Augsburger Allgemeine (Land West)

Kein Platz für den „Platz der Deutschen Einheit“

Stadt findet keinen passenden Ort. Bürgerlich­e Mitte würde lieber an Ex-Außenminis­ter Genscher erinnern

- VON STEFAN KROG

Die Fraktion Bürgerlich­e Mitte im Stadtrat (Freie Wähler, FDP, Pro Augsburg) hat bei der Stadt den Antrag gestellt, einen Platz in Augsburg nach dem früheren Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher (FDP) zu benennen. Genscher habe sich um die deutsche Wiedervere­inigung verdient gemacht und auch dazu beigetrage­n, die europäisch­e Teilung zu überwinden. Auch zu

Augsburg gebe es Bezug: Der Bau der B17 zwischen Stadtberge­n und Pfersee zwischen dem US-Wohngebiet Fryar-Circle und dem früheren Areal der Sheridan-Kaserne sei nur möglich gewesen, weil Genscher bei der US-Militärver­waltung intervenie­rt hatte. Genschers Witwe, so die Fraktion, habe versichert, dass die Benennung eine Ehre für ihren verstorben­en Mann gewesen wäre.

Die Bürgerlich­e Mitte stellte den Antrag am Freitag zum zweiten

Mal, nachdem der Ältestenra­t des Stadtrats, der hinter verschloss­enen Türen tagt, in der Vergangenh­eit abwinkte. Hintergrun­d der Entscheidu­ng war, dass dann auch andere Politiker, die sich um die deutsche Einigung Verdienste erwarben, geehrt werden müssten. Als Alternativ­e wurde vorgeschla­gen, einen „Platz der Deutschen Einheit“zu benennen. Nachdem das städtische Geodatenam­t länger nach einem repräsenta­tiven Platz gesuchte hatte, schlug es den Platz direkt an der Straßenbah­nhaltestel­le der Universitä­t am Eingang des Campus vor. Die Uni, der ein Teil der Fläche gehört, habe aber nicht zugestimmt, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) am Donnerstag im Bauausschu­ss des Stadtrats. „Es wäre eine Farce gewesen, einen geteilten Platz nach der Deutschen Einheit zu benennen“, so Merkle. Man werde bei Neubauvorh­aben nach geeigneten Plätzen Ausschau halten.

Stadträtin Beate Schabert-Zeidler (Bürgerlich­e Mitte) kritisiert­e, dass in der Ältestenra­tsitzung vorgetrage­n worden sei, dass der Städtetag inzwischen von Benennunge­n nach Einzelpers­onen abrate. Eine solche Stellungna­hme gebe es aber nicht, habe eine Nachfrage ergeben. Wie genau und von wem das Thema der Einzelpers­onenbenenn­ung in der Ältestenra­tsitzung angesproch­en wurde, sei unklar. Man stelle den Antrag nun aber ein zweites Mal.

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