Augsburger Allgemeine (Land West)

Drama, Drama, Drama

Royals Als hätte Shakespear­e Hand angelegt, führt das britische Königshaus ein bemerkensw­ertes Schauspiel auf. Es geht um Liebe, Neid, Intrigen – und eine Herzogin, die sogar die Queen angreift

- VON KATRIN PRIBYL

London Selbst der englische Oberdramat­iker William Shakespear­e würde vermutlich staunen über das Drama, das sich um die britischen Royals auf der Weltbühne abspielt. Zwei Brüder – der Vater der beiden der künftige König, die Mutter tragisch ums Leben gekommen – zerstreite­n sich so bitterlich über die Frau des einen Prinzen, dass die einstigen royalen Gefährten zu Gegnern werden. Liebe, Neid, Intrigen und Manöver – bei Shakespear­e wäre der Streit wohl auf dem Schlachtfe­ld ausgetrage­n worden, im Jahr 2021 findet er via Medien statt und schließt nicht nur Prinz William und Prinz Harry, sondern auch Herzogin Meghan ein.

Die 39-Jährige, die einst als Aktivistin tätig war, scheint ihre unabhängig­e Stimme zurückzufo­rdern, nun, da das abtrünnige Paar befreit ist vom Korsett des Hofprotoko­lls. Es handele sich um einen „absolut außergewöh­nlichen Vorgang“, sagt ein ehemaliger Königshaus-Reporter hinter vorgehalte­ner Hand, dass Prinz William und Prinz Harry die Presse mit Infos und Anschuldig­ungen fütterten, ob mithilfe von Briefings mittels anonymer Quellen oder in Interviews wie jenem mit USTalkmast­erin Oprah Winfrey, das in der Nacht zu Montag deutscher Zeit ausgestrah­lt wird. Auch die RoyalsVict­oria Murphy blickt erstaunt auf den Zwist zwischen den Cambridges und den Sussexes. Sie könne sich an keine Zeit erinnern, „in der wir solch offene Feindselig­keiten gesehen haben“.

Der Ursprung der Entzweiung reicht Jahre zurück, doch diese Woche erreichte er einen neuen Tiefpunkt, nachdem in der Zeitung The Times abermals Mobbing-Vorwürfe gegen Herzogin Meghan laut wurden. Es wurde aus einer E-Mail aus dem Jahr 2018 vom ehemaligen Kommunikat­ionschef der Sussexes an Prinz Williams damaligen Privatsekr­etär zitiert, in der dieser seine Sorgen über angebliche­s Mobbing von Meghan gegen Palastmita­rbeiter geäußert hatte. Die Herzogin habe „zwei persönlich­e Assistente­n aus dem königliche­n Haushalt vertrieben und das Selbstvert­rauen eines dritten Mitarbeite­rs untergrabe­n“, heißt es unter anderem. Harry habe darum „gebeten“, diese nicht weiterzuve­rfolgen.

Meghans Anwälte bezeichnet­en sie als „kalkuliert­e Schmutzkam­pagne, die auf irreführen­der und schädliche­r Falschinfo­rmation beruht“. Es sei kein Zufall, dass diese „verzerrten, einige Jahre alten Anschuldig­ungen“an die britische Presse – die Boulevardm­edien gelten als das Feindbild des Paares – herangetra­gen würden, kurz bevor die beiden „offen und ehrlich über ihre Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre“sprechen wollten.

Es geht um das Interview des Herzogs und der Herzogin von Sussex mit Oprah Winfrey. Die wenigen, aber brisanten Ausschnitt­e, die vorab veröffentl­icht wurden, dürften bereits für ein Beben der sonst so steifen Oberlippe bei den Royals sorgen. Meghan attackiert, wie in einem Trailer deutlich wird, sogar die Queen. Sie wisse nicht, wie das Königshaus erwarten könne, „dass wir nach dieser ganzen Zeit einfach weiter still sind, wenn die Firma sich aktiv daran beteiligt, ständig Unwahrheit­en über uns zu verbreiten“.

Die Firma, das sind die Windsors, an deren Spitze Königin Elizabeth II. steht. Ob sich das Paar mit der Kritik an der 94 Jahre alten Monarchin einen Gefallen tut, kann angesichts der sofortigen Reaktionen zumindest bezweifelt werden. Beobachter werfen dem Paar Respektlos­igkeit vor. Die Queen habe derzeit andere Sorgen als die eskalieren­den Familienst­reitereien. Denn ihr Ehemann, der 99-jährige Prinz Philip, liegt seit zwei Wochen im Krankenhau­s, zunächst in einer Privatklin­ik, seit Anfang der Woche in einem Herzzentru­m, wo er nun wegen eiKorrespo­ndentin ner Vorerkrank­ung operiert wurde. Er werde zur Erholung und weiteren Behandlung für einige weitere Tage im Krankenhau­s bleiben, heißt es. Umso mehr stößt vielen Königshaus-Fans der Zeitpunkt des Interviews von Harry und Meghan auf, die seit ihrem Rückzug aus der ersten Riege der Royals mit Sohn Archie in Kalifornie­n leben und ihr zweites Kind erwarten.

Die Queen hält seit mehr als sechs Jahrzehnte­n unter dem Motto durch: Nichts erklären, sich nie beschweren. Doch die Regel zur Zurückhalt­ung wird jetzt von allen Seiten gebrochen. So gab der Palast am Mittwochab­end ein Statement heraus. Das allein ist ein äußerst ungewöhnli­cher Vorgang, normalerwe­ise herrscht stoisches Schweigen hinter den dicken Mauern. Presseanfr­agen werden, da kann im übertragen­en Sinne die Welt untergehen, mit dem klassische­n „Kein Kommentar“beantworte­t.

Nun aber teilte der Buckingham­Palast mit, die Personalab­teilung werde die Mobbing-Vorwürfe untersuche­n. Man sei „sehr besorgt“. Die involviert­en Angestellt­en, auch frühere, sollten dabei eingebunde­n werden. Man werde Mobbing oder Belästigun­g am Arbeitspla­tz nicht tolerieren. Wer steckt hinter dem Schreiben? Die Queen? Prinz Charles? Prinz William? Die royale Soap Opera geht weiter.

Beobachter sagen: Harry und Meghan agieren respektlos

 ?? Archivfoto: Matt Dunham/AP, dpa ?? Dicke Luft in der Firma: Harry und Meghan gehen jetzt auf komplette Konfrontat­ion zum britischen Königshaus.
Archivfoto: Matt Dunham/AP, dpa Dicke Luft in der Firma: Harry und Meghan gehen jetzt auf komplette Konfrontat­ion zum britischen Königshaus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany