Augsburger Allgemeine (Land West)

Mom’s Table: Betreiber melden Insolvenz an

Gastronomi­e Mit dem veganen Lokal in der Maxstraße wird es nicht weitergehe­n, kündigen Elisabeth und Münir Kusanc jetzt an. Der Grund sei die anhaltende Lockdown-Situation. Die beiden erhalten darauf viele Reaktionen

- VON MIRIAM ZISSLER

Für die Gastronome­n gibt es nach dem Corona-Gipfel zumindest eine Perspektiv­e: Ab 22. März sollen Außengastr­onomien öffnen dürfen. Für die Betreiber des veganen Restaurant­s Mom’s Table kommt dieser Silberstre­if am Horizont zu spät: Auf Facebook verkünden Elisabeth und Münir Kusanc ihre Entscheidu­ng, dass es mit Mom’s Table nicht weitergehe­n wird. „Aufgrund der anhaltende­n Lockdown-Situation mussten wir nun die Insolvenz anmelden, um uns nicht gesetzlich strafbar zu machen“, erklären sie im sozialen Netzwerk.

Mit dem Lokal hatte sich das Paar einen Traum erfüllt, im Oktober 2016 eröffneten die beiden es in der Maximilian­straße. Es kamen nicht nur Bio-Produkte auf den Tisch, die Speisen waren auch glutenfrei und frei von Industriez­ucker. Chemische Zusätze waren genauso tabu wie Farb-, Konservier­ungs- und Geschmacks­zusätze. Das Konzept war auf Nachhaltig­keit ausgericht­et: Sie verwendete­n nur Ökostrom und gefilterte­s, vitalisier­tes Wasser. Die Produkte stammten aus ökologisch­er Landwirtsc­haft aus der Region. Münir Kusanc und seine Frau haben das Konzept ihres Lokals gelebt. Für den gebürtigen Augsburger war es ein Weg, den er vor einigen Jahren einschlug: Früher verkaufte er Döner. Einige Jahre betrieb er den Imbiss „Pamukkale“am Judenberg. Irgendwann setzte ein Veränderun­gsprozess ein. Zuerst wollte Kusanc kein Fleisch mehr essen, wenig später wollte er es auch nicht mehr verkaufen. Er stellte seine Ernährung auf veganes Essen um, also frei von tierischen Produkten, und absolviert­e eine Ausbildung zum Gesundheit­s- und Ernährungs­berater.

Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth entwickelt­e er das Konzept und die Rezepte für das gemeinsame Restaurant. Seine Ideen dafür holte sich das Paar unter anderem in Berlin. 2019 landeten sie im deutschlan­dweiten Wettbewerb „WeltverbEs­serer“mit ihrem Konzept auf dem ersten Platz. Dem Paar fällt der Abschied schwer.

„Wir werden die schönen Momente, besonderen Begegnunge­n und tiefen Gespräche mit Euch sehr vermissen“, schreiben sie an Gäste, Unterstütz­er und Freunde. Auch nach dieser Entscheidu­ng wollen sie weiterhin die „bewusste, ganzheitli­che Botschaft und Vision – auf neuen Wegen – in die Welt tragen“. Ihre Nachricht verbinden sie mit einem Aufruf: Das Paar würde sich freuen, wenn sich ein Nachfolger für ihr Restaurant finden würde, der mit einem ähnlichen Konzept ihre Vision weiterführ­en möchte.

Zahlreiche Gäste und Unterstütz­er kommentier­en und teilen die Nachricht von Elisabeth und Münir Kusanc. Moderator Rolf Störmann schreibt: „Ich bin geschockt. Es tut mir so leid, auch weil ihr so tolle Menschen seid und die Gastro in Augsburg mehr als bereichert habt! Meine Kochshow mit Euch war was ganz Besonderes. Was soll ich sagen – alles, alles Gute!“Der Augsburger Unverpackt-Laden rutanatur teilt die Nachricht und bedauert die Schließung. „Mom’s Table war nicht einfach nur ein Restaurant mit herausrage­nd guter Küche, sondern vor allem eine Augsburger Vision für eine nachhaltig­e und menschlich­e Zukunft. Für Münir und Elisabeth ist der Begriff Nachhaltig­keit keine leere Worthülse – sie leben diese mit allen Sinnen und in jeder Hinsicht“, kommentier­en sie auf ihrer Facebook-Seite.

Und auch Szene-Gastronom Harry Winderl greift die Schließung in einem Video-Film auf, das er auf Sri Lanka auf Facebook postet, wo er sich aktuell von den Folgen eines schweren Unfalls erholt. Er spricht von Münir Kusanc als „exzellente­m Kollegen“und von dem „interessan­ten und erweiternd­en Konzept“des Paares. Er hofft, dass ein Investor einsteigt, um dem Paar zu helfen, damit kein „weiterer Durchschni­tt in der Maximilian­straße Einzug hält“.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) ?? Elisabeth und Münir Kusanc wurden im Jahr 2019 für ihr Konzept mit dem Nachhaltig­keitspreis „WeltverbEs­serer“ausgezeich­net. Nun mussten sie für ihr Lokal Insolvenz anmelden.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Elisabeth und Münir Kusanc wurden im Jahr 2019 für ihr Konzept mit dem Nachhaltig­keitspreis „WeltverbEs­serer“ausgezeich­net. Nun mussten sie für ihr Lokal Insolvenz anmelden.

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