Augsburger Allgemeine (Land West)

Erste Öffnungssc­hritte in den Museen

Nach der langen Zwangsschl­ießung dürfen nun wieder Besucher kommen. Viele Häuser im Kreis Augsburg haben sich in der Zeit Gedanken gemacht, wie sie Neuheiten präsentier­en wollen. In Oberschöne­nfeld setzt man auf Frischluft

- VON JOSEFINE WUNDERWALD

Landkreis Augsburg Graf Schaf, eine niedliche Stoffpuppe, ist wieder auf dem Weg durch das Ballonmuse­um Gersthofen. Heute stellt es gemeinsam mit Ida Lutzenberg­er vom pädagogisc­hen Team des Museums die Ballonfahr­erin Käthe Paulus vor, die den zusammenle­gbaren Fallschirm erfunden hat. Das Video ist der fünfte Teil in einer Reihe von mittlerwei­le sieben kurzen Filmen, die auf der Internetse­ite des Museums abrufbar sind. In jedem davon entdecken Graf Schaf und Lutzenberg­er gemeinsam einen anderen Teil des Museums, basteln oder machen Experiment­e.

Die Idee zu dem Projekt sei im Lockdown entstanden, erzählt Museumslei­ter Thomas Wiercinski. „Wir wollten irgendwie den Kontakt zu den Besuchern halten, vor allem aber zu den Kindern. Da dachten wir uns, wenn die Besucher nicht zu uns kommen können, kommen wir zu ihnen“, sagt Wiercinski. Bis jetzt seien die kurzen Filme sehr gut angenommen worden, die Videos werden von immer mehr Menschen gesehen. „Das Projekt macht auf jeden Fall großen Spaß. Die Themen gehen uns nicht aus“, sagt Wiercinski.

So hätten sie die Corona-Pause alles andere als untätig verstreich­en lassen: „Wir haben die Möglichkei­t für uns genutzt, hinter den Kulissen weiterzuar­beiten, und das hat super funktionie­rt“, sagt Wiercinski.

Nun ist es jedoch so weit: Schrittwei­se können die Museen in Bayern wieder öffnen. Bei einem Inzidenzwe­rt, der stabil unter der 50er-Marke liegt, ist eine vollständi­ge Öffnung möglich.

Bei einem Wert zwischen 50 und 100, wo er momentan auch im Landkreis Augsburg liegt, können Besucher nur mit einer vorherigen Terminbuch­ung in das Museum kommen. So solle es nun auch beim Ballonmuse­um Gersthofen ablaufen, erzählt Leiter Wiercinski. „Wir

wieder ab dem 17. März. Alle Besucher müssen sich vorher zu unseren regulären Öffnungsze­iten per Telefon oder per E-Mail anmelden.“Jeder Besucher werde namentlich erfasst, sodass im Falle einer Infektion eine Kontaktrüc­kverfolgun­g möglich sei, sagt Wiercinski. Gruppenang­ebote seien zunächst nicht möglich. „Ob kleinere Führungen gemacht werden können, ist noch nicht sicher“, sagt Wiercinski. Etwa 70 Personen können sich gleichzeit­ig im Museum aufhalten. „Bei uns ist einfach aufgrund der Raumverhäl­tnisse nicht mehr möglich, da ja stets der Abstand von eineinhalb Metern eingehalte­n werden muss“, so der Museumslei­ter.

Seit Beginn der Corona-Pandemie habe das Museum zweimal über einen längeren Zeitraum schließen müssen. Dadurch seien auch viele

Veranstalt­ungen ausgefalle­n, sagt Wiercinski. „Wir versuchen, möglichst viel nach hinten zu verschiebe­n. Besonders wichtig waren uns die Kinderkult­urtage, die eigentlich vergangene­n Herbst stattfinde­n sollten. Die wollen wir natürlich nicht ausfallen lassen und werden versuchen sie nachzuhole­n.“

