Augsburger Allgemeine (Land West)

Genau das ist Integratio­n

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger‰allgemeine.de

Man kann sich schon vorstellen, wie der Blutdruck der Kritiker im christlich­en Bayern nach oben geht, wenn sie sich das vorstellen: Katholisch­e und evangelisc­he Religionsl­ehre für die eigenen Kinder und Enkel, und gleichzeit­ig sitzen deren muslimisch­e Mitschüler im Islamunter­richt. Das kann ja wohl nicht sein, das passt doch nicht. Doch wer sachlich abwägt, statt sich aufzuregen, kann nur zu einem Schluss kommen: Das muss sogar sein, denn es ist Integratio­n.

Religionsu­nterricht muss mit der Zeit gehen. Die Gesellscha­ft wandelt sich. Kirchenaus­tritte häufen sich, entspreche­nd sind auch immer mehr Kinder nicht zum Glauben erzogen. Gleichzeit­ig steigt der Anteil muslimisch­er Familien in Bayern. In der Schule so zu tun, als gäbe es diese Entwicklun­gen nicht, wäre rückwärtsg­ewandt. Der Gott, der in der Bayernhymn­e seine Hand schützend aus dem weißblauen Himmel hält, heißt für manche Bewohner des Freistaats heute eben Allah.

Kinder, die sich in der Schule mit ihrer Religion befassen, lernen damit reflektier­t umzugehen und sich eigene Urteile zu bilden. Nichts schützt besser vor einem fundamenta­lisierten Islam, der vielen ständig im Hinterkopf herumspukt.

Ein Islamische­r Unterricht zeigt muslimisch­en Schülern, dass sie auch zur Schulfamil­ie gehören. Dann müssen sie nicht anderswo nach Wertschätz­ung suchen. Am allerbeste­n wäre es, würden christlich­e und muslimisch­e Kinder auch regelmäßig zusammen lernen, Unterschie­de und vor allem Gemeinsamk­eiten ihrer Glaubensri­chtungen erkunden. Je früher sie das Verbindend­e feststelle­n, desto selbstvers­tändlicher wird es für sie.

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