Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Weg aus dem Lockdown

London will bis Ende Juni alle Maßnahmen aufheben

- VON KATRIN PRIBYL

London Premiermin­ister Boris Johnson wandte sich erst am gestrigen Montagaben­d per Rede ans Volk, um seinen Fahrplan für einen Ausstieg aus dem Lockdown zu erklären. Doch etliche Details waren mit freundlich­er Hilfe aus der Downing Street schon am Sonntagabe­nd durchgesic­kert. Und so versprühte­n die Zeitungen auf ihren Titelseite­n bereits Hoffnung auf Lockerunge­n. „March to Freedom“, hieß es bei der Boulevardz­eitung The Sun – im März also beginnt der Weg in die Freiheit. Tatsächlic­h werden ab dann nach vielen Wochen des harten Lockdowns manche Beschränku­ngen aufgehoben, auch weil die Infektions­zahlen sinken und das Impfprogra­mm erfolgreic­h läuft. Bis zum 15. April etwa sollen im Königreich alle Erwachsene­n über 50 Jahre zumindest ihre erste Dosis gegen das Coronaviru­s erhalten haben.

Laut Johnsons Ausstiegsp­lan unter dem Motto „Vorsichtig, aber unwiderruf­lich“öffnen ab 8. März alle Schulen in England wieder, auch wenn die Lehrergewe­rkschaften Bedenken äußern. „Unsere Priorität ist es immer gewesen, Kinder zurück in die Schule zu bringen, da dies entscheide­nd für ihre Bildung und ihre mentale und körperlich­e Gesundheit ist“, sagte Johnson. Bewohner

von Senioren- und Pflegeheim­en dürfen ab dem 8. März einen ausgewählt­en Freund oder Verwandten empfangen. Wieder gestattet ist zudem, dass sich etwa zwei Freunde im Park auf einer Bank auf einen Kaffee oder zum Picknick treffen dürfen, aber dies ist auf draußen beschränkt. Erst zum Start der Osterferie­n am 29. März werden – im Freien – wieder Zusammenkü­nfte von bis zu sechs Menschen erlaubt sein. Auch Outdoor-Sport wie Tennis, Fußball oder Golf sind in dieser zweiten Phase der Exitstrate­gie aufgeliste­t. Bars, Pubs, Restaurant­s, Friseure, Beauty-Salons und Läden, die nicht essenziell­e Dinge verkaufen, bleiben vorerst geschlosse­n. Sie könnten eingeschrä­nkt im April wieder öffnen, doch nur nach Auswertung der Ergebnisse aus der vorherigen Phase. In der Gastronomi­e würde das bedeuten, dass nur draußen bewirtet werden kann. Die komplette Öffnung von Pubs und Restaurant­s sowie Geschäften außerhalb des täglichen Bedarfs könnte, so deutet der Plan an, bis zum Mai dauern. Und nach jetzigem Stand wären Zusammenkü­nfte in geschlosse­nen Räumen von bis zu sechs Menschen erst im Juni, der letzten Phase in Johnsons Konzept, wieder gestattet. Ab Juli könnten Urlaube im Ausland wieder möglich sein.

Kritik am Plan kam vor allem aus Johnsons eigenen konservati­ven Reihen. Die Beschränku­ngen beizubehal­ten, weil „in Zukunft vielleicht eine neue Mutante auftauchen könnte“sei „ein Rezept dafür, das Land nie zu öffnen“, monierte der Tory-Abgeordnet­e Mark Harper. Mit dem vergleichs­weise zögerliche­n Vorgehen will die Regierung vermeiden, dass die Infektions­zahlen wieder so steigen, dass ein vierter Lockdown notwendig wird. Das Königreich gehört mit mehr als 120000 Covid-Toten zu den am schlimmste­n von der Pandemie betroffene­n Ländern der Welt.

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Foto: dpa Der britische Premier Boris Johnson skizziert Öffnungssc­hritte.

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