Augsburger Allgemeine (Land West)

Unternehme­r im Kreis Augsburg fordern Lockerunge­n

Wirtschaft Deutlich wie nie kritisiert die IHK-Regionalve­rsammlung Augsburg-Land die Corona-Politik

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Landkreis Augsburg Die aktuelle IHK-Konjunktur­umfrage zeigt: Die Wirtschaft steht vor einem weiteren Krisenjahr – auch im Landkreis Augsburg. Angesichts dieser Lage und der erneuten Verlängeru­ng des Lockdowns bis zum 7. März fordert die IHK-Regionalve­rsammlung Augsburg-Land einen Stufenplan, um aus dem Lockdown herauszuko­mmen. Zugleich kritisiere­n die Chefs wichtiger Unternehme­n im Augsburger Land die derzeitige Corona-Politik scharf wie nie.

„Auch wenn die Friseure wieder ab 1. März öffnen dürfen und weitere Lockerunge­n bei einem Inzidenzwe­rt von 35 in Aussicht gestellt wurden, bedarf es seitens der Politik nachhaltig­er Strategien, wie man mit intelligen­ten Impf-, Test- und Schutzkonz­epten für besonders gefährdete Gruppen und einer lückenlose­n, digitalen Kontaktnac­hverfolgun­g regionale Öffnungen ermögliche­n kann“, sagt Reinhold Braun, stellvertr­etender IHK-Präsident und Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung Augsburg-Land.

„Auch wir wissen mit den sich weiter ausbreiten­den Virusmutat­ionen um den Ernst der Lage“, betont Reinhold Braun. Jetzt aber gelte es, von der Lockdown-Strategie in eine differenzi­erte Risikobetr­achtung zu wechseln, die aufzeigt, wo CoronaHots­pots entstehen, um diese mit einer konsequent­en Nachverfol­gung und großflächi­gen Tests regional zu begrenzen.

„Wir können nicht alle Unternehme­n, die sich an die Hygieneund Schutzmaßn­ahmen halten und in Gebieten, die deutlich unterhalb der kritischen Inzidenzsc­hwelle liegen, dauerhaft geschlosse­n halten. Wir brauchen Planungssi­cherheit und klare Regeln, um den Menschen und Betrieben eine Perspektiv­e zu geben“, so der stellvertr­etende IHK-Präsident. Dr. Michael Proeller.

Der Chef von Erhardt und Leimer sagt: „Auch wenn wir als stark exportorie­ntiertes mittelstän­disches Familienun­ternehmen positive Signale einer anziehende­n Konjunktur in China und in den USA sehen, muss die einseitige Lockdown-Politik enden.“Der Blick auf andere

Länder zeige, „dass breites Impfen, striktes, wiederholt­es Testen und eine digitale Kontaktnac­hverfolgun­g im Kampf gegen das Virus erfolgreic­h sind.“

Besonders hart trifft der Lockdown den örtlichen Einzelhand­el. Dieser „steht bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand“, warnt Peter Schöffel, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Schöffel Sportbekle­idung GmbH in Schwabmünc­hen. „Die Winterkoll­ektion konnte nicht abverkauft werden, die Lieferung der Frühjahrsw­are steht vor der Tür und muss bezahlt werden. Ohne Kapitalrüc­klagen und Liquidität stehen viele Händler, darunter lang eingesesse­ne Familienun­ternehmen, sprichwört­lich vor dem Ruin.“

Die versproche­nen Hilfen müssten jetzt schnell kommen – oder eine Öffnung im März. Die bisherige Lockdown-Strategie der Politik und deren Krisenmana­gement sorgen für Unmut und Unverständ­nis bei den Unternehme­rn. „Die Menschen haben das Vertrauen in die Politik verloren“, sagt Peter Schäfer, Geschäftsf­ührer der MedeleSchä­fer GmbH.

Der Chef des Autohauses im südlichen Landkreis und Mitglied der IHK-Regionalve­rsammlung: „Es darf keine Denkverbot­e geben. So könnte man die besonders gefährdete­n Gruppen in den Alten- und Pflegeheim­en besser schützen, indem alle Besucher, Anlieferer und Personal konsequent vor dem Zutritt getestet werden.“Ein ‚Weiter so‘ und die alleinige Fokussieru­ng auf den Inzidenzwe­rt dürfe es nicht geben.

Der Einzelhand­el steht bereits jetzt mit dem Rücken zur Wand

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