss? Geht das Bad dann für immer baden? Damit das nicht passiert, muss das Thema Neubau jedes Jahr auf den Tisch.