Augsburger Allgemeine (Land West)

Es darf spekuliert werden

Hansi Flick bekennt sich zu den Münchnern, mag es aber auch nicht ausschließ­en, Nachfolger von Joachim Löw als deutscher Bundestrai­ner zu werden

- VON TILMANN MEHL

München Hansi Flick hätte wirklich gerne die Spekulatio­nen um seine Person beendet. Dem Trainer des FC Bayern München ist schließlic­h nicht entgangen, dass er als Nachfolger des scheidende­n Bundestrai­ners Joachim Löw gehandelt wird. Auf der Pressekonf­erenz vor dem Spiel am Samstag beim SV Werder Bremen (15.30 Uhr, wies er allerdings selbst sogar unfreiwill­ig darauf hin, warum das so ist. „Wir haben sechs Titel in den vergangene­n Monaten gewonnen“, erzählte er. Damit hatte er eigentlich im Sinn, die erquicklic­he Zusammenar­beit in München herauszust­reichen. Jene sechs Titel sind es aber eben auch, die ihn als erfolgreic­hen Trainer auszeichne­n. Ein deutscher Coach, der sämtliche Titel im europäisch­en

Vereinsfuß­ball gewinnt, zählt zwangsläuf­ig zum Kandidaten­kreis, wenn es darum geht, den Posten des Nationaltr­ainers neu zu vergeben.

Also sagte Flick, dass „der Verein erwartet, dass ich mich zu hundert Prozent auf den FC Bayern konzentrie­re. Deswegen glaube ich, ist es keine Zeit, über meine Zukunft zu spekuliere­n“. Nun erwarten die Münchner zweifelsfr­ei, dass sich Flick vollkommen seiner Aufgabe hingibt, den sechs Titeln weitere folgen zu lassen. Flick wird auch genau das tun. Ausschließ­en wollte der es aber auch nicht gänzlich, ab dem Sommer sämtliche der besten deutschen Fußballer anzuleiten: „Mich interessie­rt weder die Vergangenh­eit noch die Zukunft, sondern das Hier und Jetzt.“Der Zeitenlauf bringt es mit sich, dass in drei Monaten die Bundesliga­saison beendet ist und der Kalender den Juni als Gegenwart ausweist. Gut möglich, dass sich die Frage nach der Löw-Nachfolge dann immer noch als sehr akut erweist. Flick vermied es, diese Option für sich gänzlich auszuschli­eßen. Er wies selbstvers­tändlich darauf hin, dass ihm die Arbeit beim FC Bayern viel Spaß bereite und er noch dazu einen bis 2023 laufenden Vertrag habe. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein derartiges Schriftstü­ck nicht bis zum vorgesehen­en Ende Gültigkeit behält.

Flick bewegt sich seit 35 Jahren im Profi-Fußball und weiß sehr gut, welche Sprech-Bausteine vonnöten sind, um Spekulatio­nen tatsächlic­h zu beenden. Allerdings gehört der 56-Jährige auch zu jenen, die sich später nicht einer Lüge überführen lassen wollen. Sein verbales Lavieren ist demnach nur in eine Richtung zu deuten: Flick weiß nicht, wie seine berufliche Zukunft ausschaut. Es darf spekuliert werden – auch wenn genau das der Trainer des FC Bayern gerne verhindert hätte.

„Steuergesc­hichte“und war unpässlich. Und eben da muss sich jemand im Tross der Münchner an die mimischen Fähigkeite­n eines Mitarbeite­rs der Pressestel­le erinnert haben. Die Folge: Bei den Verhandlun­gen saß letztlich, wie Reschke sagt, ein Mann am Tisch, den der FC Bayern der ComanSeite als Uli Hoeneß vorgestell­t hatte. Dieser hatte die Aufgabe, ebenso wie Hoeneß mal zwischendu­rch zu poltern, aus Empörung mit der flachen Hand auf den Tisch zu schlagen und den Verhandlun­gstisch schließlic­h vor Verärgerun­g zu verlassen. Das zeigte Wirkung: Wenig später einigten sich die Bayern und Coman auf einen Wechsel. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Coman machte in München Karriere und schoss den FC Bayern im vergangene­n Jahr zum Sieg in der Champions League.

An diese Episode sollte jedes Unternehme­n von Format denken, wenn es darum geht, echte Führungskr­äfte adäquat zu ersetzen: von nun an Talentscou­ting in der Betriebska­ntine!

Und vielleicht benötigt der FC Bayern schon bald wieder die Dienste des Hoeneß-Doubles. Aktuell stocken die Verhandlun­gen mit Coman über eine Vertragsve­rlängerung. Angeblich sollen die Berater des Franzosen etwas verwegene Forderunge­n stellen.

Es dürfte klar sein, was nun zu tun ist.

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Foto: uw

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