Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Besten
Die Rostocker Ermittler als Liebespaar, eine Mutter als Rächerin: Einschalten!
in der schon ihre Mutter einst schuftete, wird geschlossen. Ihre Ehe ist eher an den Umständen gescheitert als an fehlender Liebe. Und ihr Sohn soll trotz guter Noten nicht aufs Gymnasium, weil die Lehrerin die familiäre Förderung bezweifelt. Sabine hat sich durch mehrere Umschulungen gekämpft, alle umsonst. Jetzt schult sie um auf Rächerin. Der erste Schuss passiert ihr einfach so, weil sich die Gelegenheit ergibt. Nach dem tödlichen Kopfschuss sieht man sie zum ersten Mal lächeln, erleichtert.
Nicht nur, weil der gewalttätige Ehemann aus der Nachbarwohnung seine Frau endlich nicht mehr schlägt. Sie hat wieder ein Ziel.
„Jeder, den sie für ein Arschloch hält, muss sterben“, wird es Bukow im Lauf der Ermittlungen klar.
Die Kommissare haben sich seit der letzten Folge verändert. Grandios, wie ihre beiden Schauspieler sie fast verschmelzen lassen. Bukow, früher wie ein Vulkan, aufbrausend in seinem Beschützerinstinkt, wirkt gelöst, fast milde angesichts der neuen Beziehung und nach dem Tod seines Vaters. König fokussiert sich wieder auf ihre Qualitäten als Profilerin, statt einsam und selbstzerstörerisch unterwegs zu sein. Schauspielerin Luise Heyer rückt Sabine aus der Arbeiterschicht am Rand der Gesellschaft in den Mittelpunkt der Episode. Sie spricht wenig, doch ihr Körper, ihre Gestik und Mimik reichen, um alle Ausweglosigkeit zu zeigen. Aus Sabines Perspektive bewegt der Zuschauer sich durch diesen „Polizeiruf 110“.
Florian Oeller (Drehbuch) und Stefan Schaller (Regie) zoomen die Figuren durch extreme Nahaufnahmen heran, manche Bilder wirken wie ein Stillleben, andere wie ein voyeuristisches Poster.
Man kann es kurz machen: Dieser „Polizeiruf“ist eine Wucht. Danach dürfte es keine Beweise mehr brauchen, um Sarnau und Hübner endgültig als das beste Ermittlerteam der Sonntagskrimis zu überführen. Sarah Ritschel