Augsburger Allgemeine (Land West)
Wenn Fast Food richtig gut ist
Manchmal hilft nur Fast Food. Das schnelle Essen am Abend. Um 20 Uhr ist in Oberstdorf Schluss. Corona verhindert ja ohnehin, sich abends im Kollegenkreis noch einmal bei einem gemütlichen Abendessen in einem Restaurant über die Ereignisse des WMTages auszutauschen. Nun haben viele Gaststätten darauf reagiert und bieten ihre Speisen zum Abholen oder Liefern an. Aber eben nur bis 20 Uhr. Das geht sich mit späten Titelentscheidungen auf der Schanze nicht jeden Tag aus. Immerhin gibt es ein Schnellrestaurant, das seine Burger und Pommes auch noch später in die vorbeifahrenden Autos reicht. Gesund ist das auf Dauer nicht. Gut, dass die Sportler in ihren Hotels eine Rundumversorgung bekommen. Büfett am Morgen, Mittagessen wenn gewünscht und passend mit den Wettkampfterminen, und Büfett am Abend. Es scheint aber nicht jeder ausgiebig zuzugreifen.
Zumindest hat Peter Schlickenrieder, der deutsche LanglaufBundestrainer, einen gefährlichen Trend festgestellt. Die Läufer und Läuferinnen würden immer dünner, sagte er. Er war gefragt worden, wie er sich denn die überragenden Leistungen der Norwegerin Therese Johaug erklären würde. Da fiel ihm nicht viel ein – außer der Hinweis, dass er für die Einführung des Body Mass Index (BMI) plädieren würde. Dieser BMI wird aus Körpergröße und -gewicht berechnet. Wer also zu dünn ist, der sollte sein Startrecht verlieren. Schließlich geht es um die Gesundheit der Sportler. Und mit Magersucht ist nicht zu spaßen.
Je weniger Kilogramm die Athleten durch die Loipe schleppen müssen, desto schneller sind sie am Ende. Es ist ähnlich wie beim Skispringen, als es dort Zeiten gab, in denen ausgehungert wirkende Sportler oben auf der Schanze saßen. Wer leichter ist, fliegt eben weiter. Im Skispringen gibt es mittlerweile einen festgelegten BMIWert, um die maximale Skilänge springen zu dürfen. Hungern also soll sich nicht mehr lohnen. So weit sind die Langläufer noch nicht.
Das norwegische WM-Team ist übrigens in einem Hotel untergebracht, das direkt neben einem FastFood-Restaurant liegt. Das Beste an der Unterkunft sei eben dieser kurze Weg zu einem schnellen Essen, lassen die norwegischen Skispringer über Instagram wissen. Ob aber auch Therese Johaug diese Gelegenheit schon genutzt hat? Es wäre überraschend. Laut Athletinnenprofil wiegt sie bei einer Größe von 1,62 Metern 46 Kilogramm. Mit Fast Food geht das nicht.