Augsburger Allgemeine (Land West)
Prozess: Geschäftsmann fühlte sich erpresst
Gericht Einer der Angeklagten in der Betrugsaffäre rund um die ehemalige Führungsriege des Meitinger Unternehmens Lech-Stahl packt vor Gericht aus. Er stellt sich als Opfer skrupelloser Geschäftsmänner dar
Meitingen Im Korruptionsprozess um einen ehemaligen Manager von Lech-Stahl kommen neue Details ans Licht. Nun meldet sich der Mann zu Wort, der mutmaßlich Schmiergelder bezahlt haben soll. Der 45-Jährige ist einer von drei Angeklagten, die sich in der Affäre vor dem Augsburger Landgericht verantworten müssen. Er sagt aus, dass er sich von Teilen der ehemaligen Führungsriege des Meitinger Stahlproduzenten erpresst gefühlt habe. Es geht um Schmiergelder von mehr als 800.000 Euro.
Die sollen als monatliches Einkommen auch an einen ehemaligen Manager von Lech-Stahl geflossen sein. Laut Anklage soll der 55-Jährige überhöhte Rechnungen für Aufträge abgenickt haben, die teils nie erbracht wurden. Diese Aufträge gingen an die Unternehmensgruppe des 45-jährigen Angeklagten. Das zu viel bezahlte Geld soll von dort über einen Steuerberater als Bestechungslohn zurück an den Ex-Manager geflossen sein. Dabei geht es laut Anklage um Beträge zwischen 7.500 und 86.000 Euro im Monat.
Schon am ersten Verhandlungstag räumte der 45-jährige Geschäftsmann aus Oberbayern dieses Vorgehen ein. Nun schilderte er, wie es dazu kommen konnte. Aus seiner Sicht habe er keine andere Wahl gehabt, als die geforderten Summen zu zahlen. Man habe ihn erpresst. Eingefädelt haben soll den Deal allerdings nicht der 55-jährige Ex-Manager von Lech-Stahl, sondern ein anderer Mann aus der Führungsetage. Der ist mittlerweile gestorben. Der 45-jährige Geschäftsmann lässt kein gutes Wort an dem ehemaligen Geschäftsführer einer Lech-Stahl-Firmentochter.
Im Laufe der Geschäftsbeziehung sei der Mann auf ihn zugekommen und habe ihn erpresst. „Wenn nächstes Jahr ein anderer Dienstleister übernimmt, wäre das doch schade für dich“, habe der inzwischen Verstorbene gedroht. Er habe viel geleistet, werde aber nicht entspre
bezahlt. Deshalb müsse er selbst schauen, wie er an seine Rente kommt, habe der Mann weiter Druck gemacht. So zumindest die Schilderung des 45-jährigen Angeklagten. Hätte er das Schmiergeld nicht bezahlt, wäre er bankrott gegangen.
Schließlich habe er im Laufe der Geschäftsbeziehung mehrere Millionen Euro in neue Geräte und Personal gesteckt, um die Aufträge stemmen zu können. Das Schmiergeld soll sich der inzwischen Verstorbene laut Anklage mit dem angeklagten Ex-Manager von LechStahl geteilt haben.
Der hat sich vor dem Augsburger
bislang noch nicht persönlich zu den konkreten Vorwürfen geäußert. Über seine Verteidiger ließ er aber erklären, dass er im Laufe der Verhandlung Stellung beziehen möchte. Laut dem 45-jährigen ehemaligen Geschäftspartner habe auch der Ex-Manager ihm indirekt gedroht.
Unter anderem dadurch, dass er auf eine Beteiligung an der Unternehmensgruppe des 45-Jährigen gepocht haben soll. Dafür habe es laut dem 45-Jährigen eigentlich keinen Grund gegeben, doch er habe das Angebot aus Angst vor den Konsequenzen letztlich nicht ablehnen können. Später habe der Ex-Manachend ger sogar eine Luxusküche im Wert von knapp 60.000 Euro im Namen der Unternehmergruppe gekauft. Die soll der 45-Jährige laut Anklage als Betriebskantine für das Werk in Meitingen verbucht haben. Dadurch sollte verschleiert werden, dass die teure Küche eigentlich für die Augsburger Wohnung des ExManagers bestimmt war.
Geschäftlich habe der Unternehmer schon seit vielen Jahren für die Max-Aicher-Gruppe, der das Werk in Meitingen gehört, zu tun. Laut eigener Aussage begann die Beziehung vor etwa 11 Jahren mit der Entsorgung von Abfällen. 2017 stieg die oberbayerische UnternehLandgericht mergruppe schließlich in den Reinigungsbetrieb des Lech-Stahlwerks in Meitingen ein. Ein großer Deal. Dazu seien etwa 200 Mitarbeiter übernommen und eine Menge teures Gerät angeschafft worden. Die Kosten dafür gehen in die Millionen. Etwa zu diesem Zeitpunkt gründete der 45-jährige Unternehmer eine Außenstelle in Meitingen.
Das komplexe Verfahren vor dem Landgericht Augsburg wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Bis ein Urteil fällt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Noch bis Mitte Mai sind weitere Verhandlungstage angesetzt.