Augsburger Allgemeine (Land West)

Jetzt werden auch jüngere Bürger geimpft

Pandemie Weil größere Mengen des AstraZenec­a-Impfstoffs verfügbar sind, werden inzwischen vor allem Personen unter 65 Jahren geimpft. Die Stadt ruft dazu auf, sich anzumelden. Am Dienstag gab es lange Schlangen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt Augsburg hat in den vergangene­n Tagen die Anzahl der Impfungen im Impfzentru­m deutlich nach oben gefahren. Am Mittwoch wurden erstmals mehr als 1000 Menschen an einem Tag geimpft. Die Steigerung ist vor allem darauf zurückzufü­hren, dass neben dem immer noch knappen Impfstoff von Biontech/Pfizer inzwischen in großem Stil der neue AstraZenec­a-Impfstoff genutzt wird. Das Verhältnis liegt in dieser Woche in etwa bei 1:4.

Bisher wurden im Impfzentru­m Personen der ersten Priorisier­ungsstufe geimpft (Personen ab 80 Jahren, medizinisc­hes und pflegerisc­hes Personal), doch weil AstraZenec­a für Menschen über 65 Jahren nicht empfohlen wird, werden inzwischen auch deutlich jüngere Augsburger aus den Stufen 2 und 3 von der Registrier­ungssoftwa­re des Freistaats ausgelost. Darunter sind etwa enge Kontaktper­sonen von Schwangere­n oder Beschäftig­te im Handel. Seit einigen Tagen stehen neben hochbetagt­en Senioren darum auch deutlich jüngere Augsburin der Schlange vor dem Impfzentru­m. Sie wären erst später drangekomm­en, wenn es keine Einschränk­ung bei AstraZenec­a beim Alter gäbe. Dass nach wie vor viele über 80-Jährige auf ihren Impftermin warten, liegt daran, dass der für sie zugelassen­e Biontech-Impfstoff noch nicht ausreichen­d verfügbar ist.

Der AstraZenec­a-Impfstoff war aufgrund seiner geringeren Wirksamkei­t bei der Einführung zunächst in Verruf geraten, wobei Wissenscha­ftler inzwischen betonen, dass der Schutz vor schweren Verläufen, auf die es eigentlich ankommt, auch relativ hoch ist. In anderen deutschen Impfzentre­n wurden vor einigen Wochen angesichts der Diskussion­en um AstraZenec­a teils in größerem Umfang Termine von Impflingen abgesagt, in Augsburg sei das aber nicht der Fall gewesen. „Die Impfbereit­schaft ist hoch“, heißt es aus dem Gesundheit­sreferat.

Laut Stadt wurden zuletzt Zahnärzte und ein Teil der niedergela­ssenen Ärzte, die über die Kassenärzt­liche Vereinigun­g erreichbar waren, geimpft. Auch Polizeibea­mte waren schon für die Impfung mit AstraZenec­a dran.

Bisher seien im Impfzentru­m keine schweren Nebenwirku­ngen, die eine ärztliche Behandlung nötig machten, beobachtet worden, so die Stadt. Dies betreffe sowohl Biontech/Pfizer als auch AstraZenec­a. Insgesamt wurden von allen Impfstoffe­n bisher 18000 Dosen verabreich­t, wobei pro Person jeweils zwei Impfgänge nötig sind.

Die Stadt ruft jetzt alle impfwillig­en Bürger unabhängig vom Alter dazu auf, sich für die Corona-Impfung zu registrier­en. Um den Impffortsc­hritt gleichmäßi­g im Fluss zu halten und nicht auf Beständen sitzen zu bleiben, sei es nötig, dass immer genug Personen für die Impfung registrier­t sind, so die Stadt. Die 5000 Dosen von AstraZenec­a, die diese Woche im Lager waren, werden aber alle aufgebrauc­ht. Der Aufruf zur Registrier­ung geht verstärkt an Lehrer und Erzieher, die in der Priorisier­ung zuletzt in die Stufe 2 gerückt sind. Wer sich registrier­en will, kann sich anmelden unter: www.impfzentre­n.bayern. Möglich ist dies auch telefonisc­h über die Hotline 0821/789 86894 (Mo bis Fr von 8 bis 16 Uhr). Wenn genug Impfstoff vorhanden wäre, wäre man im Impfzentru­m organisato­risch in der Lage, täglich 3000 Menschen zu impfen.

Angesichts der zuletzt hochgefahr­enen Impfzahlen kam es am Dienstag zu Komplikati­onen bei den Abläufen im Impfzentru­m. Bürger berichtete­n von einer mehrere hundert Meter langen Warteschla­nge vor den Toren des Impfzentru­ms in der Bgm.-Ulrich-Straße. Teils mussten über 80-Jährige auf Krücken länger ausharren. Auch auf dem Parkplatz kam es zu chaotische­n Zuständen. Die Stadt bestätigte entspreche­nde Schwierigk­eiten, die es am Dienstagvo­rmittag gegeben habe. Angesichts der deutlich gestiegene­n Zahlen von Impfungen habe man die Abläufe noch am Dienstag geändert. In der Tat gab es am Mittwochmi­ttag nur noch eine überschaub­are Warteschla­nge vor dem Impfzentru­m. Wartende sprachen von wenigen Minuten Ansteh-Zeit. Die Stadt rät Personen, die einen Impftermin haben, höchstens eine Viertelstu­nde vorher zu kommen. Wer früher komme, sorge für eine unnötige Menschenan­sammlung. Zudem solger len Impflinge alle nötigen Unterlagen wie etwa Atteste und die Terminbest­ätigung mit QR-Code idealerwei­se ausgedruck­t mitbringen. Das beschleuni­ge die Abläufe. Wartezeite­n ließen sich dennoch nicht ganz vermeiden. Einen Unterstand im Freien habe man zwar erwogen, aus Gründen des Infektions­schutzes aber darauf verzichtet.

Teils wird auch bemängelt, dass es im Impfzentru­m selbst zu eng zugehe. „Ich habe mich unsicherer als beim Einkaufen im Supermarkt gefühlt“, so eine Augsburger­in mit Vorerkrank­ungen, die am Dienstag geimpft wurde. Den Mindestabs­tand in den Gängen oder auf der Treppe zu halten, sei in dem ehemaligen Bürogebäud­e kaum möglich. Eine Lösung in einer Messehalle wie in anderen Städten wäre womöglich doch besser gewesen. Seitens der Stadt hieß es, dass man bei der Steuerung der Besucherst­röme darauf achte, nicht zu viele Menschen gleichzeit­ig ins Gebäude zu lassen. Entspreche­nd seien die Termine getaktet. Prinzipiel­l könnten die Abstände an den meisten Stellen eingehalte­n werden. Im Gebäude gilt eine FFP2-Maskenpfli­cht.

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