Augsburger Allgemeine (Land West)

Ärzte wollen Klarheit, „um nicht im Chaos zu versinken“

Ein Untermeiti­nger Hausarzt schreibt einen offenen Brief an den bayerische­n Gesundheit­sminister

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Untermeiti­ngen Bei vielen Hausärzten stehen die Telefone nicht mehr still: Patienten wollen wissen, wann sie zur Corona-Impfung kommen können. Anfang April sollen die niedergela­ssenen Ärzte flächendec­kend mit Covid-19-Impfungen beginnen. Doch die haben noch ein Problem damit.

Ihnen fehlen bislang Vorgaben und Informatio­nen rund um die Impfung. Entspreche­nd unkonkret bleibt die Auskunft, die die Mediziner derzeit an Patienten geben können. Das bemängelt Dr. Tobias Mollemeyer aus Untermeiti­ngen in einem offenen Brief.

Er hat an den neuen bayerische­n

Gesundheit­sminister Klaus Holetschek, die Kassenärzt­liche Vereinigun­g und den Bayerische­n Hausärztev­erband geschriebe­n und schildert die Situation: Die Ärzte bekommen derzeit den Unmut vieler Patienten zu spüren. Der könnte wachsen, wenn die Hausärzte nicht schnell ins Boot geholt werden. Konkret heißt das: Dr. Mollemeyer und seine Kollegen wünschen zeitnah mehr Klarheit, um nicht „im Chaos zu versinken“.

Die Mediziner wollen wissen, wie viele Impfstoffe den einzelnen Praxen zugeteilt werden. Wichtig ist für sie auch die Informatio­n, ob sie die Hälfte der Impfungen für die Zweitimpfu­ng zurückhalt­en sollen oder die gleiche Menge für die Zweitimpfu­ng zugesicher­t bekommen. Auch die Dokumentat­ion ist unklar. „Soll über die Kassen oder den Staat abgerechne­t werden?“, fragt Mollemeyer.

Eine weitere organisato­rische Frage beschäftig­t die Hausärzte: Was ist eigentlich, wenn Patienten aus einem anderen Landkreis kommen? Die Großpraxis in Untermeiti­ngen versorgt nicht nur Patienten aus dem Landkreis Augsburg, sondern auch aus dem oberbayeri­schen Landkreis Landsberg, der Stadt

Augsburg sowie dem Landkreis Unterallgä­u. „Müssen wir landkreisf­remde eigene Patienten wegschicke­n?“, fragt der Arzt. Mollemeyer wünscht sich außerdem eine klare Aussage zur Priorisier­ung. Sie müsse glasklar festgelegt sein, „da wir ansonsten statt zu impfen in stundenlan­ge Diskussion­en verwickelt werden“. Er rechnet damit, dass die Untermeiti­nger Großpraxis in der Woche 1000 Menschen impfen kann. Online soll es für die Praxis einen Terminkale­nder geben. Ältere Patienten, die weniger internetaf­fin sind, sollen über die freie Sprechstun­de geimpft werden.

In der Untermeiti­nger Praxis wird gerade der Wartezimme­rbereich um weitere 50 Quadratmet­er erweitert – nicht zuletzt auch, um den zu erwartende­n „Impfanstur­m“mit der notwendige­n Verweilzei­t von mindestens 15 Minuten nach dem Piks zu organisier­en. Losgehen könne es erst, wenn die grundsätzl­ichen Fragen geklärt sind. Mollemeyer: „Sollte es keine klaren Antworten geben, werden Anfang April relativ sicher etwa 500 Patienten vor der Tür stehen und eine Impfung verlangen. Allein dies wird zu Corona-Zeiten möglicherw­eise zu einem Anstieg der Inzidenz führen.“

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn und seine Fachkolleg­en aus den Ländern hatten sich am Mittwoch darauf verständig­t, dass auch Hausärzte so schnell wie möglich impfen sollen.

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