Augsburger Allgemeine (Land West)
Saubere Karambolage
Verkehr Waschstraßen – die großen Prüfungen des Lebens
Die schwerste Prüfung für den Fahranfänger ist nicht die Fahrprüfung selbst. Die schwerste Prüfung folgt zweifellos erst später. Dann, wenn die Kiste voller Dreck ist und er zum ersten Mal mit zitternden Händen in eine Waschstraße fährt.
In dieses Ungetüm aus Walzen und Bürsten, das ihn mitsamt seinem Auto verschluckt, das ihn bestürmt und umtost, ohne dass es ihm gestattet, einen Finger am Lenkrad zu rühren. Das ihn am Ende in befreiender Stille wieder ausspuckt in einen nie mehr für möglich gehaltenen Samstagsfrieden.
Und weil der Fahrer so aufgeregt war, sein Auto auf der Schiene zu steuern, hat er sicher vergessen, das Seitenfenster zu schließen, was dann in eine unbezahlte Innenraumreinigung mündet. Ältere, ebenso vergessliche Semester erinnern sich beim ersten Mal noch schmerzlich an geknickte Antennen, die zum Waschvorgang nicht eingezogen worden waren, an abgebröselte Gummidichtungen, eingedrückte Cabrio-Heckscheiben und geschredderte Spoiler.
Im vorliegenden Freiburger Fall misstraute der Fahrer dem Förderband der Waschstraße – einer der typischen Anfängerfehler – und bremste mehrmals ab, sodass der nachfolgende Wagen immer mehr aufrückte und schließlich aufprallte.
Als der Hintermann deswegen erschrocken ebenfalls bremste, prallte auch ihm ein Auto ins Heck. Daraus ergab sich eine saubere Karambolage. Der Unfallverursacher hatte, was er wollte: einen blitzeblanken Pkw – und entfernte sich eilends von der Unfallstelle, ohne sich um die Schadensregulierung zu kümmern. Die Verkehrspolizei Freiburg ermittelt.