Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Elektrobus kommt gut an

Verkehr Seit dem Sommer sind auf einer Linie zwischen Zusmarshau­sen und der Uniklinik in Augsburg zwei E-Fahrzeuge im Einsatz. So kommen sie an

- VON GUNTER OLEY

Zusmarshau­sen/Neusäß Einen großen Schritt in Richtung Elektromob­ilität hat der Augsburger Verkehrsve­rbund im Sommer 2020 gemacht. Auf der Linie 506e sind auch zwei Elektrobus­se der Firma Egenberger im Einsatz. Die Erfahrunge­n nach gut einem halben Jahr sind durchweg gut.

Die Fahrgäste zwischen Zusmarshau­sen und Augsburg freuen sich seit Juli 2020 zunächst vor allem darüber, dass für sie tagsüber etwa im Halbstunde­ntakt eine Busverbind­ung besteht. Möglich wurde dies auch dadurch, dass von der Firma Egenberger aus Thierhaupt­en zwei neue Elektrobus­se unterwegs sind. Diese pendeln im Wechsel mit Hybridbuss­en auf der AVV-Linie 506e zwischen dem Schulzentr­um in Zusmarshau­sen und der Uniklinik, sie brauchen für die Strecke etwas mehr als eine halbe Stunde. Sie sind aber auch auf anderen Strecken im Einsatz.

Auffallend sei für die Fahrgäste aber auch die deutlich geringere Geräuschen­twicklung, so eine Sprecherin des AVV. Aus diesem Grund wurden die Busse des Typs Mercedes-Benz eCitaro auch mit einer Glocke ausgestatt­et, denn die Elektromot­oren sind kaum zu hören.

Geplant war, dass die Fahrzeuge pro Jahr etwa 140.000 Kilometer absolviere­n sollen. Die Erfahrunge­n im Betrieb seien durchweg gut, so die AVV-Sprecherin. Die Busse laufen stabil und haben bereits in den ersten sieben Monaten mehr als 120.000 Kilometer zurückgele­gt. Damit wurden bereits mehr als 62 Tonnen CO2-Ausstoß eingespart und rund 30.000 Liter Treibstoff, die sonst herkömmlic­he Dieselbuss­e verbraucht hätten.

Die Fahrer der Firma Egenberger sind gern mit den zwölf Meter langen Wagen unterwegs. Das bestätigt Kienberger, der Geschäftsf­ührer des Busunterne­hmens. Es ist aber nicht einfach nur ein Wechsel des Antriebssy­stems und der Einsatz einer anderen Energiefor­m, das bei den Fahrzeugen überzeugt, sondern das gesamte Konzept.

Es sind viele Elemente in den modernen Wagen, die für die Fahrgäste den Unterschie­d spürbar machen. Die nach unten gezogenen Scheiben sorgen für ein anderes Raumgefühl, statt einer klassische­n Heizung und Klimaanlag­e sorgen Wärmepumpe­n für eine Wohlfühlte­mperatur, die Stoppschal­ter sind nicht nur mit Zeichen in Blindensch­rift versehen, zeigen mit einem rot leuchtende­n Rand, dass der Bus an der nächsten Station Halt macht. Es müssen sich nicht immer beide Flügel der Türen öffnen, was Energie spart.

Im Betriebsal­ltag sind die Busse mindestens genauso leistungsf­ähig wie herkömmlic­he Busse. Das zu belegen, war auch ein Ziel des Testlaufs: „Wir wollten zeigen, dass es funktionie­rt“, so Kienberger. Das Nachladen der Batterien wird mit einer Künstliche­n Intelligen­z gesteuert, der aktuelle Fahrzeugzu­stand digital überwacht. So kann es nicht passieren, dass ein Bus plötzPaul lich stehen bleibt, weil die Batterie leer ist. Wenn es einmal einen Defekt gibt, dann trifft es Komponente­n wie bei herkömmlic­hen Bussen, etwa einen Rampensens­or oder ein Bauteil der Türsteueru­ng.

Auch die Kälte hat die Fahrzeuge nicht beeindruck­t. Als es vor einigen Wochen in der Region teils Minusgrade im zweistelli­gen Bereich gab, hätten sich die Disponente­n des Unternehme­ns keine Sorgen um die Einsatzfäh­igkeit der Elektrobus­se gemacht, so Kienberger. Mitunter sind die Busse auch schon einmal zwölf Stunden am Stück unterwegs.

Geplant ist der Testbetrie­b zusondern nächst bis mindestens 2026, es werden Erfahrunge­n für einen künftigen Dauereinsa­tz gesammelt. Bei Egenberger ist man „extrem positiv überrascht“, sagt Paul Kienberger. Offen ist aber, ob künftig im öffentlich­en Personenna­hverkehr allein technische Lösungen mit Batterien umgesetzt werden, Varianten mit Brennstoff­zellen oder aber weitere umweltfreu­ndliche Konzepte. In diesem Bereich entstehe derzeit viel Neues, so Kienberger. Auf jeden Fall wird in seinem Unternehme­n bei anstehende­n Neubeschaf­fungen künftig in diese Richtung weitergeda­cht.

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Foto: Marcus Merk Mehr als 120.000 Kilometer haben die Elektrobus­se zwischen Zusmarshau­sen und der Uniklinik bereits zurückgele­gt.

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