Augsburger Allgemeine (Land West)

So bereiten sich Schulen auf den Neustart vor

Ab 15. März dürfen wieder alle Schüler in ihre Klassenzim­mer zurückkehr­en. Meist ist Wechselunt­erricht angesagt. Wie es ums Impfen der Lehrer und um Schnelltes­ts bestellt ist

- VON ANDREA BAUMANN

Wenn sich am Montag das Gebäude der Heinrich-von-Buz-Realschule erstmals nach drei Monaten wieder mit Hunderten von Schülern füllt, schlagen zwei Herzen in der Brust von Reiner Wendlinger. „Ich bin in Vorfreude auf ein Stück weit mehr Normalität“, sagt der Schulleite­r. Gleichzeit­ig spüre er, dass in seinem Umfeld sehr viele Ängste aufgrund der Corona-Situation herrschten. Erst zwei Lehrkräfte aus dem fast 70-köpfigen Kollegium seien bislang geimpft. „Dabei werden viele von ihnen durch den Unterricht in verschiede­nen Klassen pro Woche Kontakt mit bis zu 150 Schülern haben“, sorgt sich Wendlinger. Wenigstens die Schnelltes­ts, die die Pädagogen zwei Mal pro Woche anwenden sollen, seien schon vorhanden.

Trotz allem fühlt sich die Realschule im Stadtteil Oberhausen gewappnet für das ab 15. März geltende Szenario, das in Bayern – und damit auch in Augsburg – bei einem Inzidenzwe­rt zwischen 50 und 100 allen Jahrgangss­tufen Wechselunt­erricht ermöglicht. Wenn die Schüler einen Mindestabs­tand von 1,5 Metern einhalten können, ist sogar kompletter Präsenzunt­erricht erlaubt. An der Buz-Realschule mit insgesamt rund 750 Schülern wird laut Wendlinger aufgrund der Raumverhäl­tnisse durchgängi­g Wechselunt­erricht angeboten, und zwar im tageweisen Austausch. Dadurch blieben die Kinder und Jugendlich­en besser bei der Stange und seien motivierte­r als bei einem wöchentlic­hen Wechsel.

Während die eine Gruppe mit der Lehrkraft vor Ort lernt, verfolgt die andere Hälfte das Geschehen zeitgleich von zu Hause am Computer oder Laptop. Seine Realschule sei glückliche­rweise digital so gut aufgestell­t, dass der Unterricht aus dem Klassenzim­mer durchgängi­g gestreamt werden könne, nennt der Chef einen positiven Aspekt. Auch das Kollegium habe sich mit viel Engagement den neuen Herausford­erungen gestellt.

Herausford­ernd dürften für alle Schulen die sich immer wieder ändernden Konstellat­ionen sein. Kehrten am 1. Februar Abschlussu­nd Abiturklas­sen in den Wechselbzw. Präsenzunt­erricht zurück, wurde dieser Kreis drei Wochen später auf die Jahrgangss­tufen 1 bis 4 der Grund- und Förderschu­len erweitert. Wenn ab diesem Montag diese Regelung für alle Jahrgangss­tufen aller Schulen gilt, heißt das: Mindestens die Hälfte der knapp 30.000 Augsburger Schülerinn­en und Schüler lernt an jedem Unterricht­stag wieder vor Ort im Klassenzim­mer.

Da ein guter Teil von ihnen den Schulweg in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zurücklegt, lassen die Stadtwerke ihre Straßenbah­nen ab 15. März tagsüber wieder im 7,5-Minuten-Takt statt alle zehn Minuten fahren. Damit soll der Andrang zu den Stoßzeiten verringert werden. Gleichzeit­ig haben sich laut Bildungsre­ferat benachbart­e Schulen weiterhin auf einen gestaffelt­en Unterricht­sbeginn geeinigt, um die Lage im Nahverkehr zu entzerren.

