Augsburger Allgemeine (Land West)
Teststäbchen für die Schulen
Corona Am Dienstag sollen die ersten Selbsttests im Landkreis Augsburg ankommen. Wie die Untersuchungen dann umgesetzt werden könnten, das ist aber noch teilweise unklar
Landkreis Augsburg Die Grundschule in Ustersbach ist eine der wenigen im Landkreis Augsburg, in der im Moment alle Kinder gleichzeitig in den Klassenzimmern lernen können. Weil Kinder aus dem Kinderheim im Ort oder Zwillinge nebeneinander sitzen dürften und auch noch das Pfarrheim im Forum Ustersbach genutzt werden könne, gehe das, berichtet Schulleiterin Gabriele Wolff. Sie findet es gut, dass nun weitere Testmöglichkeiten helfen sollen, Corona-positive Schülerinnen und Schüler früh zu erkennen. Wie die Tests jedoch genau ablaufen sollen, „da sind wir noch etwas ratlos“, sagt sie. Im Kreis der Kollegen ist sie nicht die einzige.
Die Zahl ist zunächst einmal beeindruckend: 30.000 Selbsttests sollen am Dienstag, 16. März, im Landratsamt für den Gebrauch in Schulen und Kitas ankommen. Gemäß der Zahl von Personal und auch Schülerinnen und Schülern werden sie dann auf die Einrichtungen verteilt und zum Teil von den Schulen selbst abgeholt, heißt es aus dem Landratsamt. Das Kultusministerium will, dass Lehrkräfte zweimal in der Woche, Schülerinnen und Schüler einmal in der Woche die Tests selbst durchführen können. In den Schulen bereits angekommen ist ein Erklärvideo, das zeigt, wie der Test angewendet werden soll. Während ihn Lehrerinnen und Lehrer zu Hause ausführen können, soll das für die Schülerinnen und Schüler vor Ort in der Schule geschehen.
Gabriele Wolff bleibt jedoch skeptisch, ob das mit Kindern, die teilweise erst sechs Jahre alt sind, auch klappen kann. Wie solle überprüft werden, ob das Teststäbchen nicht zu tief oder zu wenig tief in die Nase eingeführt werde? Ihr Kollege, Schulleiter Jürgen Seipt-Wunderwald von der Realschule in Zusmarshausen, weiß noch nicht, was mit den benutzten Teststäbchen geschehen soll, vor allem dann, wenn auch mal ein positiver dabei ist. Einfach in den Hausmüll? Geklärt sei diese Frage noch nicht. Schulleiter Stephan Düll vom Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß treibt dazu eine weitere Frage um: „Ist es sinnvoll, dass 15 Schülerinnen und Schüler in einem Klassenzimmer gleichzeitig die Maske abnehmen“, um nach möglichen Viren in ihren Nasen zu suchen? „Ich bin nur ein Laie“, so Stephan Düll weiter, aber dieser Moment komme ihm doch risikoreich vor.
Er hat deshalb einen anderen Vorschlag: Sinnvoll wäre es doch, zumindest für das Schulzentrum in Neusäß, das immerhin von rund 4000 Schülerinnen und Schülern plus dem Schulpersonal besucht wird, ein eigenes Testzentrum einzusetzen. Dort könnten dann auch Selbsttests durchgeführt werden, aber am besten im Freien und unter der Anleitung von geschultem Personal. „Ich habe den Eindruck, dass wir einfach zu spät anfangen“, so Stephan Düll. Er ist nicht nur Schulleiter, sondern auch im Hauptvorstand des Bayerischen Philologenverbands. Dort stelle man sich unter anderem die Frage, warum Lehrkräfte zweimal in der Woche getestet werden sollen, Schülerinnen und Schüler hingegen nur einmal. Nur mit vergleichbaren Ergebnissen lasse sich am Ende doch auch sagen, ob der Unterricht in einer Klasse sicher sei oder nicht.
So weit ist das bayerische Kultusministerium allerdings noch nicht mit seinen Überlegungen – und so eilig hat man es auch nicht. Aus der dortigen Pressestelle heißt es, dass im Moment ein Schreiben an die Schulen aufgesetzt werde, wie die Tests am besten umgesetzt werden könnten. Bis dahin verweist die Pressestelle zudem auf die Testmöglichkeiten in den einzelnen Städten und Landkreisen in den dortigen Testzentren.
Der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Schwaben, Christoph Henzler, verdeutlicht, dass die Schulen aufgerufen sind, passende Testkonzepte selbst zu entwickeln. Diese sollten dann spätestens nach Ostern in Kraft treten. Hintergrund sei, dass doch die Gegebenheiten an den Schulen recht unterschiedlich seien und es deshalb wenig sinnvoll sei, strenge Vorgaben von außen zu machen, ergänzt der fachliche Leiter des Schulamts für den Landkreis Augsburg, Thomas Adleff, der für die Grund- und Mittelschulen zuständig ist. Viel hänge ja zudem von der Zahl der tatsächlich gelieferten Tests ab, so Adleff weiter.
Worauf Ministerialbeauftragter Henzler zudem hinweist: Dem Test für Schülerinnen und Schüler müssen die Eltern zustimmen, er ist und bleibt freiwillig. Das bedeute aber auch, dass jeder, der nicht mitmacht, dennoch weiterhin am Unterricht teilnehmen darf, so Schulleiter Jürgen Seipt-Wunderwald aus Zusmarshausen im Folgeschluss. Im Landkreis Augsburg wird das Testen an sich hingegen als gute Möglichkeit der Vorsorge angenommen: Allein am vergangenen Freitag wurden im Testzentrum in Hirblingen 800 Schnell- und Labortests ausgeführt.
Im Kultusministerium hat man es nicht eilig