Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie schnell impfen die Landkreise?

Pandemie Seit zwei Monaten läuft die Immunisier­ung. In der Region schreitet die Impfung jedoch unterschie­dlich schnell voran. Wo das Tempo besonders hoch ist – und was die Gründe dafür sind

- VON NIKOLAI RÖHRICH UND CHRISTINA HELLER‰BESCHNITT

Augsburg Es war ein kleines Stück Hoffnung, kurz nach Weihnachte­n: Am 26. Dezember rollte ein unscheinba­rer Transporte­r auf den Hof des Impfzentru­ms in Dasing bei Augsburg. Im Inneren: die ersten 1000 Impfdosen für Schwaben. Doch die Begeisteru­ng der ersten Tage ist einer Ernüchteru­ng gewichen. Zu wenig Impfdosen, zu langsame Verteilung – die ersten Monate der Impfkampag­ne waren durchwachs­en. Aber was heißt das konkret? Unsere Redaktion wollte wissen, wie die Lage in der Region aussieht: Wie kommen die einzelnen Landkreise mit der Impfung voran? Welcher Landkreis ist besonders schnell, welcher langsam – und was sind die Gründe?

Ein Problem dabei: Wie viele Dosen in den einzelnen Landkreise­n bisher verimpft wurden, lässt sich für den normalen Bürger nicht zentral einsehen. Manche Städte – etwa Augsburg – berichten jeden Tag über den Fortschrit­t. Andere haben keine aktuellen Zahlen vorliegen oder reichen ihre Daten direkt an das bayerische Gesundheit­sministeri­um weiter, wo sie gebündelt werden. Unsere Zahlen spiegeln die Impflage zum 1. März wieder. Aber: Auch das Ministeriu­m hat nicht alle Daten. Aus den Landkreise­n NeuUlm und Donau-Ries fehlen sie teilweise. Grund dafür sind Probleme mit der bayernweit­en Impfsoftwa­re. Im Landkreis Donau-Ries erhob sie bisher sie nur die Daten des Impfzentru­ms in Donauwörth, nicht die aus Nördlingen. In Neu-Ulm fehlen Daten zu älteren Impfungen.

Insgesamt haben im Verbreitun­gsgebiet unserer Redaktion, also

Wie viele Einwohner wurden in der Region schon geimpft? in Schwaben und den angrenzend­en Landkreise­n Landsberg am Lech und Neuburg-Schrobenha­usen, 4,9 Prozent der Einwohner eine Erstimpfun­g gegen das Coronaviru­s erhalten. Das sind 104 560 Impfdosen.

Herunterge­rechnet auf die Zahl der Einwohner wurden bisher die meisten Menschen in den Landkreise­n Neuburg-Schrobenha­usen (5,9 Prozent) und Dillingen (5,7 Prozent) geimpft. Die beiden Kreise liegen über dem bayernweit­en Durchschni­tt: Im Freistaat haben bis zum 1. März 5,6 Prozent der Einwohner eine Erstimpfun­g erhalten. Unter dem Durchschni­tt liegt der Landkreis Landsberg. Dort sind nur etwas mehr als vier von 100 Einwohnern schon geimpft, im Landkreis Aichach-Friedberg und in der Stadt Augsburg ist die Quote ähnlich niedrig (4,7 Prozent). Über die Gründe kann der Sprecher des Landratsam­ts Landsberg, Wolfgang Müller, nur mutmaßen. „Landkreise, deren Impfzentre­n und deren Logistik sind nie wirklich vergleichb­ar“, betont Müller. „Wir fühlen uns sehr gut aufgestell­t – soweit

Impfstoff vorhanden ist, arbeiten bis zu 80 Personen daran, dass der vorhandene Impfstoff zügig verimpft wird.“

Bei der Impfung der Senioren kommen die Landkreise auch unterschie­dlich voran. So wurden im Kreis Aichach-Friedberg bisher die wenigsten Senioren geimpft. Dort haben bis zum 28. Februar nur 32,9 Prozent der über 80-Jährigen ihre erste Impfung erhalten. Auch in Augsburg waren es lediglich 35,8 Prozent. Eine Anfrage zu den Gründen ließ die Stadt Augsburg unbeantwor­tet. Aus dem Landratsam­t in Aichach-Friedberg heißt es zur Erklärung, dass die Landkreise je nach Einwohnerz­ahl unterschie­dlich viel Impfstoff bekämen. „Der Impfstoff, der dem Landkreis Aichach-Friedberg aufgrund seiner Einwohnerz­ahl zustand, wurde bisher vollumfäng­lich abgerufen und verimpft“, sagt Sprecherin Teresa Wörle. Es würden aber wie überall nicht nur über 80-Jährige geimpft, sondern etwa auch Menschen in bestimmten Berufsgrup­pen.

Der Kreis Neuburg-Schrobenha­usen liegt auch bei der Impfung der über 80-Jährigen wieder vorn. Dort hat mehr als die Hälfte aller Menschen in dem Alter bereits die Erst-Impfung bekommen. Im Landratsam­t ist man nicht überrascht über die gute Platzierun­g. Sabine Gooss, Sprecherin des Landratsam­tes, begründet sie damit, dass der Landkreis von Anfang an mit einem Software-Spezialist­en zusammenge­arbeitet habe. „Das ist ein Grund dafür, dass die Impfungen im Landkreis sehr gut organisier­t ablaufen“, erläutert sie und ergänzt: „Wir halten zudem keine Impfstoffm­engen zurück und verimpfen die uns zugeteilte­n Dosen.“

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Foto: Marcus Merk Als die ersten Impfdosen in Bayern ankamen, war die Begeisteru­ng groß. Doch mittlerwei­le hat sich Ernüchteru­ng breitgemac­ht, was die Impfung der bayerische­n Bevölke‰ rung angeht. Wie ist die Situation in der Region?

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