Augsburger Allgemeine (Land West)
Diagnose Leukämie
Der Meitinger Rechtsanwalt und Gemeinderat Matthias Mark hat Leukämie. Die Familie ist im Ausnahmezustand und hofft dringend auf eine Stammzellenspende für den 48-Jährigen
Plötzlich ist alles anders: Der Meitinger Rechtsanwalt und Gemeinderat Matthias Mark hat Leukämie. Nun hofft er auf einen Stammzellenspender.
Meitingen Vor wenigen Tagen verfasste Tanja Mark aus Meitingen einen Beitrag in den sozialen Medien, der zu Herzen geht. „HILFE!!! Bitte helft uns! Wer meinen Mann Matthias Mark kennt, der weiß, dass er sich immer für die Sorgen und Belange seiner Mitmenschen einsetzt. Egal ob als Rechtsanwalt, Marktgemeinderat, Vorsitzender der SPD Meitingen, Elternbeirat an der Realschule Meitingen oder im privaten Bereich. Doch jetzt benötigt Matthias eure Hilfe. Er hat Leukämie. Ohne eine Stammzelltransplantation kann er nicht überleben.“
Matthias Mark, 48, erzählt am Telefon: „Vor sechs Wochen hätte ich nie gedacht, dass sich mein Leben so auf den Kopf stellt. Von einer Minute auf die nächste ist nichts mehr, wie es vorher war.“Er liegt seit dem 26. Januar in der Uniklinik in Augsburg in der Onkologie. „Seitdem kam eine negative Botschaft nach der anderen.“
Tanja Mark, 42, hält zu Hause die Stellung. „Es ist so grausam. Niemals hätte ich geglaubt, dass einem so dermaßen unvorbereitet von jetzt auf gleich der Boden unter den Füßen weggezogen wird.“Zur Sorge um die Gesundheit ihres Mannes kommen noch andere, existenzielle Probleme: „Mein Mann ist Anwalt und ich sitze am Empfang. Doch seit Januar steht alles still.“Zudem ist der zwölfjährige Sohn Sebastian aufgrund der Corona-Pandemie im Homeschooling. Bedrückend für sie ist auch, dass sie ihren Mann derzeit nicht sehen kann. „Ich kann ihn nicht umarmen, wenn er schlimme Nachrichten erhält.“Während des Gesprächs ringt sie immer wieder mit den Tränen. Sie fühlt sich wie gelähmt und freut sich sehr, dass ihr Freunde und Familie gekochtes Essen bringen. „Ich habe in der kurzen Zeit zwölf Kilogramm abgenommen, bekomme einfach keinen Bissen herunter. Aber unser Sohn freut sich so sehr über das Essen, und ich freue mich mit ihm.“
Alles begann im Herbst vergangenen Jahres. „Es ging mit einer Entzündung los“, erinnert sich Tan
Mark. „Erst der eine Finger, ein paar Tage später der andere. Wir dachten, es sei ein Splitter, weil Matthias öfter Holz zum Heizen trägt.“Um Weihnachten herum bekam er einen Schnupfen und eine dicke Nase. Auch Atemnot machte sich bei Anstrengung bemerkbar, es kam der Gedanke an Covid-19.
„Als Selbstständiger geht man wenig zum Arzt und wegen einem Schnupfen schon gar nicht“, erinnert sich die Ehefrau. Doch als die Lymphknoten am Hals dick anschwollen und dann auch die Zunge, ging der Rechtsanwalt zum Arzt.
„Am Abend war das Ergebnis der Blutabnahme da, und Matthias musste sofort ins Krankenhaus. Am 4. Februar haben wir erfahren, dass es die akute myeloische Leukämie ist.“Die erste Chemotherapie schlug nicht wie erwartet an, aktuell bekommt er die zweite. Seit letzter Woche ist gewiss, dass nur eine Stammzellenspende helfen kann. „Wenn ein Spender gefunden wird und es keine Komplikationen gibt, dann gibt es Heilung zu 100 Prozent“, blickt die Ehefrau positiv nach vorn. „Der Arzt verglich meine jetzige Situation mit einer Wanderung
über die Alpen“, berichtet Matthias Mark. In dieser Zeit könne viel passieren und auch mal ein Weg verschüttet sein. Doch am Ende scheine die Sonne Italiens und warte das Mittelmeer. „Im Moment bin ich vom schnellen Weg abgewichen und nehme den alten Brennerpass. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, aber irgendwann komme ich an“, ist Mark überzeugt.
Die Sorge um seine Kanzlei treibt ihn zusätzlich um. „Mit einem Mal bricht alles weg, unsere ganze Existenz. Deshalb suche ich dringend einen Anwalt, vielleicht auch ein Kolja lege, der im Ruhestand ist. Einfach zusperren und alles liegen lassen geht nicht.“Mark fühlt sich nicht krank. „Diese Leukämie merkt man nicht. Da verliert man das Vertrauen in den eigenen Körper und wird wütend auf die Krankheit.“
Vom Krankenbett aus versucht er, viel zu erledigen und an Onlinemeetings teilzunehmen – Mathehausaufgaben und Englisch mit dem Sohn, die Elternbeiratssitzung oder der Planungsausschuss des Gemeinderats. „Das hält mich fit und lenkt mich ab. Mir geht es ja so weit ganz gut, aber meine Frau und mein Sohn zu Hause tragen die ganze Last. Bin stolz auf meine beiden, wie sie alles
Sorge auch um die Anwaltskanzlei
managen.“Dass er nun zum Hochrisikopatient für Covid-19 wurde, ist ebenso neu für ihn. „Das Bewusstsein, dass das Virus nun für mich tödlich ist, hat noch mal einen ganz neuen Stellenwert.“
Mark fragte sich: „Warum kommt diese Krankheit?“Ihm wurde erklärt, dass das eine Zufallsgeschichte sei. Ein kleiner Defekt in der Zellteilung, und das Schicksal nehme seinen Lauf. Nächstes Jahr möchte er seinen 50. Geburtstag feiern. „Ich bewahre mir meinen Lebensmut und meine Zuversicht.“Ein Stammzellenspender, auf den neun von zehn Kriterien passen, wurde in der Datenbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei gefunden. „Der ist irgendwo auf der Welt, und man weiß nicht, wann er sich registriert hat, wie lange das her ist, ob er noch lebt und ob er überhaupt noch spenden kann und will“, sagt Tanja Mark. Man suche auch in der Familie, doch Matthias Mark hat keine Geschwister. Ab voraussichtlich Ende nächster Woche wird es auf der Webseite der DKMS einen Link geben, um die Registrierungsaktion von Matthias Mark unterstützen zu können. » Bei der DKMS können sich gesunde Menschen im Alter zwischen 17 und 55 Jahren als Spender registrieren: dkms.de