Augsburger Allgemeine (Land West)

Eltern kämpfen gegen höhere Gebühren

Kinderbetr­euung Der Finanzauss­chuss hat vorgeschla­gen, die Beiträge in Zusmarshau­sen zu erhöhen. Dagegen haben die Eltern Unterschri­ften gesammelt

- VON KATJA RÖDERER

Zusmarshau­sen Das Thema schlägt hohe Wellen in Zusmarshau­sen. Schon bald könnten Eltern für die Betreuung ihre Kinder hier tiefer in die Tasche greifen müssen. Für einige Eltern könnten sich die Kosten verdoppeln, und das schon ab 1. April. Dagegen laufen die Eltern jetzt Sturm.

Der Finanzauss­chuss hatte vor Kurzem über eine Gebührenan­hebung bei der Kinderbetr­euung diskutiert und anschließe­nd einen Empfehlung­sbeschluss gefasst. Demzufolge könnten für täglich fünf bis sechs Stunden Betreuung im Kindergart­en beispielsw­eise bald 165 Euro fällig sein. Bislang wurden 84 Euro verlangt. Die Marktgemei­nde ist derzeit knapp bei Kasse und sucht nach Möglichkei­ten, das Defizit im Verwaltung­shaushalt gering zu halten.

Nachdem die Eltern seit 2019 einen Zuschuss von 100 Euro vom Freistaat Bayern für die Kinderbetr­euung erhalten, mussten viele Eltern für den Kindergart­en bislang nicht selbst aufkommen. Mehrere Vertreter der Elternbeir­äte aus den insgesamt sieben Kindergärt­en der Marktgemei­nde betonten, dass diese 100 Euro als finanziell­e Entlastung für Familien gedacht gewesen seien. Sie vermuten, dass es Kinder geben werde, denen unter diesen Bedingunge­n möglicherw­eise der Besuch beim Sportverei­n oder der Musikunter­richt gestrichen werden könnte.

Eltern und Elternbeir­äte stellen sich nicht grundsätzl­ich gegen eine Anhebung der Gebühren für Krippe, Kindergart­en und Mittagsbet­reuung. Sie bemängeln viel mehr, dass auf einen Schlag deutlich mehr Geld verlangt werde. Einer stufenweis­en Erhöhung der Beträge, beispielsw­eise zunächst zum neuen Betreuungs­jahr im September 2021, hätten sie möglicherw­eise offener gegenüberg­estanden, erklären sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Auch der Zeitpunkt ist ihrer Meinung nach ungünstig gewählt: In diesen Monaten der Corona-Pandemie leisten Eltern sehr viel und einige bringen unter dem Strich wegen Kurzarbeit oder gar Jobverlust oft auch noch weniger Geld mit nach Hause. Dass nun ausgerechn­et Eltern und Kinder dafür sorgen sollen, den Haushalt der Marktgemei­nde zu entlasten, hat Proteste zur Folge.

Deshalb haben Elternbeir­äte unter anderem das Landratsam­t und das Bayerische Staatsmini­sterin für Familie, Arbeit und Soziales angeschrie­ben, wie Vertreter der Elternbeir­äte berichten. Auch Bürgermeis­ter Bernhard Uhl bekam Post von den Eltern. In einem Antwortsch­reiben, das mehreren Elternbeir­äten vorliegt, erklärte er, dass der Marktgemei­nderat noch nicht endgültig über die Erhöhung entschiede­n habe.

Die Gebühren für die Mittagsbet­reuung seien seit dem Schuljahr 1997/98 nicht erhöht worden. Seit 2012 seien die Gebühren für die Kindergärt­en nicht mehr gestiegen. Ein Versuch dazu war 2015 im Marktgemei­nderat gescheiter­t. Außerdem rechnete der Bürgermeis­ter in dem Schreiben vor, dass die Gebühren vor dem 100-Euro-Zuschuss des Freistaats, also vor April 2019, höher ausgefalle­n seien als jetzt nach der anberaumte­n Erhöhung. Einzig die acht- bis neunstündi­ge Betreuung werde teurer. Zusmarshau­sen zahle pro Kind 5000 Euro, um den Standard der momentanen Kinderbetr­euung aufrechtzu­erhalten.

Einigkeit herrscht in Zusmarshau­sen offenbar auf allen Seiten darüber, dass die Betreuung in den sieben Kindertage­sstätten mit rund 2060 Kindern qualitativ gut ist. Im

Schnitt ist hier ein Betreuer für etwa acht Kinder zuständig. Offiziell liegt der Schlüssel bei 1:11. An dem Unmut über die Erhöhung der Gebühren schon ab April in einem Schritt ändert das aber wenig.

Zwei Petitionen laufen derzeit im Internet. Eine sammelt Unterschri­ften unter dem Titel „Nein! Gebührener­höhung bis 80 Prozent Mittagsbet­reuung“. 127 Zusmarshau­ser hatten sich daran bis Donnerstag­mittag beteiligt. Etwa 70 Kinder kommen regelmäßig in die Mittagsbet­reuung. Eine zweite Petition sammelt online Unterschri­ften unter dem Titel „Der Kindergart­en muss bezahlbar bleiben“. Sie kam zur gleichen Zeit auf fast 340 Unterstütz­er. Weiterhin werden Unterschri­ften auf Papier gesammelt.

Die Unterschri­ften sollen am Freitag am Rathaus in Zusmarshau­sen abgegeben werden. Donnerstag­abend befasst sich der Ausschuss für Kultur, Generation­en und Vereine in seiner öffentlich­en Sitzung mit der Bedarfspla­nung für das Kindergart­en Jahr 2021/22. Bürgermeis­ter Bernhard Uhl hatte in seinem Schreiben erwähnt, dass bei der entscheide­nden Sitzung des Finanzauss­chusses keine Besucher zugegen gewesen seien. Mehrere Vertreter der Elternbeir­äte begründete­n das mit den damals hohen Corona-Infektions­zahlen, wegen denen alle nach Möglichkei­t zu Hause bleiben sollten.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) In Zusmarshau­sen wird um Kita‰Gebühren gestritten.

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