Augsburger Allgemeine (Land West)
Neues Feuerwehrhaus erfüllt alle Wünsche
Sicherheit Die Neusässer Feuerwehr arbeitet seit Jahren unter beengten Verhältnissen. Die Stadt packt daher einen Neubau im Zentrum an. Die Pläne für die Raumaufteilung sind inzwischen konkret
Neusäß Das rund 40 Jahre alte Feuerwehrhaus in Neusäß in der Nähe des Bahnhofs wird dem Erdboden gleichgemacht. An die Stelle kommt ein neues Gebäude, das mehr Platz und vor allem auch mehr Funktionalität für die Abläufe bei einem Einsatz bieten soll. Nach dem Beschluss des Stadtrats zum Neubau sind die Pläne inzwischen weit gediehen. Das Haus wird sogar noch etwas größer als in den ersten Entwürfen vorgesehen.
Warum besteht überhaupt Handlungsbedarf? Die Räume der Neusässer Feuerwehr sind zu klein und technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand. Der Beschluss des Stadtrats, dass das alte Haus in der Ortliebstraße erweitert werden muss, ist daher bereits vor einiger Zeit gefallen. Lange Zeit standen die Zeichen eher auf Umbau. Doch dann fiel im Oktober der einstimmige Beschluss für einen kompletten Neubau. Die Gesamtkosten werden auf rund zehn Millionen Euro geschätzt. Der für das Großprojekt beauftragte Augsburger Architekt Hans Schuller will bei der nächsten Sitzung genaue Zahlen vorlegen. Momentan steht nach seiner Einschätzung 90 Prozent der Planung.
Schuller stellte in der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses die detaillierten Pläne für die Raumaufteilung in dem neuen Haus vor. Die wesentlichen Abläufe seien bereits gelöst, jetzt gehe es nur noch um „Feintuning“. Die Pläne sind vom Architekten in enger Abstimmung mit der Feuerwehrführung angefertigt worden. Bürgermeister Richard Greiner nannte das Ergebnis einen „sehr, sehr guten Zwischenstand“. Die Neusässer Wehr brauche eine erhebliche Verbesserung in einigen Punkten.
Schuller machte deutlich, dass die Anforderungen an die Feuerwehren immer weiter wachsen und die Ausrüstung umfangreicher werde. Dies trifft auf Neusäß im besonderen Maß zu, denn hier ist die Stützpunktfeuerwehr. Die Atemschutzgeräte werden beispielsweise hier für andere Wehren aus dem Umland gewartet.
Im Zentrum des Neubaus steht die große Fahrzeughalle mit zwölf Stellplätzen und einer Höhe von etwa fünf Metern. Es wird künftig mehr Platz geben, um die Fahrzeuge mit einem Gabelstapler beladen zu können. Hinter den Stellplätzen schließt sich eine 200 Quadratmeter große Logistikzone an, in der das Material für die Einsätze gelagert wird. Im Erdgeschoss sind außerdem eine große Waschhalle, Werkstätten für Reparaturen und eine Wäscherei angesiedelt. In einem Tauschraum können Feuerwehren aus dem Umland Gerätschaften abgeben, die gewartet werden müssen. Es sind 100 Umkleiden mit Spinden für Männer und 20 für Frauen vorgesehen. Grünen-Stadträtin Silvia Daßler stellte infrage, ob 20 Damenumkleiden für die Entwicklung in den nächsten 50 Jahren reichen werden. Sie plädierte hier für eine flexiblere Lösung. Der Architekt nahm diese Anregung als Hausaufgabe mit.
Der Haupteingang zum Feuerwehrhaus wird über die Dr.-Landrat-Frey-Straße erfolgen. Damit größere Lasten in den Keller oder nach oben transportiert werden können, gibt es auch einen Aufzug. Im Obergeschoss ist ein Schulungstrakt mit mehreren Räumen mit einer Größe von 40 bis 60 Quadratmetern. Sie sind über flexible Trennwände zu verbinden. Es schließt sich ein Aufenthaltsraum für 50 bis 60 Personen mit einer Küche und einer kleinen Terrasse nach Süden an. Im oberen Stockwerk ist auch die Kommando-Führungszentrale. Die Einsatzleiter können von oben das Geschehen in der Fahrzeughalle im Blick behalten.
Nur ein Teil des Gebäudes wird unterkellert. Dort finden eine Schlauchwaschanlage, ein Fitnessraum und diverse Lager Platz. Nach der aktuellen Planung liegt man bei 15.800 Kubikmeter umbauten Raums beim neuen Feuerwehrhaus. Das ist laut Schuller etwas größer als anfangs gedacht. Alles kommt weg, nur der Schlauchturm bleibt an der
Stelle. Die Baukosten liegen nach den ersten Schätzungen des Architekten bei 9,3 Millionen Euro. Dazu kommen noch rund eine Million Euro, weil die Feuerwehr während der Bauzeit für 18 Monate an einen anderen Platz ausgelagert werden muss.
Diese Kosten für die Zwischenlösung waren ein Grund, warum die Grünen-Stadträtin Ursula SchwingeHaines die Standortfrage noch einmal ansprach. Sie brachte als eine Option ein Grundstück der Stadt zwischen Schulzentrum und Umgehungsstraße ins Gespräch. Bei einem Bau auf grüner Wiese würden die Kosten für das Ausweichquartier entfallen, so ihre Argumentation. Bürgermeister Greiner entgegnete, dass es bereits Ideen für diese städtische Fläche gebe, die demnächst vorgestellt würden. Seiner Ansicht nach sei die Standortfrage ausführlich diskutiert worden. CSU-Stadtrat Uwe Hübner nannte es „eigenartig“, den Standort infrage zu stellen, wo die Planung schon so weit gediehen sei. „Wenn wir jetzt noch einmal bei null anfangen, dann haben wir eine Kostensteigerung“, sagte Hübner. SchwingeHaines entgegnete, dass ja noch kein Spatenstich gewesen sei und sie die Alternative noch einmal ins Gespräch bringen wollte, damit man sich nicht später über Versäumtes ärgere.
Auf die Frage von Silvia Daßler (Die Grünen), ob bei den Räumen nur das Nötigste eingeplant sei oder mehr, antwortete Schuller: „Wir haben keine zusätzlichen Räume erfunden.“Im Erd- und Obergeschoss sei nur das, was auch vom Raumprogramm gefordert werde.