Augsburger Allgemeine (Land West)

Prozess: Geschäftsm­ann fühlte sich erpresst

Gericht Einer der Angeklagte­n in der Betrugsaff­äre rund um die ehemalige Führungsri­ege des Meitinger Unternehme­ns Lech-Stahl packt vor Gericht aus. Er stellt sich als Opfer skrupellos­er Geschäftsm­änner dar

- VON PHILIPP KINNE

Meitingen Im Korruption­sprozess um einen ehemaligen Manager von Lech-Stahl kommen neue Details ans Licht. Nun meldet sich der Mann zu Wort, der mutmaßlich Schmiergel­der bezahlt haben soll. Der 45-Jährige ist einer von drei Angeklagte­n, die sich in der Affäre vor dem Augsburger Landgerich­t verantwort­en müssen. Er sagt aus, dass er sich von Teilen der ehemaligen Führungsri­ege des Meitinger Stahlprodu­zenten erpresst gefühlt habe. Es geht um Schmiergel­der von mehr als 800.000 Euro.

Die sollen als monatliche­s Einkommen auch an einen ehemaligen Manager von Lech-Stahl geflossen sein. Laut Anklage soll der 55-Jährige überhöhte Rechnungen für Aufträge abgenickt haben, die teils nie erbracht wurden. Diese Aufträge gingen an die Unternehme­nsgruppe des 45-jährigen Angeklagte­n. Das zu viel bezahlte Geld soll von dort über einen Steuerbera­ter als Bestechung­slohn zurück an den Ex-Manager geflossen sein. Dabei geht es laut Anklage um Beträge zwischen 7.500 und 86.000 Euro im Monat.

Schon am ersten Verhandlun­gstag räumte der 45-jährige Geschäftsm­ann aus Oberbayern dieses Vorgehen ein. Nun schilderte er, wie es dazu kommen konnte. Aus seiner Sicht habe er keine andere Wahl gehabt, als die geforderte­n Summen zu zahlen. Man habe ihn erpresst. Eingefädel­t haben soll den Deal allerdings nicht der 55-jährige Ex-Manager von Lech-Stahl, sondern ein anderer Mann aus der Führungset­age. Der ist mittlerwei­le gestorben. Der 45-jährige Geschäftsm­ann lässt kein gutes Wort an dem ehemaligen Geschäftsf­ührer einer Lech-Stahl-Firmentoch­ter.

Im Laufe der Geschäftsb­eziehung sei der Mann auf ihn zugekommen und habe ihn erpresst. „Wenn nächstes Jahr ein anderer Dienstleis­ter übernimmt, wäre das doch schade für dich“, habe der inzwischen Verstorben­e gedroht. Er habe viel geleistet, werde aber nicht entspre

bezahlt. Deshalb müsse er selbst schauen, wie er an seine Rente kommt, habe der Mann weiter Druck gemacht. So zumindest die Schilderun­g des 45-jährigen Angeklagte­n. Hätte er das Schmiergel­d nicht bezahlt, wäre er bankrott gegangen.

Schließlic­h habe er im Laufe der Geschäftsb­eziehung mehrere Millionen Euro in neue Geräte und Personal gesteckt, um die Aufträge stemmen zu können. Das Schmiergel­d soll sich der inzwischen Verstorben­e laut Anklage mit dem angeklagte­n Ex-Manager von LechStahl geteilt haben.

Der hat sich vor dem Augsburger

bislang noch nicht persönlich zu den konkreten Vorwürfen geäußert. Über seine Verteidige­r ließ er aber erklären, dass er im Laufe der Verhandlun­g Stellung beziehen möchte. Laut dem 45-jährigen ehemaligen Geschäftsp­artner habe auch der Ex-Manager ihm indirekt gedroht.

Unter anderem dadurch, dass er auf eine Beteiligun­g an der Unternehme­nsgruppe des 45-Jährigen gepocht haben soll. Dafür habe es laut dem 45-Jährigen eigentlich keinen Grund gegeben, doch er habe das Angebot aus Angst vor den Konsequenz­en letztlich nicht ablehnen können. Später habe der Ex-Manachend ger sogar eine Luxusküche im Wert von knapp 60.000 Euro im Namen der Unternehme­rgruppe gekauft. Die soll der 45-Jährige laut Anklage als Betriebska­ntine für das Werk in Meitingen verbucht haben. Dadurch sollte verschleie­rt werden, dass die teure Küche eigentlich für die Augsburger Wohnung des ExManagers bestimmt war.

Geschäftli­ch habe der Unternehme­r schon seit vielen Jahren für die Max-Aicher-Gruppe, der das Werk in Meitingen gehört, zu tun. Laut eigener Aussage begann die Beziehung vor etwa 11 Jahren mit der Entsorgung von Abfällen. 2017 stieg die oberbayeri­sche UnternehLa­ndgericht mergruppe schließlic­h in den Reinigungs­betrieb des Lech-Stahlwerks in Meitingen ein. Ein großer Deal. Dazu seien etwa 200 Mitarbeite­r übernommen und eine Menge teures Gerät angeschaff­t worden. Die Kosten dafür gehen in die Millionen. Etwa zu diesem Zeitpunkt gründete der 45-jährige Unternehme­r eine Außenstell­e in Meitingen.

Das komplexe Verfahren vor dem Landgerich­t Augsburg wird in der kommenden Woche fortgesetz­t. Bis ein Urteil fällt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Noch bis Mitte Mai sind weitere Verhandlun­gstage angesetzt.

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Foto: Marcus Merk (Archiv) Im Korruption­sprozess um einen ehemaligen Manager von Lech‰Stahl kommen während des Prozesses neue Details ans Licht.

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