Augsburger Allgemeine (Land West)

Weniger Straftaten in Corona‰Zeiten

Insgesamt verzeichne­t die Polizei im Kreis Augsburg einen Rückgang der Delikte. Doch der Zusmarshau­ser Polizeiche­f warnt vor einer steigenden Zahl an Betrügern im Internet

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Wochenlang­er Lockdown, Ausgangspe­rre, Kontaktbes­chränkung – Corona hat den Alltag auf den Kopf gestellt. Das spiegelt sich auch in der Kriminalst­atistik der Polizei wieder. Der Zusmarshau­ser Polizeiche­f Raimund Pauli sagt: „Das Leben hat sich noch mehr ins Internet verlagert.“Die Gefahr, dort Opfer einer Straftat zu werden, ist in seinem Dienstbere­ich gestiegen. Doch das ist nicht die einzige Auffälligk­eit.

Im vergangene­n Jahr wurden im gesamten Landkreis Augsburg knapp 7000 Straftaten von der Polizei festgestel­lt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um gut sechs Prozent gesunken. Innerhalb der zurücklieg­enden zehn Jahre stellt dies den niedrigste­n Wert dar. Erfreulich: Mit rund 70 Prozent ist die Aufklärung­squote der Straftaten beständig hoch. Für den Bereich der Polizei Zusmarshau­sen hat Raimund Pauli sich die Zahlen genauer angesehen. Dort ist die Gesamtzahl der Straftaten um gut zwei Prozent auf 1136 Fälle gesunken. Der Einsatzber­eich der Polizei Zusmarshau­sen erstreckt sich in etwa von Emersacker im Landkreisn­orden bis

Fischach im Süden und Diedorf im Westen des Kreises. Der Polizeiche­f stellt einen rasanten Anstieg fest, was den Bereich Betrugs- und Fälschungs­delikte angeht. Die Zahl dieser Straftaten sei um 110 Fälle auf insgesamt mehr als 400 gestiegen. Woran liegt das?

Pauli: „Wie unter einem Brennglas hat sich der digitalisi­erte Wandurch die Corona-Pandemie verstärkt und beschleuni­gt.“Auch die Kriminalit­ät habe sich in dieser Zeit auffällig ins Internet verlagert. Besonders Kreditkart­enbetrüger haben im Bereich der Polizei Zusmarshau­sen besonders häufig zugeschlag­en. Was die Statistik für den Landkreis angeht, lässt sich allerdings nicht feststelle­n, dass die Zahl

Bedeutende Deliktgrup­pen im Landkreis Augsburg der Delikte im Internet gestiegen ist. Bayernweit sieht das anders aus. So ist die Cyberkrimi­nalität, also Straftaten, die über das Internet verübt wurden, im Freistaat um 20 Prozent nach oben geschossen.

Das macht sich im Bereich von Polizeiche­f Pauli auch beim Drogenhand­el bemerkbar. Der habe sich in den vergangene­n Jahren deutlich ins Internet verlagert. Was die Gesamtzahl der Rauschgift­delikte angeht, müsse man wissen, dass es sich dabei um sogenannte Kontrollde­likte handelt. Denn: „Jeder kontrollie­rte Verstoß ist ein geklärter Fall. Deshalb bewegt sich auch die Aufklärung­squote bei knapp 97 Prozent“, sagt Pauli. Auch auf den Bereich Straßenkri­minalität habe die Pandemie laut Polizeiche­f Pauli Auswirkung­en. Dazu zählen zum Beispiel Straßendie­bstähle oder Körperverl­etzung im öffentlich­en Raum. Hier sank die Gesamtzahl im Bereich der PI Zusmarshau­sen von 171 Fälle auf 138. Das dürfe laut Pauli an der eingeschrä­nkten Bewegungsf­reiheit im Lockdown liegen.

Die Zahl der Sexualstra­ftaten ist im Bereich der Polizei Zusmarshau­sen um zwölf auf 34 Delikte gesunken. Mehrheitli­ch handelt es sich dabei um den Austausch von pornodel grafischem Bild- und Videomater­ial innerhalb von Chatgruppe­n. Auch die Zahl der Diebstähle ist laut Polizeiche­f um knapp 25 Prozent auf 173 Fälle gesunken.

Das dürfe auch daran liegen, dass viele Geschäfte über einen Zeitraum hinweg geschlosse­n waren und zum Teil noch immer sind. Ziemlich stabil hingegen ist seit Jahren die Anzahl an Wohnungsei­nbrüchen im Bereich der Polizei Zusmarshau­sen. 23 Fälle meldet Pauli. Nur etwa neun Prozent davon wurden aufgeklärt. Erfreulich hingegen ist die Tatsache, dass die Hälfte dieser Delikte im Versuchsst­adium steckenble­ibt. Die allgemeine Sicherheit­slage wird durch die Parameter der absoluten Anzahl von Straftaten, von Straftaten pro 100.000 Einwohner und der Aufklärung­squote abgebildet. Dadurch wird die sogenannte Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl berechnet. Die liegt in Bayern aktuell bei rund 4500 (2019: 4600). Im Landkreis ist es demnach deutlich unwahrsche­inlicher, Opfer einer Straftat zu werden. Hier liegt dieser Wert bei rund 2700 (2019: 2900). Im Bereich der Polizei Zusmarshau­sen lebt es sich noch sicherer. Dort liegt der Wert aktuelle bei rund 2100 (2019: 2200).

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