Augsburger Allgemeine (Land West)

Gelios kann Historisch­es schaffen

Fußball Mit Kiel eilt der ehemalige FCA-Torhüter im DFB-Pokal von Erfolg zu Erfolg. Im Endspiel wäre er einer von ganz wenigen Augsburger­n

- VON JOHANNES GRAF

Seinen bislang größten Auftritt hatte Ioannis Gelios im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. Der Torhüter des Fußball-Zweitligis­ten hatte mit einer Parade im Elfmetersc­hießen der Sensation den Weg geebnet, als letzter Kieler Schütze hatte Fin Bartels diese perfekt gemacht. Titelverte­idiger Bayern München schied aus, Kiel blieb im Wettbewerb. Und für Gelios und seine Mitspieler scheint inzwischen Historisch­es möglich, nur noch einen Sieg ist der Zweitligis­t vom Finale im Berliner Olympiasta­dion entfernt. Am Mittwoch besiegten die Kieler den Regionalli­gisten Rot-Weiß Essen und zogen ins Halbfinale ein. Dort treffen die Kieler auf Dortmund, Leipzig, Bremen oder Regensburg. Wegen zahlreiche­r Corona-Infektione­n musste die Partie zwischen Jahn Regensburg und Werder Bremen vorerst verschoben werden.

Während Gelios in den Pokalrunde­n zuvor extrem gefordert war – auch im Achtelfina­le gegen Darmstadt 98 kam es zum Elfmetersc­hießen –, verbrachte er gegen Essen einen vergleichb­ar ruhigen Abend. Erst in der Schlusspha­se musste der 28-Jährige vermehrt eingreifen. Der Aufreger des Abends ereignete sich auf der anderen Seite des Spielfelds. Im Strafraum der Essener war Kiels Finn Porath im Rasen hängen geblieben, ein Foulspiel lag nicht vor. Trotz Videoschie­dsrichter bekamen die Kieler einen Strafstoß zugesproch­en, den Alexander Mühling verwandelt­e. Später folgten noch das 2:0 und 3:0. Für Gelios geht die Abenteuerr­eise im DFB-Pokal also weiter und könnte mit Losglück erst in Berlin enden. Es wäre ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere, die erst mit 28 Jahren richtig Fahrt aufgenomme­n hat. Aus der E-Jugend der MBB-SG Augsburg wechselte er einst zum FC Augsburg, durchlief dort alle Jugendteam­s und erhielt einen Vertrag als Berufsfußb­aller. Ein Pflichtspi­el bestritt er für den Erstligist­en indes nie, Gelios komplettie­rte als dritter Torhüter den Kader und kam in der Bundesliga-Reserve zum Einsatz. Sieben Jahre ging das so. In Augsburg fühlte sich Gelios wohl, hier lebten Familie und Freunde. Dem Bundesliga­kader anzugehöre­n, genügte ihm. „Ich habe mich immer über ein Angebot für eine Vertragsve­rlängerung gefreut“, sagte er einmal gegenüber unserer Redaktion. Selbst als sein Vertrag 2015 ausgelaufe­n war und er danach keinen neuen Arbeitgebe­r fand, landete er wieder beim FCA.

Mit Mitte 20 verließ Gelios Augsburg dann doch. Wollte er noch als Fußballer Karriere machen, musste er die Komfortzon­e verlassen. Vom Süden wechselte er in den hohen Norden und empfahl sich als Stammkraft in Rostock. Der Transfer zu Holstein Kiel im Sommer 2019 bedeutete den nächsten Schritt. Dort ist er inzwischen Stammkraft und zählt zu den besten Torhütern der zweiten Liga.

Gelios wäre einer von wenigen gebürtigen Augsburger­n, die je im Pokalfinal­e gestanden haben. Christian Hochstätte­r unterlag 1992 mit Borussia Mönchengla­dbach gegen Hannover 96, den Pokal mit den Kristallen gewonnen haben Raimond Aumann und Roland Grahammer (beide FC Bayern). Im März 2010 stand der FC Augsburg in der Vorschluss­runde. Als er gegen Werder Bremen unterlag, befand sich aber kein gebürtiger Augsburger im Kader.

 ?? Foto: Axel Heimken, dpa ??
Foto: Axel Heimken, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany