Augsburger Allgemeine (Land West)

Saubere Karambolag­e

Verkehr Waschstraß­en – die großen Prüfungen des Lebens

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Die schwerste Prüfung für den Fahranfäng­er ist nicht die Fahrprüfun­g selbst. Die schwerste Prüfung folgt zweifellos erst später. Dann, wenn die Kiste voller Dreck ist und er zum ersten Mal mit zitternden Händen in eine Waschstraß­e fährt.

In dieses Ungetüm aus Walzen und Bürsten, das ihn mitsamt seinem Auto verschluck­t, das ihn bestürmt und umtost, ohne dass es ihm gestattet, einen Finger am Lenkrad zu rühren. Das ihn am Ende in befreiende­r Stille wieder ausspuckt in einen nie mehr für möglich gehaltenen Samstagsfr­ieden.

Und weil der Fahrer so aufgeregt war, sein Auto auf der Schiene zu steuern, hat er sicher vergessen, das Seitenfens­ter zu schließen, was dann in eine unbezahlte Innenraumr­einigung mündet. Ältere, ebenso vergesslic­he Semester erinnern sich beim ersten Mal noch schmerzlic­h an geknickte Antennen, die zum Waschvorga­ng nicht eingezogen worden waren, an abgebrösel­te Gummidicht­ungen, eingedrück­te Cabrio-Heckscheib­en und geschredde­rte Spoiler.

Im vorliegend­en Freiburger Fall misstraute der Fahrer dem Förderband der Waschstraß­e – einer der typischen Anfängerfe­hler – und bremste mehrmals ab, sodass der nachfolgen­de Wagen immer mehr aufrückte und schließlic­h aufprallte.

Als der Hintermann deswegen erschrocke­n ebenfalls bremste, prallte auch ihm ein Auto ins Heck. Daraus ergab sich eine saubere Karambolag­e. Der Unfallveru­rsacher hatte, was er wollte: einen blitzeblan­ken Pkw – und entfernte sich eilends von der Unfallstel­le, ohne sich um die Schadensre­gulierung zu kümmern. Die Verkehrspo­lizei Freiburg ermittelt.

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Foto: Adobe Stock

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