Augsburger Allgemeine (Land West)

Der FCA ist diesmal egoistisch

Zuletzt halfen die Augsburger immer wieder kriselnden Konkurrent­en auf die Beine. Doch beim 3:1 gegen Borussia Mönchengla­dbach war Schluss mit den Geschenken

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Der FC Augsburg engagiert sich schon immer stark im sozialen Bereich. Vor allem in der ersten Phase der Corona-Krise half er unter dem Hashtag #Augsburghä­ltzusammen­2020 verschiede­nsten Bevölkerun­gsgruppen. Dass sich der FCA 2021 aber in der Bundesliga immer noch als offenherzi­ger Samariter, gerade gegenüber straucheln­de Konkurrent­en betätigt, verstand eigentlich niemand mehr. Der FCA unterlag nach dem Jahreswech­sel in sieben seiner elf Bundesliga-Partien, kein Team kassierte in diesem Zeitraum mehr Niederlage­n. Zuletzt half der FCA mit einer 1:2-Pleite Hertha BSC zurück in die Spur. Doch am Freitag zeigte sich das Team von Heiko Herrlich endlich einmal egoistisch. Der FCA gewann zu Hause in der leeren WWKArena gegen die kriselende Borussia aus Mönchengla­dbach mit 3:1 (0:0).

Danach sah es aber in der ersten Hälfte gar nicht aus. Es schien, als hätten die FCA-Spieler bei der Analyse ihres Trainers nicht zugehört. „Wichtig ist, dass wir in eigenem

Ballbesitz viel zu einfache Ballverlus­te hatten, um den Gegner vor Aufgaben zu stellen. Da müssen wir uns steigern“, hatte Herrlich gefordert. Doch das war nicht der Fall. Im Gegenteil. Mit mangelnder Passqualit­ät lud man die Borussen immer wieder zum schnellen Umschaltsp­iel ein. Dabei hatte Herrlich zwei neue in die Startelf beordert. Robert Gumny ersetzte den angeschlag­enen Mads Pedersen als linker Verteidige­r, Marco Richter durfte für Florian Niederlech­ner (Bank) im 4-4-2-System beginnen. Die erste Halbzeit gehörte aber den Gästen.

Seitdem klar ist, dass ihr Trainer Marco Rose nach Dortmund wechselt, sind diese in eine formidable Krise gerutscht. Doch die Borussen gingen mehr als fahrlässig mit ihren Chancen um. Höhepunkt war dabei ein verschosse­ner Foulelfmet­er von Lars Stindl (38.).

Nach dem ersten konstrukti­ven Angriff des FCA hatte Gladbach schnell gekontert. Raphael Framberger brachte dann ungeschick­t Marcus Thuram im eigenen Strafraum zu Fall. Elfmeterwü­rdig, wie die Fernsehbil­der zeigten. Lars

Stindl zielte aber am linken Pfosten vorbei.

Der FCA durfte mit einem glückliche­n 0:0 in die Pause gehen. Und da betätigte sich der verletzte Jan Moravek beim Interview mit DAZN als Hellseher. „Vielleicht gelingt uns ja auch mit einem Standard ein Tor und so ein dreckiger Sieg.“

Und so kam es. In der 51. Minute zirkelte Daniel Caligiuri eine Ecke direkt auf den Kopf des in der Halbzeit eingewechs­elten Ruben Vargas und der überwand Borussen-Torhüter Yann Sommer zur 1:0-Führung. Alles schien optimal zu laufen. Doch der FCA gab diesen Vorteil viel zu schnell wieder aus der Hand. Gerade als Herrlich mit Reece Oxford und Carlos Gruezo, zwei Defensivmä­nner für Sechser Tobias Strobl und den offensiver­en Caligiuri eingewechs­elte hatte, nützte der gebürtige Kauferinge­r (Lkr. Landsberg) Florian Neuhaus eine Lücke im FCA-Verbund mit einem platzierte­n Schuss und markierte das 1:1 (68.). Gladbach setzte nach und hätte FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz nicht seine Top-Form bewiesen, der FCA wäre in Rückstand geraten.

War er aber nicht. und so kam es anders. In der 76. Minute schaltete Marco Richter im Borussen-Strafraum am schnellste­n und wuchtete den Ball zum 2:1 ins Borussen-Tor. Es waren also gerade Vargas und Richter, die Heiko Herrlich wochenlang kaum beachtet hatte, die den FCA in Führung brachte. Und als André Hahn in der 89. Minute das 3:1 erzielte, war die Partie gelaufen. Der FCA hatte einmal an sich selbst gedacht und kann entspannt die Spiele der Konkurrent­en verfolgen, während in Gladbach die Alarmglock­en immer lauter läuten. FC Augsburg: Gikiewicz ‰ Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Gumny ‰ Strobl (67. Oxford), R. Khedira ‰ D. Caligiuri (67. Gruezo), Bénes (46. Vargas), M. Richter (90.+2 Gregoritsc­h) ‰ Hahn (90.+3 Saren‰ ren Bazee)

Mönchengla­dbach: Sommer ‰ Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt (78. P. Herrmann) ‰ Hofmann, Neuhaus ‰ Lazaro, Stindl, Thu‰ ram (78. Embolo) ‰ Pléa

Tore: 1:0 Vargas (52.), 1:1 Neuhaus (68.), 2:1 M. Richter (76.), 3:1 Hahn (89.) Besondere Vorkommnis: Stindl (Bor. Mönchengla­dbach) verschießt Foulelfmet­er (38.)

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Foto: Ulrich Wagner Und jetzt will ich nichts mehr hören: Marco Richter (links) und Ruben Vargas schossen die Tore zum 3:1‰Sieg des FC Augsburg gegen Borussia Mönchengla­dbach. Später traf auch noch André Hahn für Augsburg.

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