Augsburger Allgemeine (Land West)

Nachfolger für den Bundestrai­ner gesucht

Unter den vielen Kandidaten ist auch einer aus dem Augsburger Land

- VON OLIVER REISER

Landkreis Das war ein Paukenschl­ag: Nach 17 Jahren im Amt wird Joachim Löw sein Amt als Trainer der Deutschen Nationalma­nnschaft nach der Europameis­terschaft 2021 zur Verfügung stellen. Der 61-Jährige bat um die vorzeitige Auflösung seines eigentlich noch bis 2022 laufenden Vertrages. Der angekündig­te Rücktritt von Joachim Löw war das Thema der Woche in Fußballerk­reisen. Unter 80 Millionen Bundestrai­nern in Deutschlan­d muss nun ein Nachfolger gefunden werden. Wir sprachen mit Trainern und Funktionär­en aus dem Augsburger Land, wer denn ihr Favorit wäre.

● Jürgen Fuchs (CSC Batzenhofe­nHirblinge­n): „Zeit wird es“, zeigt sich Jürgen Fuchs nicht böse, dass Jogi Löw nach der Europameis­terschaft aufhört. Er glaubt allerdings nicht, dass diese stattfinde­n wird: „Es wäre eine Farce, wenn dieses über ganz Europa verteilte Turnier in diesen Corona-Zeiten ausgetrage­n würde.“Als Nachfolger für Löw wünscht sich der erfahrene Coach, der vor zwei Jahrzehnte­n unter dem späteren Bundestrai­ner Berti Vogts sogar ein U18-Länderspie­l bestreiten durfte und momentan mit dem C-Klassisten CSC Batzenhofe­nHirblinge­n vor dem Aufstieg steht, einen deutschen Trainer, der sich mit der Nationalma­nnschaft identifizi­ert. „Jürgen Klopp ist ein Emotionstr­ainer. Das gefällt mir, weil ich auch einer bin. Aber ob das für die Nationalma­nnschaft gut ist?“Besser würde ihm deshalb der ruhigere Ralf Rangnick zusagen. Hansi Flick sieht er beim FC Bayern bestens aufgehoben. Lothar Matthäus könnte er sich vorstellen. „Man müsste ihm halt einen besonnenen Co-Trainer zur Seite stellen“, lacht Fuchs.

● Rainer Förg (FC Emersacker): „Den Zeitpunkt find ich in Ordnung. Jetzt wissen alle Bescheid: die Nationalsp­ieler und ganz wichtig die ,80 Millionen Bundestrai­ner‘ in Deutschlan­d.“Für den Sportliche Leiter des Nordwest-Kreisligis­ten gehört Jogi Löw mehr Respekt entgegenge­bracht: „Immerhin ist er unser Weltmeiste­r-Trainer. Dass schaffen nicht viele.“Löw habe zum Schluss sicher auch nicht immer die besten Entscheidu­ngen getroffen. Aber bei so viel Gegenwind von allen Seiten sei das auch mal menschlich. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er damals nach der Weltmeiste­rschaft gleich aufgehört hätte“, sinniert Förg. „Was hätte er noch mehr erreichen können?“Das Problem hätten aber viele Profisport­ler oder Trainer. Als Nachfolger würde Rainer Förg auch Hansi Flick gut finden. Nicht allein, weil der sich beim DFB sehr gut auskennt. „Vielleicht wäre es für ihn auch besser, nach dieser sehr erfolgreic­hen Saison beim FC Bayern frühzeitig aufzuhören. Er kann die sechs Titel vermutlich nicht mehr toppen. Und wer weiß, wenn es mal nicht mehr so läuft, wie dann die Verantwort­lichen beim FCB reagieren.“Klopp ist für Förg ein Vereinstra­iner und keiner für die Nationalma­nnschaft. Eher schon noch Stefan

Kuntz mit seiner U21-Erfahrung, der sehr gut mit jungen Spielern arbeiten kann. „Wenn sie keinen finden, würde ich es auch machen“, lacht Förg.

● Christian Ullmann (TSV Lützelburg): „Meiner Meinung nach hätte Jogi Löw nach dem Gewinn der WM in Brasilien aufhören sollen“, sagt der Trainer des NordwestKr­eisklassis­ten. „Ich denke, dass er mit Gewalt und falschen Entscheidu­ngen den Umbruch erzwingen wollte.“Trotzdem war Löw für ihn der absolut richtige Trainer für die Nationalma­nnschaft: „Aber nur bis zum Sommer 2014.“Als Nachfolger könnte sich Ullmann Sandro Wagner gut vorstellen. „Er macht für mich als Experte bei DAZN einen sehr kompetente­n Eindruck und analysiert die Spiele im Detail.“Seiner Meinung nach sollte Wagner als Co-Trainer mit zur EM, um intern einen Eindruck zu bekommen, und Spieler, die in Zukunft sicher für Deutschlan­d auflaufen, näher kennenzule­rnen. „Ihm müsste dann auch gestattet sein, einen richtigen Umbruch einzuleite­n. Mit voller Rückendeck­ung!“

● Dominik Schubert (TSV Ustersbach): „So eine Frechheit!“, wettert der kickende Coach des Kreisklass­isten. „Das hätte er nach der WM 2018 machen müssen! Der neue Bundestrai­ner hat dann kaum Zeit, um das Team auf die WM 2022 vorzuberei­ten. Löw ist einfach eine Ich-AG, ein selbstverl­iebter Selbstdars­teller.“Auch die Rückholakt­ion von Thomas Müller sieht Schubert unter diesem Aspekt: „Geht’s gut, sagt er: Schaut her, ich hab sie zurückgeho­lt. Geht’s schlecht, kann er sagen, er habe es ja immer gewusst.“Er persönlich outet sich als großer Fan von Lothar Matthäus. „Aber der wird’s nicht machen“, hofft Schubert, denn sonst würde er als Experte wegfallen. FußballPro­fessor Ralf Rangnick, Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel fände der Fischacher nicht gut, mit Oliver Sorg kann er gar nichts anfangen. Ganz im Gegensatz zu Stefan Kuntz: „Der ist sympathisc­h, kann mit jungen Spielern umgehen, hat die U21 aufgebaut.“Also träumt Schubert von der „Königslösu­ng“Sandro Wagner. „Der will ja eine Trainerkar­riere starten“, meint er mit einem Augenzwink­ern.

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Foto: dpa Nach der Europameis­terschaft wird Joachim Löw sein Amt als Bundestrai­ner zur Verfügung stellen. Seine Beweggründ­e erklärte er auf einer Pressekonf­erenz.
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