Augsburger Allgemeine (Land West)
VillenAbbruch in Thelottviertel steht offenbar an
Für das Gebäude in der Perzheimstraße ist ab Montag der Abriss angemeldet. Die Stadt ist davon nicht begeistert, sieht aber wenig Möglichkeiten zum Eingreifen
Die Villa in der Perzheimstraße im Thelottviertel wird womöglich ab kommender Woche abgerissen. Darauf weisen temporäre Halteverbotsschilder vor dem Gebäude hin, wobei diese nur für drei Tage gelten sollen. Der Eigentümer, der zuletzt erklärte, eine Sanierung anzustreben und einen Abriss nicht mehr zu verfolgen, war für unsere Redaktion trotz mehrfacher Kontaktierungsversuche nicht erreichbar. Wie die Bauverwaltung am Donnerstagabend im Bauausschuss des Stadtrats erläuterte, sei, nachdem der Abriss schon vor einem halben Jahr angezeigt worden war, nun eine entsprechende Mitteilung zum Start ab 15. März im Bauordnungsamt eingegangen. „Es gibt keine rechtliche Möglichkeit, das zu verhindern“, so Peter Sterz, Leiter des Bauordnungsamtes. Unter anderem protestieren Anwohner gegen den Abriss. Nachdem auch in der Hochfeldstraße (Bismarckviertel) eine historische Villa abgerissen und durch ein modernes Gebäude ersetzt werden soll, prüft die Politik Maßnahmen wie eine Erhaltungssatzung. Zumindest für das Gebäude in der Perzheimstraße gibt es aber wohl kaum Chancen auf einen Erhalt.
Die Villa gilt nicht als Einzeldenkmal und liegt auch nicht im Kernbereich des Thelottviertels, das Ensembleschutz genießt. Grund ist, dass um die Villa herum mehrere Nachkriegsbauten stehen, die keinerlei Denkmalqualität haben. Das Landesamt für Denkmalpflege habe den Eigentümer nun nochmal wegen einer Nachbesichtigung kontaktiert, so Baureferent Gerd Merkle (CSU), man sehe aber eher wenig Möglichkeiten. Der Eigentümer habe gegenüber der Stadt für den Fall von Verzögerungen bereits Schadensersatzforderungen angedroht. „So etwas sehen wir gelassen, weil wir regelmäßig mit solchen Drohungen konfrontiert werden, aber es besteht das Recht auf einen Abriss“, so Merkle.
Die entsprechende Abrissanzeige für das Gebäude (eine Genehmigung ist im Zuge des Bürokratieabbaus in den 1990er Jahren nicht mehr nötig) sei bereits vor einem halben Jahr bei der Stadt eingegangen, so Sterz. Die Stadt hätte damals einen Monat Zeit gehabt, Gründe dagegen geltend zu machen, sah aber wenig Möglichkeiten. Laut Merkle ist der Denkmalschutz bei der Villa seit dem Jahr 2017 mit eingeschaltet. Zumindest im Fall der Villa in der Hochfeldstraße scheint die Stadt noch Zeit gewinnen zu wollen. Dem Verneh
nach hat die Verwaltung geltend gemacht, dass man das Gebäude, das zuletzt wohl leer stand, noch auf Besiedelung mit Fledermäusen untersuchen wolle. Sollte sich dabei nichts finden, wäre auch dieses Gebäude nach derzeitiger Rechtslage zum Abbruch frei.
Beide Eigentümer machen geltend, dass die Bausubstanz sich nach dem Kauf als maroder dargestellt hätte als zunächst gedacht. Stadtheimatpfleger Hubert Schulz sagte, dass er schon desolatere Gebäude gesehen habe, die sanierbar waren. „Mit erhöhtem Aufwand kann man die Schäden beseitigen“, so Schulz zum Gebäude in der Perzheimstraße. „Es lohnt sich, dass man um dieses Haus kämpft“, so CSU-Stadtrat Peter Uhl. Christine Kamm (Grüne) sagte, es wäre „schade, wenn diese prägende Fassade verloren ginge“. Sozialfraktionschef Florian Freund forderte, wie der Großteil der anderen Parteien auch, eine Erhaltungssatzung zu prüfen, um den städtebaulichen Charakter von Vierteln zu erhalten. Diese würde der Stadt deutlich mehr Mitspracherechte bei Baumaßnahmen einräumen.
Für den Randbereich des Thelottviertels, dessen Kern unter Ensembleschutz steht, dürfte dies nicht so einfach sein, im Bismarckviertel stehen die Chancen dem Vernehmen nach besser. Verena von MutiusBartholy, Fraktionschefin der Grünen, wies aber darauf hin, dass es bundesweit sehr wenig Erhaltungssatzungen zur Wahrung des Erscheinungsbildes gebe. Der Großteil diene dem Milieuschutz und müsse damit auch ganz anders begründet werden. Auch Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Fraktion) sagte, man müsse so ehrlich sein, auch den Bürgern gegenüber darzulegen, dass die kommunalen Handlungsmöglichkeiten begrenzt seien.
Im Bauausschuss kam das Thema zur Sprache, weil dort der Ersatzneubau für die Perzheimstraße vorgestellt wurde. Bauordnungsamtsmen chef Sterz sagte, man tendiere zu einer Ablehnung, weil die Abstandsflächen zum Nachbarn nicht eingehalten seien und dieser angekündigt habe, gegen eine etwaige Genehmigung zu klagen. Merkle sagte, falls mit dem Abriss nun vollendete Tatsachen geschaffen würden, werde der Neubau sich streng an den Maßstäben der Bauordnung orientieren müssen, weil jeder Bestandsschutz verloren gehe. „Das ist keine Drohung, aber mit diesem Umfeld muss man sensibel umgehen.“Stadtheimatpfleger Schulz erklärte, eine Bauberatung beim Neubau im Hinblick auf Ausmaße und Gestaltung sei in jedem Fall sinnvoll.