Augsburger Allgemeine (Land West)
Als Mädchen unter lauter Jungen
Längst sind Frauen in der Welt des Fußballs nicht mehr auf die Rolle der Spielerfrau reduziert, aber Zweifel, Spott und hochgezogene Augenbrauen gibt es immer noch genug für Mädchen und Frauen, die sich im Fußball durchsetzen wollen. Davon erzählt Martina Wildner in ihrem erfrischenden Kinderbuch „Der Himmel über dem Platz“.
Jolanda, genannt Jo, hat es in ihrer Mädchenmannschaft geschafft. Sie ist die anerkannte Stürmerin der Truppe. Aber wer im Fußball etwas werden möchte, der muss bei den Jungs mitspielen können, deshalb wechselt Jo, auch auf Geheiß ihres ehrgeizigen Vaters, in einen anderen Verein und ist fortan einziges Mädchen in der Mannschaft. Ahmed, Sigi, Ron und Niclas machen es ihr nicht leicht. Nicht nur, dass es jetzt mit ihrer unangefochtenen Position vorbei ist, sie muss auch gegen Mobbing, Neid und Einsamkeit kämpfen. Das nagt so an ihr, dass sie sich selbst nichts mehr zutraut, im Fußball nicht und auch nicht neben dem Feld. Erst als ihr der Nachbar Kubitschek einen Rat gibt, findet sie ihre Stärke und sieht, dass sie nicht allein ist.
Wildners ungewöhnliches Fußballbuch wirft einen Blick auf Geschlechterstereotypen und Rollenzuweisungen. Treffend beschreibt die mehrfach ausgezeichnete Autorin die Stimmung in Jugendmannschaften, sie geht auf die Faszination des Sports genauso ein wie auf aggressive Väter am Spielfeldrand und die Ausgrenzung von Minderheiten. Birgit Müller-Bardorff
Romana Roman yschyn (T.), An drij Lessiw (Ill.): Sehen
Aus dem Ukraini schen von Claudia Dathe; Gerstenberg, 56 Seiten,
20 Euro
– ab 8 Jahre
Martina Wildner: Der Himmel über dem Platz
Beltz & Gelberg, 218 Seiten, 13,95 Euro
– ab 11 Jahre
Im Leben ist es nicht wie im Film. Da weiß man immer, womit man es zu tun bekommt. Im Science Fiction mit dem Weltraum, im Horror-Thriller mit Monstern, im Liebesfilm mit einem Happy End. Aber das Leben ist eben nicht so berechenbar, weiß Film-Fan Sebastian. Er ist sich deshalb nicht sicher, was er davon halten soll, dass er am Morgen noch einem Taylor-Swift-artigen PPW (perfektes weibliches Wesen) einen Kugelschreiber geliehen hat und nichts mehr erhofft hatte, als ein Wiedersehen mit diesem Traum-Mädchen, nun aber mit der flippigen Frida im Kino sitzt und „Casablanca“anschaut. Frida hat ihn aus einer peinlichen Situation gerettet, und jetzt sieht es so aus, als ob er sie nicht mehr los wird an diesem Schnuppertag an der Uni.
Der australische Erfolgsautor Michael Gerard Bauer startet furios in seinen neuen Jugendroman „Dinge, die so nicht bleiben können“und hält Tempo wie Niveau mühelos bis zum Ende. Nur knapp einen Tag beschreibt er und lässt dabei die Möglichkeiten anklingen, die das Leben 16-Jährigen bietet: die Erfahrung von Freundschaft, die Hoffnungen auf die Zukunft und die Sehnsucht nach Vertrauen, ebenso aber die tiefen Verletzungen, die in der Vergangenheit liegen. Das ganz große Gefühlskino also, aber nie driftet Bauer in Kitsch und Pathos ab. Witzig, spritzig und eloquent treffen – auch in der glänzenden Übersetzung von Ute Mihr – drei Jugendliche (Sebastians Freund Tolly ist zwischendurch auch mit dabei) aufeinander, die wissen, wie der Schlagabtausch mit Worten funktioniert. In „Nennt mich nicht Ismael“und den beiden Folgebänden hatte Bauer die flotte Dialogkunst schon zur Meisterschaft gebracht, nach einem allzu um Komik