Augsburger Allgemeine (Land West)

Bayern öffnet weitere Schulen

Corona Kabinett beschließt Lockerunge­n. Ab Montag entscheide­t die Inzidenz vor Ort

- VON ULI BACHMEIER UND BERNHARD JUNGINGER

München/Berlin Jetzt wird es in weiten Teilen Bayerns leichter, aber zugleich noch einmal etwas komplizier­ter: Weitgehend analog zu den Beschlüsse­n der Ministerpr­äsidentenk­onferenz will auch die Bayerische Staatsregi­erung die CoronaRege­ln schrittwei­se lockern – allerdings in Abhängigke­it von der regionalen Sieben-Tage-Inzidenz. Damit entscheide­t ab kommendem Montag die Infektions­lage vor Ort darüber, was in den einzelnen Landkreise­n und kreisfreie­n Städten an Erleichter­ungen möglich sein wird.

Danach soll folgendes Prinzip gelten: Wo der Inzidenzwe­rt über 100 liegt, bleiben die aktuellen Regeln in Kraft. Zwischen 100 und 50 gibt es vorsichtig­e Lockerunge­n in den Bereichen Handel, Kultur und Sport. Liegt eine Region stabil unter 50, sind weitere Öffnungssc­hritte möglich. Schulen sollen schrittwei­se vom Distanz- in den Wechsel- und schließlic­h in den Präsenzunt­erricht übergehen. Damit könnten vor Ostern erstmals nach rund drei Monaten Zwangspaus­e auch weiterführ­ende Schulen wieder öffnen.

Analog dazu soll es bei der Kinderbetr­euung laufen: Je nach Inzidenz Notbetreuu­ng, eingeschrä­nkter Regelbetri­eb oder Regelbetri­eb. Mehr private Kontakte werden in zwei Schritten erlaubt. Liegt die Inzidenz unter 100 dürfen sich zwei Haushalte oder bis zu fünf Personen treffen, unter 35 sogar drei Haushalte oder maximal zehn Personen.

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) betonte nach der Sitzung des bayerische­n Kabinetts allerdings ausdrückli­ch, dass das System „keine Einbahnstr­aße“sei. Sobald sich die Infektions­lage in einer Region wieder verschlech­tere, werde eine „Notbremse“greifen. Die Regeln würden dort wieder entspreche­nd verschärft. Dass die Neuregelun­g auch Schwächen hat, etwa weil sie zwischen benachbart­en Städten und

Landkreise­n zu dem gefürchtet­en „Shopping-Tourismus“führen kann, räumte Söder auf Nachfrage unserer Redaktion ein. „Das ganze System ist nicht perfekt, weil die Pandemie keine Perfektion zulässt.“Dennoch sei es mit Blick auf die Verhältnis­mäßigkeit der Einschränk­ungen richtig, regional zu differenzi­eren. Andere Bundesländ­er gehen schon einen Schritt weiter: In Schleswig-Holstein darf der Einzelhand­el ab Montag wieder öffnen. In Geschäften bis 800 Quadratmet­er gilt dabei eine Beschränku­ng von zehn Quadratmet­ern pro Kunde. Oberhalb dieser Größe sind es 20 Quadratmet­er pro Kunde.

Die Entscheidu­ng seines Kabinetts ist nach Söders Worten „kein Paradigmen­wechsel“, also keine Abkehr vom Kurs der Vorsicht. „Ein schlechtes Gewissen braucht man nicht zu haben, aber auch kein sorgloses Gefühl“, sagte er. Der März werde eine Phase des Übergangs,

In der CSU regt sich Widerstand

was zu Ostern sein werde, sei noch unklar. Die Osterferie­n allerdings fänden auf jeden Fall statt.

In der CSU ist der Kurs der vorsichtig­en Lockerung nicht unumstritt­en. Der Bundestags­abgeordnet­e Stephan Pilsinger, von Beruf selbst Arzt, warnt vor einer dritten Welle mit hohen Todeszahle­n. „Ich mache mir wegen der schnellen Ausbreitun­g der britischen Virusmutan­te, die deutlich ansteckend­er und vermutlich auch gefährlich­er ist, große Sorgen“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. „Wenn wir jetzt zu stark lockern, geraten wir sehr schnell wieder in ein gefährlich­es exponentie­lles Wachstum, das zu einer Überlastun­g unseres Gesundheit­ssystems führen kann.“Irland und England hätten zu früh gelockert. „Diesen Fehler dürfen wir in Deutschlan­d nicht wiederhole­n.“

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