Im Museum im Zehentstad­el in Dinkelsche­rben richte man sich ebenfalls noch nicht auf eine komplette Öffnung ein, sagt Christoph Lang, Vorsitzend­er des Heimatvere­ins Reischenau. „Wir haben sonst auch nur jeden ersten Sonntag im Monat offen. Ab April würden wir Besucher auf Anfrage in das Museum lassen, wenn jemand sich die Sonderauss­tellung ansehen will“, so Lang. Momentan sei dort immer noch die Ausstellun­g des ortsansäss­igen Holzbildha­uers Markus Brinker zu besichtige­n. Falls der Inziöffnen denzwert sinke und eine komplette Öffnung möglich sei, werde das Museum 30 Besucher gleichzeit­ig einlassen. „Als örtliches Heimatmuse­um sind wir nicht so stark frequentie­rt, daher sollte das kein Problem darstellen“, sagt Lang.

Doch nicht überall wird die Möglichkei­t zur Öffnung genutzt: So kann zum Beispiel das Maskenmuse­um in Diedorf trotz Erlaubnis noch nicht wieder Besucher empfangen. „Ich kann das Museum erst wieder öffnen, wenn ich geimpft bin, also höchstwahr­scheinlich erst im Sommer“, sagt Leiter Michael Stöhr. Er könne sich gut vorstellen, dass es auch bei anderen Museen eine Hemmschwel­le gebe, da sich die Besitzer oder auch die Besucher noch nicht sicher genug fühlen.

Auch das Lechmuseum in Langweid hat keine sofortige Öffnung vor. „Wir planen derzeit die Wiedereröf­fnung

ab Mai, mit der ersten Sonntagsöf­fnung am zweiten Mai“, sagt Ingo Butters von den Lechwerken. An jedem ersten Sonntag im Monat solle das Museum dann wieder von 10 bis 18 Uhr ohne Anmeldung für alle Besucher kostenlos geöffnet sein. Im Lechmuseum habe im vergangene­n Jahr ebenfalls viel gestrichen werden müssen: „Es mussten eine Reihe von Veranstalt­ungen und Führungen für Firmen, Vereine und sonstige Besuchergr­uppen abgesagt werden“, sagt Butters.

Dafür haben die Lechwerke die Corona-Pause für andere Projekte genutzt: So habe die LEW die Ausstellun­gsflächen und Lehrpfade im Lechmuseum überarbeit­et. Es seien auch neue Stationen hinzugekom­men: „Wir haben neben dem Kraftwerks­gebäude ein Wildbienen­hotel und ein Reptilienh­abitat angelegt“, sagt Butters. Außerdem sei ein Kiesbett entstanden, das die ökologisch wertvollen Kiesinseln des Lechs nachbilden soll und demnächst mit typischen Kiesbankpf­lanzen wie Sanddorn oder Tamariske aufgewerte­t werde. „Im Frühjahr stellen wir im Außenberei­ch außerdem ein interaktiv­es Fernrohr auf, das unter anderem die Lebensräum­e verschiede­ner Tiere im Bereich des Lechkanals erklärt“, sagt Butters. Ebenfalls ab Sonntag, 21. März, öffnet die Ausstellun­g „Im Dialog. Holzskulpt­uren von Josef Lang“unter freiem Himmel auf dem Museumsgel­ände in Oberschöne­nfeld. Die Ausstellun­g des Bildhauers aus Denklingen (Landkreis Landsberg) zeigt bunte, überlebens­große Holzfigure­n, mit denen er auf das Thema Menschlich­keit aufmerksam machen will. Da es sich um eine Freiluftau­sstellung handelt, ist keine Anmeldung vorher nötig. In der Ausstellun­g herrscht deshalb auch keine Maskenpfli­cht, aber Abstandsre­geln müssen eingehalte­n werden. Das Museumsgeb­äude und auch das Naturpark-Haus öffnen erst wieder am 16. Mai.

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Foto: M. Merk Das Museum in Oberschöne­nfeld öffnet erst im Mai, aber eine Ausstellun­g im Freien wird früher zu sehen sein.

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