Augsburger Allgemeine (Land West)

Bobingen braucht das Bad

- VON MAXIMILIAN CZYSZ mcz@augsburger‰allgemeine.de

der CSU erklärte, dass solche Investitio­nen gut überdacht sein müssten. Und im Moment einfach nicht die richtige Zeit dafür sei. Vor allem vor dem Hintergrun­d der unklaren finanziell­en Lage der Stadt durch die Einbußen im Hinblick auf die Corona-Auswirkung­en. Außerdem wisse zum jetzigen Zeitpunkt niemand, wie sich die Einnahmen einer solchen Freizeitei­nrichtung entwickeln würden. Denn es könnte auch noch längere Zeit Einschränk­ungen bezüglich Besucherza­hlen, aufwendige­r Hygienekon­zepte und teurer technische­r Veränderun­gen geben. Daher solle man das Projekt verschiebe­n, führte der CSU-Fraktionsv­orsitzende aus.

Auch Grünen-Stadtrat Lukas Geirhos sah das ähnlich. „Wir müssen unser Augenmerk auf die Pflichtauf­gaben der Stadt richten. Diese zu erfüllen ist schon nicht einfach“, sagte er. Man müsse sich einen Handlungss­pielraum für kommende Aufgaben erhalten. Rainer Naumann von den Freien Wählern nannte es verantwort­ungslos, wenn man zum gegenwärti­gen Zeitpunkt solche Schulden anhäufen würde. Die FBU, in Person von Franz Handschuh, wies noch mal darauf hin, dass man sich von Anfang an eine abgespeckt­e Planung gewünscht hatte.

Das nun offen zutage tretende Finanzloch wäre absolut zu erwarten gewesen. Handschuh fürchtete allerdings, dass die jetzt geplante Verschiebu­ng des Projektes letztlich nichts anderes sei als eine Beerdigung auf Raten. Daher solle seiner Meinung nach noch einmal über eine günstigere Variante beraten werden. Am Ende der Debatte stimmte der Finanzauss­chuss gegen die Stimmen von SPD und FBU für eine Verschiebu­ng des Projektes auf unbestimmt­e Zeit. Die Bestätigun­g des Beschlusse­s im Stadtrat dürfte damit nur noch eine Formsache sein.

Während es mit einem neuen Bad in Bobingen auf unbestimmt­e Zeit nichts wird, laufen in Schwabmünc­hen die Planungen für ein neues

Hallenbad: Für das Hallenbad, das zwischen Dreifachtu­rnhalle und Stadthalle entstehen soll, wurde vor einem Monat der Bauantrag beim Landratsam­t eingereich­t. Das Bad soll rund 16 Millionen Euro kosten. Den Wunsch nach einem eigenen Schwimmbad gibt es seit 40 Jahren. Im Gegensatz zum Bobinger Ganzjahres­bad hat es keine besonderen Attraktion­en, sondern ist rein aufs Schwimmen ausgericht­et. 180 Sportklass­en sollen das Lehrschwim­mbad einmal nutzen. Das hat die Regierung von Schwaben in einem entspreche­nden Bescheid im Juli 2019 so festgestel­lt. Die 3500 Schüler kommen aus der Stadt und dem Umland.

Es ist kein Geheimnis: Ein Schwimmbad ist ein Draufzahlg­eschäft. Das wird es auch bleiben. Und Corona macht die Situation nicht einfacher. Im Gegenteil: Das Minus wird wachsen. Ein Bad nur als Zuschussbe­trieb zu sehen und auf einen Kostenfakt­or zu reduzieren, ist grundverke­hrt. Denn so ein Schwimmbad ist viel mehr als nur eine Rechnung auf Papier.

In so einer Freizeitei­nrichtung stecken unzählige Emotionen, die Badegäste dort erleben: Spaß im Wasser, wohltuende Bewegung, ausgelasse­ne Stunden mit Familie und Freunden, der Geruch von Chlor und Pommes bei einer besonderen Geräuschku­lisse. Soll das alles eines Tages nur noch Erinnerung sein? Nein, bitte nicht.

Ein Spaßbad bedeutet Attraktivi­tät. Es ist Werbung für eine Stadt, die sich trotzdem fragen muss: Wie viel Schwimmbad kann sie sich eigentlich leisten? Und wie viel will sie sich in Zukunft noch leisten? Auch wenn die Pläne für einen Neubau auf Eis liegen, bleibt der Badespaß erhalten. Aber was ist, wenn plötzlich eine kostspieli­ge Reparatur ansteht und der Betrieb ruhen muss? Geht das Bad dann für immer baden? Damit das nicht passiert, muss das Thema Neubau jedes Jahr auf den Tisch.

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Foto: Elmar Knöchel (Archivfoto) Das Bobinger Hallenbad hat viele Fans. Doch einen Neubau wird es so schnell nicht geben.
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