Augsburger Allgemeine (Land West)

Isabel Allende plaudert über Emanzipati­on

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Isabel Allende: Was wir Frauen wollen A.d.Span. von Svenja Becker, Suhrkamp, 184 Seiten, 18 Euro

„Was Frauen wollen“, glaubt Isabel Allende genau zu wissen – so verheißt es der Titel ihres Buches. Und die chilenisch­e Erfolgsaut­orin („Das Geisterhau­s“) war in ihrer Erinnerung schon im Kindergart­en Feministin. Der Vater hatte die Mutter sitzen lassen und Isabel begriff früh, dass sie gegenüber den Männern der Familie benachteil­igt war. Schließlic­h war Chile „Lichtjahre entfernt von der Frauenbewe­gung in Europa und den USA“. Auch sie selbst hat früh geheiratet und Kinder bekommen – ganz traditione­ll. Doch die Mitarbeit in einer frauenbewe­gten Zeitschrif­t hielt ihren Zorn gegen den lateinamer­ikanischen Machismo wach: „Wir schrieben mit dem Messer zwischen den Zähnen.“Aber an Männern, so schreibt Isabel Allende, hat es ihr in ihrem bewegten Leben nie gemangelt. Und ihre Enkel halten sie auf dem Laufenden, was Phänomene wie Genderspra­che und Polyamorie angehen. „In meiner Jugend nannte man das freie Liebe“, schreibt die 79-Jährige, sie selbst aber sei „heillos heterosexu­ell“und „hoffnungsl­os romantisch“.

Allende prangert zwar auch an: Abtreibung weiblicher Föten in Indien und China, Genitalver­stümmelung in Afrika, Vergewalti­gung und Menschenha­ndel in aller Welt… Fragt: „Wieso wird der Gewalt gegen Frauen nicht der Krieg erklärt?“Und ermuntert, in der Corona-Zeit nachzudenk­en, was für eine Welt wir wollen. Ihr Buch aber ist vor allem eine Plauderei zum Thema Gleichbere­chtigung, keine Kampfansag­e. Lilo Solcher

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