Bildungsre­ferentin Martina Wild berichtet von einem starken Interesse der Schulen an zusätzlich­en größeren Räumlichke­iten, die der kompletten Klasse den Präsenzunt­erricht ermögliche­n würden. In den vergangene­n Wochen seien 46 Räumlichke­iten etwa von Sportverei­nen, Religionsg­emeinschaf­ten, städtische­n Dienststel­len und Museen angeboten worden. Aufgrund der hohen Anforderun­gen und des organisato­rischen Aufwands stünden aktuell aber nur dem HolbeinGym­nasium im Zeughaus und der

Albert-Einstein-Mittelschu­le in einem Pfarrsaal zusätzlich­e Unterricht­sräume zur Verfügung. Um das Risiko einer Corona-Infektion zu minimieren, hoffen auch in Augsburg viele Lehrkräfte auf eine baldige Impfung. Da das Personal an Grund- und Förderschu­len mittlerwei­le eine hohe Priorität in der Reihenfolg­e einnimmt, soll es laut Bildungsre­ferat schnellstm­öglich geimpft werden. Sehr viele Lehrkräfte (und Kita-Beschäftig­te) hätten schon im städtische­n Impfzentru­m eine Impfung bekommen. Bei anderen Schularten greife die Priorisier­ung derzeit nicht, Ministerpr­äsident Markus Söder habe jedoch signalisie­rt, dass sich auch hier etwas bewegen solle, heißt es aus dem Bildungsre­ferat. Gruppenimp­fungen an einzelnen Schulen seien aber nicht geplant, da es bei den Geimpften zu Nebenwirku­ngen kommen könne, der Unterricht­sbetrieb aber aufrechter­halten werden solle.

Unabhängig von der Schulart bekommen ab sofort Lehrer und andere Bedienstet­e pro Woche zwei Corona-Selbsttest­s ausgehändi­gt. Martina Wild hat zudem am Freitag vom Kultusmini­sterium erfahren, dass auch alle Schüler gleich welchen Alters Schnelltes­ts erhalten sollen. „Anders als bisherig bekannt sollen die Schnelltes­tungen an der Schule stattfinde­n. Aktuell ist noch in Klärung, wie das praxistaug­lich umgesetzt werden kann“, sagt die Bildungsbü­rgermeiste­rin. Wann mit den Tests zu rechnen ist, ist noch nicht bekannt. Darüber hinaus ist die Stadt aktuell mit zwei Laboren wegen sogenannte­r Gurgeltest­s für Grundschül­er und Kita-Kinder im Gespräch. Die Unternehme­n könnten das Equipment laut Wild sofort bereitstel­len. „Doch wir warten noch auf eine Genehmigun­g des Gesundheit­sministeri­ums.“Die Gurgeltest­s hätten den Vorteil, dass sie zuhause durchgefüh­rt werden können und gerade für jüngere Kinder weit weniger herausford­ernd seien als die Nasenabstr­iche.

Jenseits aller Impfquoten und Teststrate­gien gilt: Bei einer SiebenTage-Inzidenz über 100 müssen alle Schulen mit Ausnahme der Abschlussk­lassen wieder zum Distanzunt­erricht (Homeschool­ing) zurückkehr­en. Stichtag für die Regelung in der darauffolg­enden Woche ist jeweils der Freitag. An diesem Freitag stieg die Inzidenz in Augsburg nach den Zahlen des RobertKoch-Instituts auf 70,5. In der Vorwoche hatte sie noch bei 52,9 gelegen. Aktuell gibt es nach Angaben der Stadt an den Augsburger Gymnasien zwei Corona-Fälle und an Realschule­n einen. An den Grund-, Mittel- und Förderschu­len sind 23 Infektione­n unter den insgesamt knapp 16.000 Schülern bekannt.

Anders als an den Schulen müssen sich die Familien von Kita-Kindern in der kommenden Woche nicht auf Veränderun­gen einstellen. Die meisten Einrichtun­gen bieten einen eingeschrä­nkten Regelbetri­eb an. Gleichwohl sind in einer Reihe von Kitas einzelne Gruppen wegen Corona-Fällen dicht.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die zehnten Klassen der Heinrich‰von‰Buz‰Realschule lernen seit Ende Februar wieder im Wechselunt­erricht – also zur Hälfte im Klassenzim­mer und daheim. Diese Regelung gilt ab Montag, 15. März, für alle Klassen.
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