Augsburger Allgemeine (Land West)

Maximilian­straße dauerhaft abends sperren

Debatte Seit Jahrzehnte­n steht die Prachtmeil­e in Augsburg im Fokus von Diskussion­en. Selbst in München steht die namensglei­che Straße vor Veränderun­gen

- VON INA MARKS

Dina@augsburger‰allgemeine.de

ie Maximilian­straßen in Augsburg und München haben mehr Gemeinsamk­eiten, als man auf Anhieb glauben mag. Beide Straßenzüg­e liegen im Herzen ihrer Städte und werden gerne als Prachtmeil­en bezeichnet. Die eine führt von der Bayerische­n Staatsoper zum Bayerische­n Landtag, die andere von St. Ulrich zum Rathaus. In der Mitte der einen Straße liegt das 5-Sterne-Hotel Vier Jahreszeit­en Kempinski, in der anderen das Vorzeigeho­tel Maximilian’s, ehemals Drei Mohren. In München ist das Restaurant Brenners beliebt, in Augsburg speist man gerne schick im Mille Miglia. In beiden Straßen sind edle Boutiquen angesiedel­t, wobei man in der schwäbisch­en nicht ganz so tief in den Geldbeutel greifen muss. Fahrer auffällige­r und teurer Autos drehen auf beiden Boulevards gerne ihre Runden, um mit ihren Boliden zu protzen. Und damit sind wir bei einer weiteren Gemeinsamk­eit angelangt, die gerade aktuelle Brisanz hat. Beide Straßen sollen vom Autoverkeh­r entlastet werden. Augsburg allerdings ist hier schon ein gutes Stück weiter. Während es in der Landeshaup­tstadt um eine teilweise Streichung der Parkplätze geht, wird in Augsburg die Teilsperru­ng für den Verkehr diskutiert. Die Debatten in der Fuggerstad­t über den Umgang mit der, hier wäre es wieder: Prachtmeil­e, sind freilich schon alt.

Seit über zwei Jahrzehnte­n wird nachgedach­t, wie sich der nächtliche Lärm eindämmen lässt. Dabei standen schon immer die Autoposer mit ihren röhrenden Auspuffen und dröhnender Musik im Fokus. Denn dass die Maxstraße, wie die Augsburger ihren Boulevard gerne abkürzen, auch eine Ausgehmeil­e für Nachtschwä­rmer ist, bleibt ein Fakt. Der kann und muss auch nicht geändert werden. Schließlic­h lebt die Maxstraße auch von ihren Clubs und Kneipen. Eine Großstadt, zudem eine Studentens­tadt, braucht ein pulsierend­es Nachtleben. Ansetzen lässt sich allerdings beim Autoverkeh­r. Und hier stehen die Chancen auf Veränderun­g so gut wie nie zuvor.

Was wurde nicht schon alles in den vergangene­n Jahrzehnte­n versucht, um abends den Autoverkeh­r aus der Maximilian­straße zu verbannen. Es gab Pläne für eine Tiefgarage unter dem Herkulesbr­unnen, vorübergeh­end wurden Poller installier­t, im Sommer 2003 sperrte die Stadt die Straße testweise – aber nichts davon bewährte sich dauerhaft. Inzwischen sind fast 20 Jahre vergangen, der Zeitgeist hat sich verändert.

Die Menschen sind umweltbewu­sster geworden. Öffentlich­er

Nah- und Fahrradver­kehr sind in Innenstädt­en längst gleichwert­ige Mitbewerbe­r des Autos. Es geht immer mehr darum, den öffentlich­en Raum für Fuß- und Radverkehr und neue Mobilitäts­formen zu nutzen und mehr Aufenthalt­squalität zu schaffen. Da wäre die Teilsperru­ng der Maximilian­straße nur ein konsequent­er Schritt. Dass das Konzept gut funktionie­rt, hat der vergangene Sommer gezeigt.

Es war der Pandemie geschuldet, dass an den Wochenenda­benden die Maximilian­straße für Verkehr gesperrt worden war. Nachtschwä­rmer sollten dort genügend Platz haben, man wollte die Situation um den Herkulesbr­unnen entzerren. Fazit: Es hat wunderbar funktionie­rt. Nicht nur die Verantwort­lichen der Stadt und die Polizei waren zufrieden, vor allem die Anwohner stellten eine spürbare positive Veränderun­g fest. Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) hat bereits signalisie­rt, diesen Sommer wieder ähnlich zu agieren. Warum nur im Sommer? Warum jetzt nicht die Chance ergreifen, die Meile dauerhaft abends zu sperren? Schließlic­h hieß es doch vonseiten der schwarz-grünen Stadtregie­rung, man plane eine autofreie Maximilian­straße.

Jetzt, nach den positiven Erfahrunge­n des vergangene­n Jahres, ist ein guter Zeitpunkt, die abendliche Sperrung dauerhaft einzuführe­n. Und falls an dieser Stelle ein Argument à la „Die Menschen müssen nicht in der Innenstadt wohnen. Wenn sie es ruhig haben wollen, sollen sie auf das Land ziehen“kommen sollte, wäre dem entgegenzu­halten: Nein. Menschen müssen nicht jeden Lärm ertragen, auch nicht, wenn sie im Zentrum wohnen. Innenstädt­e wandeln sich, sie sollen lebenswert­er werden. Augsburg könnte für München ein Vorbild werden.

 ?? Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) ?? Seit vielen Jahren wird diskutiert, wie die Maximilian­straße in Augsburg künftig aussehen und genutzt werden soll. Ein Punkt: we‰ niger Autos.
Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) Seit vielen Jahren wird diskutiert, wie die Maximilian­straße in Augsburg künftig aussehen und genutzt werden soll. Ein Punkt: we‰ niger Autos.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany