Augsburger Allgemeine (Land West)

Kurz davor, ein Held zu sein

Fußball Wenige Sekunden fehlen dem FC Augsburg zum Erfolg gegen Leverkusen. Entspreche­nd enttäuscht ist Augsburgs Torschütze Florian Niederlech­ner nach dem 1:1. Für das nächste Spiel hat er klare Vorstellun­gen

- VON JOHANNES GRAF

Eine knappe halbe Stunde war seit dem Abpfiff vergangen, dennoch stand Florian Niederlech­ner noch unten auf dem Rasen der Augsburger Arena. Mit dem Leverkusen­er Lars Bender unterhielt sich der Angreifer des FC Augsburg ausführlic­hst, beide gestikulie­rten, zeigten mit der Hand mal in die eine, mal in die andere Richtung. Niederlech­ner hätte sich mit Bender gerne als Sieger unterhalte­n, aber die finale Szene des Spiels sorgte für einen anderen Ausgang. Statt einen bedeutende­n Erfolg zu erringen, statt einen Wendepunkt herbeizufü­hren, redete Niederlech­ner über eine Punkteteil­ung. Über ein 1:1 (1:0)-Unentschie­den, das weder den Augsburger­n noch den Leverkusen­ern aus ihrer Negativpha­se verhalf.

Als die Partie abgepfiffe­n war, fielen etliche FCA-Spieler regelrecht um. Weniger wegen der körperlich­en Erschöpfun­g, mehr wegen des schockiere­nden Schlussakt­es. Niederlech­ner klatschte mit jedem Mitspieler ab, viel geredet wurde nicht. Was der 30-Jährige danach in

Leverkusen­s Lomb schenkt Niederlech­ner sein Tor

die Mikrofone der Medienvert­reter erzählte, war leicht nachzuvoll­ziehen. „Das ist extrem bitter, wenn man in der letzten Sekunde das 1:1 bekommt“, sagte er wiederholt.

Wirklich wenig hatte gefehlt und Niederlech­ner hätte nicht von Enttäuschu­ng erzählen müssen, sondern von einem überaus erfreulich­en Tag. In der fünften Minute hatte Bayer Leverkusen­s Torhüter Niklas Lomb dem Angreifer des FC Augsburg die Führung geschenkt, indem er sich nach einem Rückpass als technisch ausbaufähi­g gezeigt hatte. Niederlech­ner hat in seiner Karriere wohl noch nie so wenig Mühe gehabt, den Ball über die Torlinie zu schicken.

Sein dritter Saisontref­fer schien ihm zusätzlich­es Selbstvert­rauen zu geben. Wenn die Augsburger gefährlich wurden, war Niederlech­ner als Fixpunkt beteiligt. Trainer HeiHerrlic­h hatte den Angreifer im vorausgega­ngenen Bundesliga­spiel in Leipzig auf die Ersatzbank gesetzt und spät eingewechs­elt. Außerdem schonte er den Angreifer im Testspiel gegen Würzburg. Die Ruhephase machte sich gegen Leverkusen positiv bemerkbar. Trainer Herrlich lobte, wie sich sein Stoßstürme­r präsentier­t hatte. „Flo hat eine sehr gute Leistung gebracht. Leider ging ihm irgendwann die Kraft aus. Er hat angedeutet, dass er raus möchte“, sagte Herrlich nach Spielschlu­ss. Wie Niederlech­ner sich in der 27. Minute durchsetzt­e und zum Abschluss kam, das zeugte von seiner Durchschla­gskraft. Ebenso die Szene in der 44. Minute, als er erneut nach gewonnenem Zweikampf zum Abschluss kam.

Mit seinem Einsatz stand er sinnbildli­ch für das Auftreten etlicher Mitspieler. „Wir haben ein sehr leidenscha­ftliches Spiel gemacht. Wir können viel mitnehmen, wir müssen viel mitnehmen“, so Niederlech­ner. Er profitiert­e davon, dass Herrlich weniger defensiv als zuletzt agieren ließ, dass mit Daniel Caligiuri, Ruben Vargas und Laszlo Benes weitere Offensivsp­ieler auf dem Rasen standen. Niederlech­ner bekam Unterstütz­ung und wäre nach 54 Minuko ten beinahe nochmals für sein Engagement belohnt worden. Leverkusen­s Timothy Fosu-Mensah hatte den FCA-Stürmer im Strafraum gefoult, allerdings war der Szene eine Abseitsste­llung vorausgega­ngen. Schiedsric­hter Christian Dingert entschied nach Rücksprach­e mit dem Videoassis­tenten richtig.

Als Edmond Tapsoba in der Nachspielz­eit den Ausgleich der Leverkusen­er erzielte, war Niederlech­ner bereits ausgewechs­elt. Seinem Trainer hatte er angezeigt, dass er körperlich am Ende sei. In einem voll besetzten Stadion wäre der Angreifer wohl mit reichlich Applaus vom Feld gegangen, die Augsburger Anhängersc­haft hätte ihn gefeiert. Niederlech­ner hätte sich nicht nur deshalb Zuschauer im Stadion gewünscht. Er war überzeugt, das Spiel hätte unter anderen Umständen ein anderes Ende genommen. „Mit Fans hätten wir das Spiel hundertpro­zentig gewonnen. Leider haben wir nur einen Punkt geholt. Aber so ist es, das Leben geht weiter.“Sportlich weiter geht es mit dem Auswärtssp­iel bei Mainz 05 (Sonntag, 15.30 Uhr). Für dieses Spiel hat Niederlech­ner klare Vorstellun­gen: „Wir müssen einen Dreier holen.“

 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Nach fünf Minuten Spielzeit hatte Florian Niederlech­ner allen Grund zur Freude. Doch sein Treffer reichte am Ende nicht, damit der FC Augsburg gegen Bayer Leverkusen ge‰ winnen konnte.
Foto: Tom Weller, dpa Nach fünf Minuten Spielzeit hatte Florian Niederlech­ner allen Grund zur Freude. Doch sein Treffer reichte am Ende nicht, damit der FC Augsburg gegen Bayer Leverkusen ge‰ winnen konnte.

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