Augsburger Allgemeine (Land West)

Büroimmobi­lien sind trotz Corona gefragt

Stadtentwi­cklung In Augsburg entstehen einige hochmodern­e Gebäude. Entgegen erster Skepsis sind sie sehr beliebt. Das Beispiel eines Unternehme­ns zeigt warum. Auch Faktoren wie ein hoher Freizeitwe­rt der Stadt spielen eine Rolle

- VON ANDREA WENZEL

Christian Cramer ist Chef von Systemhaus Cramer in Hamm und möchte demnächst einen Standort in Augsburg eröffnen. Die Stadt hat sich gegen 25 andere Standorte durchgeset­zt, die das Unternehme­n für sein Vorhaben geprüft hat. Unter anderem, weil man hier Potenzial für das eigene Geschäftsm­odell sehe, die positive Entwicklun­g der Stadt überzeugt habe und man glaubt, hier die passenden Fachkräfte zu finden.

Wie viele Mitarbeite­r das Systemhaus Cramer bald beschäftig­en wird, ist dabei noch offen. Um die 20 bis 30 werden als erste Losgröße genannt. Für sie braucht der Firmenchef dann auch ein passendes Büro. Klassische Mietobjekt­e seien für ein Unternehme­n im Aufbau aber schwierig sagt der Firmenchef. „Wenn ich noch nicht genau weiß, wie viele Mitarbeite­r ich einmal haben will und wie schnell sich das Unternehme­n konkret entwickeln wird, brauche ich eine Fläche, die ich flexibel nutzen und gegebenenf­alls schnell an die Mitarbeite­rzahl anpassen kann.“

Dazu seien für ihn eine gute Erreichbar­keit, die Nähe zu Grün für die Mittagspau­se und kurze Mietlaufze­iten wichtige Faktoren. Weil es sich beim Systemhaus Cramer um ein Unternehme­n aus der IT-Branche handelt, sei auch ein guter Internetan­schluss unverzicht­bar. Der Mietpreis spiele dabei nur eine untergeord­nete Rolle. „Wir sind in unserer Branche zum Glück in der Lage, dass wir hier nicht auf jeden Euro achten müssen“, gibt er offen zu.

Ein konkretes Objekt hat Cramer in Augsburg zwar noch nicht im Blick, doch das Beispiel des Systemhaus­es zeigt, dass moderne und vor allem flexible Bürofläche­n immer häufiger gefragt sind – auch in Zeiten, in denen sich das Homeoffice als Alternativ­e zum starren Büro-Arbeitspla­tz etabliert hat, und vor allem weil das Thema Work-Life-Balance an Bedeutung gewinnt.

Dass immer mehr Unternehme­n Wert auf die Ausstattun­g einer Büroimmobi­lie legen, um bei hochqualif­izierten Mitarbeite­rn zu punkten und diese zu binden, ergab jüngst auch eine Analyse der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH zusammen mit fünf Augsburger Bauträgern, Projektent­wicklern sowie der bulwienges­a AG. Die Stadt hat für diese Entwicklun­g bereits die richtigen Angebote, sagen die Branchenke­nner. Das würden aktuelle Neubauproj­ekte, wie der Toni Park an der Rumplerstr­aße, Weitblick 1.7 auf dem Areal des Innovation­sparks oder der Sheridan-Tower in Pfersee zeigen, wo hohe Gebäudesta­ndards gelten, aber auch Bürokonzep­te der Zukunft umgesetzt werden. Weitere Büroimmobi­lien dieser Art sind in Planung oder Bau, wie der „Innovation­sbogen“auf dem Gelände des Innovation­sparks, den die Walter Beteiligun­gen und Immobilien AG realisiere­n wird oder der Sheridan Campus in Pfersee (Eco Office GmbH & Co. KG).

Dabei gab es lange kritische Stimmen, ob Augsburg der richtige Standort für Gewerbeimm­obilien dieses Niveaus sei. „Lange dachte man, für solche Immobilien würde man in Augsburger keine Firmen als Mieter finden. Jetzt haben wir den

Spieß aber umgedreht und mal geschaut, was passiert, wenn die Immobilien einfach vorhanden sind“, sagt Stephan Deurer, Geschäftsf­ührer der ECO Office GmbH & Co. KG. Das Ergebnis: Dieses Angebot generiert Nachfrage, vor allem auch von Unternehme­n und Investoren außerhalb der Region. „Viele dieser Objekte sind bereits vor Fertigstel­lung so gut wie voll vermietet“, merkte Andreas Lesser, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Toni Immobilien Dr. Krafft KG unlängst bei einem Marktgespr­äch an.

Dabei profitiert­en die Anbieter der Flächen von weiteren positiven Entwicklun­gen in der Stadt, so die Experten. Zu diesen Faktoren zählt die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH unter anderem einen hohen Freizeitwe­rt, niedrigere Lebenshalt­ungskosten und Mieten wie beispielsw­eise in München sowie die steigende Zahl der Ansiedlung von Unternehme­n und Forschungs­einrichtun­gen in Zukunftsbr­anchen. Auch die Digitalisi­erung und das Thema Vereinbark­eit von Privatlebe­n und Beruf leisteten ihren Beitrag: Unternehme­n bieten ihren Mitarbeite­rn Bürofläche­n in Augsburg an, um das Pendeln nach München zu vermeiden.

Über einen Mix an Faktoren, der auch bestehende und weniger moderne Gewerbeimm­obilien attraktiv halte und manche ihrer Besitzer zu Modernisie­rungsmaßna­hmen animiere, freuen sich die Branchenve­rtreter und Makler. Augsburg sei für alle Bedarfe gut aufgestell­t und könnte in vielen Segmenten auch kurzfristi­g Flächen zur Verfügung stellen. Die Nachfrage nach Gewerbeimm­obilien sei demnach während der Corona-Krise zwar kurzzeitig etwas zögerlich, jedoch unveränder­t hoch, so ihr Fazit. Augsburg sei eine der wenigen Städte, die auch im Pandemieja­hr 2020 Leerstand im Bürofläche­nmarkt reduzieren und so der nach wie vor steigenden Zahl an Büroarbeit­splätzen Rechnung tragen konnte.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Toni Park an der Rumplerstr­aße wächst. Er bietet moderne Bürofläche­n und ist unter anderem neuer Standort einer verblieben­en Fujitsu‰Sparte.
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Foto: Toni Immobilien Dr. Krafft KG Die Visualisie­rung zeigt, wie die Gewerbeimm­obilien im Toni Park einmal aussehen sollen.

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