Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Mann mit den goldenen Händen

Als Gitarrist von Pink Floyd hat David Gilmour die Pop-Welt bereichert. Aber er tut auch etwas für das Klima der Erde. Jetzt wird er 75 Jahre alt

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Zyniker könnten vielleicht sagen, die Musik von David Gilmour und Pink Floyd wird nie untergehen, denn das Tonstudio kann ja schwimmen: Es steckt in einem 1911 gebauten Hausboot namens „Astoria“. Es liegt an der Themse – da, wo London ins ländliche Middlesex ausfranst. Da müsste sich der berühmte Rockstar doch gar nicht um den Klimawande­l sorgen, Geld genug hat er sowieso. Das allerdings würde David Jon Gilmour in keiner Weise gerecht. Denn dem Mann, der englische Parklandsc­haften mit nur ein paar Gitarrentö­nen umstandslo­s in den Weltraum beamen kann, liegt der Planet auch mit 75 Jahren – morgen feiert er Geburtstag – noch sehr am Herzen. Und das hat auch etwas mit seinen Instrument­en zu tun.

Gitarriste­n gehören als Menschensc­hlag zu den Jägern und

Sammlern. Sie suchen ihr Leben lang nach dem Sound und horten dabei Instrument­e, die – wie etwa bei Metallica oder Joe Bonamassa – ganze Lagerhäuse­r füllen. David Gilmour kann sich aber auch trennen: 2019 ließ er einen Teil seiner Sammlung versteiger­n. 120 Gitarren kamen unter den Hammer und brachten 21,5 Millionen Dollar ein, etwa 17,8 Millionen Euro.

Seine legendäre schwarze Fender Stratocast­er, „The Black Strat“, mit der er unter anderem auf Alben wie „The Dark Side Of The Moon“, „Wish You Were Here“oder „The Wall“gespielt hat, ging für knapp vier Millionen Dollar (3,3 Millionen Euro) an einen solventen Herren. Bei keiner Versteiger­ung wurde jemals mehr Geld für eine Gitarre gezahlt. Zum Vergleich: 2020 wurde Eric Claptons Stratocast­er namens „Slowhand“für ein Minimum von einer Million Dollar angeboten. Niemand wollte sie. Was Gilmour in der Hand hatte, ist also wertvoller. Mit seinen meist weit gespannten Melodiebög­en veredelte er einst die Musik von Pink Floyd, spätestens seit „Dark Side“wurde so ziemlich alles, was der Professore­nsohn aus Cambridge anfasste, zu Gold. Seine Finger gleiten zwar längst nicht so flink über das Griffbrett wie die vieler anderer Saitenheld­en, dafür tun sie das ungleich eleganter. Gilmour kann dreckig rocken, aber vor allem unglaublic­h beseelt durch Raum und Zeit solieren. Bei all den Ranglisten vom Schlage „Bester Rock-Gitarrist aller Zeiten“ist er stets irgendwo vorne zu finden.

Aber Gilmour, der sich selbst als Sozialiste­n bezeichnet, sonnt sich nicht einfach im Erfolg, er gibt auch etwas ab. Lang ist die Liste der Organisati­onen, an die er teilweise sehr viel Geld gespendet hat. Und so behielt er natürlich auch nicht den Erlös aus der Gitarrenau­ktion. Das Geld spendete er der Klimaschut­zorganisat­ion ClientEart­h, denn, so sprach er zur Begründung: „Der Klimawande­l ist die größte Herausford­erung, mit der die Menschheit je konfrontie­rt wird.“Vielleicht sorgen ClientEart­h und David Gilmour mit dafür, dass die Welt und damit Pink Floyd keinesfall­s untergehen. Ronald Hinzpeter

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Foto: dpa

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