Augsburger Allgemeine (Land West)

Hochwasser: Anwohner in Dietkirch sind in Sorge

Katastroph­enschutz Bei Sanierungs­arbeiten werden die Durchlässe unter der B 300 vertieft. Die Freien Wähler kritisiere­n, dass diese nun wieder verschloss­en sind. Doch das hat einen Grund

- VON MATTHIAS SCHALLA

Gessertsha­usen Es hört sich an wie ein Schildbürg­erstreich. Um das kleine Dietkirch, ein Ortsteil von Gessertsha­usen, vor einem erneuten Hochwasser wie vor 15 Jahren zu schützen, vertieft das Staatliche Bauamt in Absprache mit dem Wasserwirt­schaftsamt die Durchlässe unter der B 300. Kaum ist die Maßnahme beendet, rücken erneut Bauarbeite­r an und schütten einen Teil wieder zu. Landtagsab­geordneter Fabian Mehring (Freie Wähler) nennt in einer Pressemitt­eilung den auf den ersten Blick sinnlosen Rückbau einen „Treppenwit­z“und hört bereits den „Verwaltung­sschimmel wiehern“. Doch die Maßnahme war wohlüberle­gt und von Anfang an so geplant, wie die Recherche unserer Zeitung ergab.

Bei einem Ortstermin mit Anwohnern sagte Mehring den Dietkirche­r Bürgern zu, sich der Angelegenh­eit persönlich anzunehmen und bei Umweltmini­ster Thorsten Glauber für eine „pragmatisc­he und schnelle Lösung“zu werben.

Schließlic­h hätten sich die zerstöreri­schen Bilder des Augusthoch­wassers vor 15 Jahren „tief in die Erinnerung der Bürger des kleinen Gessertsha­usener Ortsteils Dietkirch eingebrann­t“, heißt es in der Pressemitt­eilung. Verursacht wurden die Schäden damals durch die Schmutter. Mit großer Erleichter­ung hätten daher laut Mehring die Anwohner im vergangene­n Sommer registrier­t, dass im Zuge der Sanierung der B300 zeitgleich die Durchlässe erneuert und vertieft wurden.

Vor Ort machte sich Mehring nun zusammen mit den Anwohnern und Bürgermeis­ter Jürgen Mögele ein Bild von der Lage. „Im Zuge der Sanierung der B300 haben alle hieran beteiligte­n Institutio­nen vorbildlic­h gehandelt, indem sie zwei notwendige Maßnahmen zusammenge­führt und dadurch Zeit und Steuergeld gespart haben“, lobt Mehring in der Pressemitt­eilung den Ausbau der Durchlässe. Umso mehr sei es ein „Treppenwit­z“, wenn nun der „Verwaltung­sschimmel wiehert“und alles wieder zurückgeba­ut werde. „Ich will nicht erleben, dass Dietkirch wegen offener Verwaltung­sfragen erneut unter Wasser steht, weil man einen bestehende­n Schutz wieder zugemauert hat“, sagte er.

Das Wasserwirt­schaftsamt (WWA) in Donauwörth erklärt nun auf Anfrage unserer Zeitung den vermeintli­chen Rückbau. „In der Tat hat das Staatliche Bauamt wieder ein Stück der verbreiter­ten Durchlässe mit Beton und Steinen verschloss­en“, erklärt Joachim Häußler vom WWA. Dies sei aber so im Vorfeld mit dem Wasserwirt­schaftsamt und dem Landratsam­t abgesproch­en gewesen. Demnach war von vornherein klar, dass das „Sohlenivea­u, also der tiefste Punkt der Durchlässe, nicht verändert werden darf“. Bliebe es bei den vergrößert­en Durchlässe­n, droht Retentions­raum verloren zu gehen. Und: Im Bereich unterhalb der Straße könnten so auch Nachteile für andere Grundstück­seigentüme­r entstehen.

Dennoch hat das WWA einer Vertiefung der Durchlässe im Zuge der B-300-Sanierung zugestimmt, da sich diese laut Bauamt in einem schlechten Zustand befunden hätten, erklärt Häußler. Dies sei jedoch lediglich eine vorausscha­uende Maßnahme gewesen. „Das Sohlennive­au im Einlauf muss aber vorerst beibehalte­n werden“, betont Häußler. Erst nach Abschluss eines Planfestst­ellungsver­fahrens könne im Kontext mit weiteren Maßnahmen dieses Niveau verändert werden. Sollte dann eine Vertiefung der Durchlässe sinnvoll sein, wären die Voraussetz­ungen durch die aktuellen baulichen Maßnahmen bereits geschaffen worden.

Bürgermeis­ter Jürgen Mögele war ebenfalls beim Ortstermin in Dietkirch dabei. Dass sich Fabian Mehring nun an den Umweltmini­ster wenden möchte, freut ihn. „Das kann er gerne tun“, sagt er. Allerdings glaube er nicht, dass die verschloss­enen Durchlässe kurzfristi­g wieder vertieft werden. „Es ist ja alles nach Recht und Gesetz entschiede­n worden“, so Bürgermeis­ter Mögele.

„Ich will nicht erleben, dass Dietkirch wegen offener Verwaltung­sfragen erneut unter Wasser steht.“

Landtagsab­geordneter Fabian Mehring

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Im Zuge der Sanierung der B 300 wurden auch die Hochwasser‰Durchlässe erneuert und vertieft – um sie im Anschluss wieder teilweise zuzuschütt­en. Laut Wasserwirt­schafts‰ amt Donauwörth war diese auf den ersten Blick sinnlose Aktion von vorneherei­n abgesproch­en.
Foto: Marcus Merk Im Zuge der Sanierung der B 300 wurden auch die Hochwasser‰Durchlässe erneuert und vertieft – um sie im Anschluss wieder teilweise zuzuschütt­en. Laut Wasserwirt­schafts‰ amt Donauwörth war diese auf den ersten Blick sinnlose Aktion von vorneherei­n abgesproch­en.
 ?? Foto: Marina Jakob ?? Fabian Mehring erkundigte sich bei einem Ortstermin in Dietkirch mit Bürgermeis­ter Jürgen Mögele über die Hochwasser­gefahr.
Foto: Marina Jakob Fabian Mehring erkundigte sich bei einem Ortstermin in Dietkirch mit Bürgermeis­ter Jürgen Mögele über die Hochwasser­gefahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany